In die Ermittlungen im Mordfall Amy Lopez kommt neuer Schwung. Den Spezialisten des Landeskriminalamts Wiesbaden ist es gelungen, mit hoher Wahrscheinlichkeit die DNA des Täters zu ermitteln. Dazu haben sie Hautschuppen aus den alten Asservaten isoliert, die 30 Jahre nach dem brutalen Verbrechen auf der Festung Ehrenbreitstein zu dem Mann führen könnten, der die US-Touristin am 26. September 1994 vergewaltigt und ermordet hat.
Wir haben schon mehr als zehn Hinweise aus der Bevölkerung erhalten.
Kriminalhauptkommissarin Simone Roeder
Die Resonanz auf die Berichterstattung unserer Zeitung zu der neuen heißen Spur ist auch Jahrzehnte nach der Tat groß. „Wir haben schon mehr als zehn Hinweise aus der Bevölkerung erhalten“, zieht Kriminalhauptkommissarin Simone Roeder eine Zwischenbilanz. Der letzte sei erst Anfang dieser Woche bei der Kriminalwache Koblenz eingegangen. Alle Zeugenhinweise werden an die Mordkommission im Polizeipräsidium Koblenz weitergeleitet und ausgewertet. Konkrete Angaben zum Inhalt der Aussagen kann Simone Roeder aus ermittlungstaktischen Gründen nicht machen. Nur so viel: „Es waren einige vielversprechende Hinweise dabei“, betont die leitende Ermittlerin im Fall Lopez. Manche Sachverhalte seien den Kripobeamten zuvor nicht bekannt gewesen.
Somit kann das K11 jetzt noch weitere Puzzlestücke zusammenfügen, um dem Mörder der damals 24-jährigen US-Amerikanerin auf die Spur zu kommen. Die Luft für den Täter wird dünner. In keinen „Cold case“ – also einem lang zurückliegenden, ungelösten Verbrechen – investiert die Koblenzer Mordkommission derzeit so viel Personal und Zeit, um den Mörder hinter Schloss und Riegel zu bringen. Ein dreiköpfiges Team arbeitet sich gerade durch die alten Akten, um Hunderte Zeugen zur freiwilligen Speichelprobe vorzuladen. „Wir geben nicht auf“, betont die Kriminalhauptkommissarin. Mord verjährt bekanntlich nie.
Die Ermittler seien dazu auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen und dankbar für jeden Hinweis. „Zeugen, die etwas beobachtet haben, sollen sich auf jeden Fall bei uns melden“, sagt Simone Roeder. Jeder Hinweis werde ernst genommen und überprüft. Oft seien gerade Details entscheidend, die potenzielle Zeugen nicht für wichtig halten, die aber neue Spuren eröffnen könnten. Die Kriminalwache Koblenz ist deshalb rund um die Uhr besetzt, um Anrufe entgegenzunehmen.
Alle werden vertraulich behandelt, versichert Simone Roeder. Den Großteil der neu eingegangenen Zeugenaussagen habe das Ermittlerteam schon bearbeitet. Die meisten Anrufer kommen aus der Region rund um Koblenz und erinnern sich auch drei Jahrzehnte nach der Tat noch erstaunlich genau an ihre Beobachtungen aus dem Jahr 1994. Der Mordfall Amy Lopez sei immer noch sehr präsent bei den Menschen.
Amys Vater hofft auf späte Gerechtigkeit
Vor allem die Angehörigen des Opfers wollen, dass der Mörder endlich gefunden wird. Amys Vater Robert Rimbau hat unsere Berichterstattung im Internet verfolgt und will nun Kontakt zur Mordkommission Koblenz aufnehmen. Der mittlerweile 84-Jährige, der die Asche seiner geliebten Tochter in seiner Heimat Argentinien in den Fluss Paraná gestreut hat, hofft, dass der Fall noch zu seinen Lebzeiten gelöst werden kann. Dann kann auch er, der seit drei Jahrzehnten um Amy Lopez trauert, endlich Ruhe finden.
Hinweise nimmt die Kriminalwache Koblenz unter Tel. 0261/92156390 entgegen.