Daran wird sich auch noch eine geraume Zeit nichts ändern. Jeder, der den Bürgern etwas anderes auch nur andeutet, treibt Schindluder. Schindluder mit Vertrauen und Hoffnung, die nicht nur wegen der unbarmherzigen und unberechenbaren Natur eines Virus allmählich abhandenzukommen drohen. Es gab einfach zu viele handfeste Ärgernisse. Das Land, das einen der rettenden Impfstoffe sowohl erfindet als auch produziert, schafft es nicht, ihn so zu bestellen und zu verteilen, wie man es braucht. Wäre das gelungen, wären vielleicht weniger Menschen skeptisch geworden. Dann bräuchte man jetzt nicht über eine Impfpflicht zu reden.
So aber wird diese Debatte zum nächsten Keil in der Mitte der Gesellschaft. Einer Mitte, die schon vor Corona wegen solcher Megathemen wie Finanzkrise, Migration und Klimawandel immer weniger in sich ruhte. Der Klimawandel schlug zeitgleich zur Pandemie unfassbar brutal im Ahrtal zu. Und auch dort lassen Politik und Verwaltung die Menschen bis heute häufig allein – spätestens, wenn es um die versprochenen schnellen Hilfszahlungen geht. Noch ein Stück Normalität und Sicherheit, das bis heute einfach nur fehlt.
Wenn wir nun in die Feiertage gehen, werden all diese und weitere Probleme nicht verschwinden. Aber wir werden eine Gelegenheit haben, die aktuell wohl einzige verlässliche Kraftquelle anzuzapfen, um trotz aller Zeitläufe doch ein wenig in uns selbst zu ruhen: uns selbst eben. Für uns selbst, aber auch für unsere Mitmenschen, mit denen wir trotz aller teilweise heftig aufeinanderprallenden Meinungen auch in Zukunft vernünftig zusammenleben müssen. Ohne diese Kraftquelle in uns wird dies kaum möglich sein. Nutzen wir also die Gelegenheit, die die Feiertage uns bietet. Ruhen wir uns aus, denken wir dabei nach und tanken neue Kraft. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, im Namen der gesamten Redaktion frohe Weihnachten!
E-Mail: lars.hennemann@rhein-zeitung.net