Ostern ist für die Christen das Fest der Auferstehung Jesu, der Tag, an dem das Leben über den Tod gesiegt hat. Dabei dreht sich in den evangelischen und katholischen Kirchengemeinden viel um die Themen Hoffnung und Neubeginn, was wohl vielen Menschen in den aktuellen, krisenbehafteten Zeiten schwerfallen dürfte, mit in den Alltag zu nehmen. Darum haben wir bei den katholischen Bischöfen aus Trier, Mainz und Limburg sowie den evangelischen Kirchenoberen der Landeskirchen nachgefragt, welches Signal die Osterzeit den Menschen vor diesem Hintergrund vermittelt und wie sie selbst die anstehenden Feiertage verbringen werden.
„Die Botschaft von Ostern ist, dass Gott stärker ist als alle Mächte des Todes.“
Christiane Tietz, Kirchenpräsidentin der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau
„Die Botschaft von Ostern ist, dass Gott stärker ist als alle Mächte des Todes“, sagt Christiane Tietz, Kirchenpräsidentin der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Sie ist überzeugt, dass daher das Leben und die Liebe das letzte Wort haben – und nicht das Sterben und der Hass. Dieses Wissen gebe ihr Kraft, sich dafür einzusetzen, eben diesen positiven Mächten mehr Raum in der Welt zu geben.
Passend dazu wird Tietz an den Feiertagen in ihren Gottesdienst sowohl auf das Leben, als auch den Tod eingehen: Am Karfreitag hält sie einen Gottesdienst in der Katharinenkirche Frankfurt, der an das Leiden und Sterben des Messias erinnert. Am Ostermontag werde dann in der Dreikönigskirche in Frankfurt die Wiederauferstehung Jesus gefeiert. „Mir ist es an Ostern wichtig, beides bewusst zu begehen: erst den Karfreitag als stillen Feiertag und dann die frohen Ostertage.“ Darüber hinaus plant sie, einen langen Osterspaziergang zu unternehmen und den Frühling zu genießen.
„Das Leben ist mehr als Angst, Sorge und Stress.“
Peter Kohlgraf, Bischof im Bistum Mainz
Für den Mainzer Bischof Peter Kohlgraf ist die Zeit vom Palmsonntag bis zum Ostermontag geprägt von Gottesdiensten, in denen es ebenfalls darum geht, das Leben und den Tod von Jesu zu feiern. Dabei habe Ostern für ihn viel mit Zuversicht zu tun. „Hoffnungslosigkeit angesichts politischer, gesellschaftlicher und persönlicher Entwicklungen ist nicht alles. Leben ist mehr“, macht der Bischof deutlich. Seinen Vorsatz, sich nicht von Stress und Sorgen in die Enge treiben zu lassen und auch Freude und Zuversicht zu erleben, untermalt Kohlgraf mit „Worten aus der christlichen Spiritualität“: „Von allen Seiten werden wir in die Enge getrieben und finden doch noch Raum; wir wissen weder aus noch ein und verzweifeln dennoch nicht“ (2 Kor 4,8).
Die Zuversicht sei an jedem Sonntag ein zentrales Thema in den Gottesdiensten und werde rund um Ostern eben besonders hervorgehoben, erzählt Kohlgraf. Er vertraue seiner Zuversicht, denn das Leben sei mehr „als Angst, Sorge und Stress“. Das solle nicht in Vergessenheit geraten. Im Anschluss an die Ostertage plant der Bischof, sich von diesem Gottesdienst-Marathon zu erholen und sich einige Tage in ein Kloster zurückzuziehen.
„Ostern ist der Inbegriff meiner Hoffnung - gerade auch angesichts aktueller Entwicklungen.“
Thomas Latzel, Präses der evangelischen Kirche im Rheinland
„Unser christlicher Glaube an die Auferstehung Christi gibt mir die Zuversicht, dass die schwierigen Zeiten und der Tod am Ende nicht das letzte Wort haben“, sagt Weihbischof Robert Brahm vom Bistum Trier über das Signal, welches Ostern für die Menschen ausstrahlt. Er verbringt die Feiertage rund um den Trierer Dom und wird dort gemeinsam mit den Gläubigen vor Ort Gottesdienste feiern und mit seinen Mitbrüdern die Osterzeit begehen.
Thorsten Latzel, Präses der evangelischen Kirche im Rheinland, wird die Feiertage neben dem Besuch „von guten Freunden“ ebenfalls mit Gottesdiensten verbringen. „Gerade die Osternacht ist für mich einer der berührenden Momente im ganzen Kirchenjahr: wenn das Licht der Hoffnung mitten in der Finsternis aufleuchtet“, verrät der Kirchenobere. Er liebe es, die alten Osterlieder zu singen, und die Feiertage seien für ihn, als habe das Leben selbst Geburtstag. „Ostern ist der Inbegriff meiner Hoffnung – gerade auch angesichts aktueller Entwicklungen“, teilt Latzel mit. Das Signal, welches von den christlichen Feiertagen ausgehe, sei, dass Gott dort neues Leben schafft, wo die Menschen nicht mehr weiter wissen. Laut dem Präses siege in Christus die Liebe über den Tod und Gott tritt an die Seite aller Leidenden. „Das gibt mir die Kraft, selbst aufzustehen gegen Unrecht, Hass und Gewalt. Sie werden am Ende nicht bestehen“, ist sich Latzel sicher. Er weist außerdem darauf hin, dass immer noch Christus der Herr über Leben und Tod sei, und nicht die Gewaltherrscher dieser Welt – „Gott sei Dank!“
„In einer Welt, in der viele Menschen von Unsicherheit, Krieg und Zukunftsangst betroffen sind, ist das eine unfassbare Zusage: Gott hat sich für das Leben entschieden.“
Georg Bätzing, Bischof im Bistum Limburg
Auch Georg Bätzing, Bischof von Limburg, ist der Meinung, dass Ostern die Menschen daran erinnert, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. „In einer Welt, in der viele Menschen von Unsicherheit, Krieg und Zukunftsangst betroffen sind, ist das eine unfassbare Zusage: Gott hat sich für das Leben entschieden“, führt er aus. Der auferstandene Christus zeige laut Bätzing, dass kein Leid und keine Dunkelheit stärker sind als Gottes Liebe. Der Bischof verweist außerdem auf die Ursprünge des Osterfestes, die bei den ersten Christen liegen, die „Ostermenschen“ waren. „Sie glaubten, dass ihre Hoffnung auf Leben über den Tod hinausgeht, und daraus erwuchs ein neues Miteinander: mitfühlend, gerecht, fürsorglich“, erklärt Bätzing. Eben diese Kultur brauche man seiner Meinung nach heute mehr denn je. Ostern rufe die Menschen zu mehr Menschlichkeit, Solidarität und einem Glauben auf, der dem Leben dient. „Für mich ist das ein Hoffnungszeichen mitten in einer unruhigen Zeit.“
Die Osterzeit versucht der Limburger Bischof bewusst zu gestalten, da das für ihn die wichtigsten Tage des Jahres sind. Er freue sich immer sehr darauf und lasse sich „von der Kraft der biblischen Texte“ mitnehmen. „Ich liebe die Liturgie dieser Tage mit ihren starken Zeichen und Riten“, sagt Bätzing. Es bereite ihm große Freude, die besonderen Gottesdienste in dieser Zeit zu gestalten und das Wort Gottes in den Predigten auszulegen.