Prozessauftakt in Koblenz
Kriegswaffen, 10.000 Patronen und TNT gebunkert
Prozessauftakt am Landgericht Koblenz: Der Angeklagte nimmt neben seinem Verteidiger, Rechtsanwalt Mathias Schaefer, Platz.
Johannes Mario Löhr

Er nennt sich selbst einen „Waffen-Narr“: der 63-Jährige, der sich nun am Koblenzer Landgericht wegen Verstößen gegen das Waffengesetz verantworten muss. Auch den Sprengstoff TNT besaß er. Um Silvesterböller daraus zu bauen, wie er behauptet?

Aktualisiert am 25. Februar 2025 16:40 Uhr

Ein Prozess um Kriegswaffen und Sprengstoff ist am Koblenzer Landgericht angelaufen. Auf der Anklagebank sitzt ein 63-Jähriger aus dem Rhein-Lahn-Kreis, dessen Haus komplett mit Waffen zugestellt gewesen sein soll. Der Angeklagte behauptete beim Prozessauftakt, dass er aus dem bei ihm sichergestellten Sprengstoff TNT Silvesterböller gebaut habe.

Dem Mann werden von der Staatsanwaltschaft Verstöße gegen das Waffengesetz und das Kriegswaffenkontrollgesetz zur Last gelegt. Sowohl mit Munition als auch mit Waffen soll der Mann ohne Erlaubnis Handel getrieben haben. Ihm wird ferner vorgeworfen, Munition hergestellt und Waffen umgebaut zu haben. Außerdem soll er im Besitz von Waffen, Waffenteilen, Munition sowie Sprengstoff gewesen sein, ohne über die erforderliche Erlaubnis oder Genehmigung zu verfügen. Unter anderem soll der 63-Jährige über 10.000 Patronen scharfer Munition besessen haben.

Angeklagter will nicht fotografiert werden

Mit einem Rollator betritt der 63-Jährige beim Auftakt den Gerichtssaal. Er will nicht fotografiert werden. Weil die Kameras aber nicht verschwinden, sagt Verteidiger Mathias Schaefer zu seinem Mandanten, dass er sich nicht sorgen brauche - in den Medien werde sein Foto später gepixelt, sein Gesicht also unkenntlich gemacht. Doch der 63-Jährige schaut immer noch missmutig drein. Die Verlesung der Anklage dauert über 20 Minuten. Gelistet werden unter anderem Sturmgewehre, Maschinenpistolen, panzerbrechende Munition, Revolver, halb automatische Waffen, eine Pumpgun und rund 10 Kilo TNT. Während der Anklageverlesung schüttelt der Mann immer wieder mit dem Kopf.

Er behauptete in Koblenz, dass er zu keiner Zeit mit Waffen oder Munition gehandelt habe. Er gab an, über einen Wiederladeschein zu verfügen, der es ihm erlaube, für den eigenen Gebrauch Munition herzustellen. Denn Munition sei teuer – und er sei in gleich zwei Schützenvereinen aktiv. Auch auf Anfrage von Kameraden aus dem Verein habe er also Munition hergestellt, hieß es. Und er habe damit nichts verdient.

„Ich habe mal daraus Silvesterböller hergestellt.“
Der Angeklagte über den Sprengstoff TNT

Der 63-Jährige räumte ein, dass er mehr Waffen in seinem Besitz gehabt habe als auf seiner Waffenbesitzkarte gelistet. Der Mann bezeichnete sich selbst als „Waffen-Narr“ und „Waffensammler“, die Anklagevorwürfe stimmten nur bedingt, hieß es. Viele Waffen seien defekt gewesen, manche habe er bloß zwischengelagert, sie gehörten ihm nicht. Andere Punkte räumte er ein. Über den Sprengstoff TNT etwa sagte er: „Ich habe mal daraus Silvesterböller hergestellt.“ Und diese dann auch gezündet. Es soll laut geknallt haben und in dem Feld, wo er sie gezündet haben will, sei eine „hauchfeine Delle“ gewesen. Auch eine Anleitung zum Bau einer Bombe war bei dem Mann gefunden worden. „Das stammt noch aus meiner Schulzeit“, sagte der dazu im Gericht. Er habe damals einen ziemlichen Hass auf seine Mutter gehabt. „Da hatte ich wirklich Lust, die wegzutun.“ Er habe es aber dann doch bleiben lassen. Es sind weitere Prozesstage anberaumt.

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