Mainz – Rot-Grün in Rheinland-Pfalz rückt zunehmend von den privaten Pächtern des kriselnden Nürburgrings ab. Erstmals wandte sich die SPD im Mainzer Landtag nicht nur gegen den umstrittenen Unternehmer Kai Richter, sondern auch gegen den Hotelmanager Jörg Lindner.
Der SPD-Rechtspolitiker Clemens Hoch nannte es am Donnerstag eine Katastrophe, wie an der Rennstrecke in der Eifel mit Mitarbeitern und Geschäftspartnern umgegangen werde.
„Der Zickzackkurs und die Hängepartie der Pächter nutzt keinem was“, sagte Hoch. „Das Verdikt des Vertragsbruchs steht im Raum.“
Vereinbarungen mit dem Land würden nicht eingehalten. Von Richter, der bereits seit langem im Visier der Koblenzer Staatsanwaltschaft ist, habe er nichts anderes erwartet. Lindner aber habe „bislang“ einen guten Ruf gehabt.
Wegen der Besucherflaute am riesigen Freizeitpark am Nürburgring will die Geschäftsleitung der Nürburgring Automotive GmbH (NAG) Teile des Angebots längerfristig schließen und 92 Stellen streichen. Seit längerem streitet sie mit dem Land um die steigende Millionenpacht, geht aber davon aus, sie bei Umsetzung ihres Sparkonzepts zahlen zu können.
Gedanken machen über Vertragsauflösung
Der Geschäftsführer der Grünen-Fraktion, Nils Wiechmann, sagte im Einklang mit der SPD, wenn die Vereinbarungen nicht eingehalten würden, „müssen wir uns natürlich Gedanken über Vertragsauflösung, Neuausschreibung und konsequenten Kassensturz machen“. Die CDU-Opposition sprach erneut von einem gescheiterten Konzept.
Grünen-Fraktionschef Daniel Köbler sagte, es sei nicht möglich, die Pächter sofort „vor die Tür zu setzen“. Denn dann könnten sie viele Millionen Euro an Steuergeld als Schadenersatz fordern.
Der CDU-Parlamentarier Alexander Licht sprach abermals von drohender Insolvenz und von Intransparenz bei den Geschäftszahlen am Ring. CDU-Fraktionsvize Christian Baldauf kritisierte, die frühere SPD-Alleinregierung habe den Pachtvertrag nur geschlossen, „um über die Landtagswahl gerade so noch zu kommen“.