Von unserem Redakteur Reinhard Kallenbach
Koblenz – Die Chancen stehen gut, dass Koblenz ausgerechnet zur Buga an ganz zentralen Stellen richtig hässlich aussieht. Das liegt an den klaffenden Baulücken, die am 15. April 2011 garantiert nicht geschlossen sein werden. SPD und Freie Wähler (FBG) würden das Problem gern nach dem Berliner Vorbild lösen.
Bekanntlich gibt es in der Hauptstadt auch in zentralen Bereichen zahlreiche „Investitionsruinen“ oder unbebaute Grundstücke. Die Planer machen aus der Not eine Tugend und verdecken die Lücken mit gewaltigen Transparenten. Die Motive sind mitunter beeindruckend: Gigantische Porträts oder Scheinarchitektur täuschen darüber hinweg, dass eigentlich nur Problembereiche kaschiert werden sollen. SPD und FBG wollen jetzt bei einer Spezialfirma nachrechnen lassen, ob und zu welchem Preis so etwas auch möglich ist.
„Es geht nicht darum, irgendjemand für die Baulücken verantwortlich zu machen. Wir müssen jetzt handeln“, so SPD-Fraktionsvorsitzende Marion Lipinski-Naumann. Und genau deshalb soll in der Ratssitzung am morgigen Freitag eine Anfrage der Sozialdemokraten Thema sein. Damit soll nicht nur geklärt werden, ob bis zur Buga konkrete Baumaßnahmen der Grundstückseigentümer geplant sind, sondern auch ein „Plan B“. Mit diesem könnten die Eigentümer zumindest verpflichtet werden, die hässlichen Grundstücke zu verdecken. Inwieweit die Immobilieneigentümer finanziell an der Aktion beteiligt werden könnten, kann derzeit noch nicht gesagt werden.
Nur eines ist klar: Schlichte Plakatwände können es nicht werden. Das wäre ein Rückfall in die Zeit des Wiederaufbaus. SPD-Ratsmitglied Fritz Naumann hat da ganz klare Vorstellungen und bringt kunstfertig arrangierte Motive ins Spiel, die von Sponsoren finanziert werden und die im Gegenzug ihr Logo anbringen könnten. Wie das aussehen kann, hat die Firma Apple bereits im Berlin der 90er-Jahre deutlich gezeigt: Ein riesiger Kopf, ein kleines Zeichen – und schon dachte niemand mehr an eine Bauruine. Eine andere Variante wären täuschend echte Kulissen, wie sie auch heue noch in der Nähe des Potsdamer Platzes zu finden sind.
Einen ganz praktischen Vorschlag hat Manfred Gniffke. Der FBG-Fraktionschef schlägt vor, örtliche Graffiti-Künstler und die Hersteller solcher Transparente zusammenzubringen. Was auf den ersten Blick utopisch erscheint, nimmt bei einem Abstecher unter die Europabrücke klare Konturen an. In der Lützeler Weinbergstraße ist genau dieser Typus von überdimensionalen Porträts zu finden, der die Szene in den Metropolen weltbekannt gemacht hat.
Die einfachste Lösung wäre es jedoch, wenn zur Buga die Einrichtung von Baustellen gelänge. Darin dürften sich die Fraktionen im Rat und die Verwaltung einig sein. Auf diese Weise könnte man den Gästen wenigstens demonstrieren, dass Koblenz aufblüht und sich ständig weiterentwickelt. Doch genau das dürfte schwer werden. Entwarnung gibt es nämlich nur im Altengraben und am „Dähler Eck“. In beiden Fällen laufen die Planungen, und es besteht eine gute Chance, dass im Frühjahr die Baustellen eingerichtet werden. Völlig anderes präsentiert sich die Firmungstraße. Hier wurde schon vor Wochen ein altes Barockhaus abgerissen. Jetzt liegen hässliche Giebelwände und der Blick zum Bunker Nagelsgasse frei – nicht nur aus Sicht der Politik ein unhaltbarer Zustand. Der Eigentümer, ein stadtbekannter Gastronom, gibt trotz zweimaliger Nachfrage der RZ keinen Termin. Aufschlussreich ist eine Auskunft der Bauaufsicht: Für das Grundstück Firmungstraße 14 gibt es keine aktuelle Bauanfrage.
Noch dicker kommt es in der Neustadt. Direkt gegenüber dem Eingang zum Buga-Kernbereich klafft eine Baulücke. Zwar will dort ein Investor bauen, doch überarbeitet er seine Pläne laufend, die bisherigen Anträge sind deshalb Makulatur. „An uns liegt es nicht“, betont Helmut Wittgens. Der Leiter der Bauaufsicht macht deutlich, dass man in der Neustadt gerne weiter wäre. Auch für die Verwaltung ist der aktuelle Zustand sehr unbefriedigend, zumal es weitere Negativbeispiele in der Stadt gibt.