Kleine Flughäfen wie der Hahn spielen auf dem Markt der Billigflugreisen wieder eine größere Rolle. Zwar sei derzeit eine Konzentration des Flugangebots im Niedrigpreissektor auf die Flughäfen Köln und Berlin zu beobachten, „aber auch kleinere Flughäfen wie Weeze, Hahn oder Memmingen werden verstärkt angeflogen, andere dagegen nicht mehr – wie Frankfurt, Stuttgart oder München“, heißt es im aktuellen Low-Cost-Monitor, den das Institut für Luftverkehr des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) turnusgemäß veröffentlicht hat.
Halbjährlich analysiert das DLR die Entwicklungen auf dem Markt der günstigen Flugreisen (Low Cost Carrier, „Billigflieger“). Der aktuelle Report zeigt die Entwicklung im Winter und Frühjahr 2024. Generell steige das Angebot an Flugreisen, zeitgleich gehe die Anzahl an Flugzielen allerdings zurück. Ein Befund, der zumindest für den Flughafen Hahn derzeit nicht gilt: Dort wächst das Streckenangebot seit einer Weile wieder deutlich, was auch aber nicht nur am Ausbau des Angebots von Platzhirsch Ryanair liegt.
Direktverbindung ins Kosovo
Erst vor wenigen Tagen ist zum ersten Mal eine Maschine der kroatischen Trade Air im Hunsrück gelandet, melden die Flughafenbetreiber von Triwo stolz. Die Airline verbindet ab sofort immer donnerstags und sonntags den Flughafen Hahn mit Pristina, der Hauptstadt der Republik Kosovo. Trade Air führt die Flüge mit einer A319 im Auftrag der kosovarischen MyWings durch. Begrüßt wurde die erste Maschine standesgemäß mit einer Wasserdusche.
„Die neue Direktverbindung nach Pristina ist eine wichtige Ergänzung unseres Flugplans. Damit ermöglichen wir den vielen Menschen aus dem Kosovo, die im Einzugsgebiet unseres Flughafens wohnen, eine unkomplizierte und schnelle Reise zu Freunden und Verwandten. Aber auch für Touristen ist die Strecke sehr interessant“, wird Flughafengeschäftsführer Rüdiger Franke in der Pressemitteilung zitiert. Triwo ist seit Mai 2023 Eigner des Hahn – seitdem konnte die Gesellschaft mehrere Erfolge verbuchen, etwa auch die Stationierung eines dritten Ryanair-Jets im Hunsrück.
Tendenz zu Tochtergesellschaften
Deutschlandweit dominiert im Frühjahr 2024 Eurowings den Billigfliegermarkt, ist im Low-Cost-Monitor nachzulesen. Weitere wichtige Akteure sind die im Hunsrück vertretenen Gesellschaften Ryanair (Marktführer in Europa) und Wizz sowie Easyjet. Zusammen vereinen diese vier Carrier derzeit rund 93 Prozent des deutschen Marktes auf sich. Im Winter/Frühjahr 2024 waren 13 Fluggesellschaften in Deutschland tätig, die dem Low-Cost-Carrier-Markt zugeordnet werden können. “Dabei gibt es bei einigen Gesellschaften verstärkt die Tendenz zur Gründung von Tochtergesellschaften„, hält der Report fest. Bei Ryanair gilt dies etwa für die Tochter Malta Air, die kurz vor der Pandemie gegründet wurde. Im Zusammenhang mit dem Brexit wurde dann mit Ryanair UK eine weitere Tochtergesellschaft gegründet, informiert der Report.
Weniger Strecken als vor der Pandemie im Angebot
Während das gesamte Flugangebot in einer Woche im Winterflugplan 2024 in Deutschland, gegenüber dem Vorjahr um rund 5 Prozent angestiegen ist, ist das Angebot der Gesellschaften, die im Low-Cost-Markt tätig sind, nur um 3 Prozent gewachsen. Dabei liegt die Anzahl der Low-Cost-Strecken sogar fast 4 Prozent unter dem Wert von 2023. “Dies liegt unter anderem auch daran, dass es in der Vergangenheit ein größeres innerdeutsches Angebot gab, das in diesem Jahr reduziert worden ist„, liefert das DLR eine Erklärung. Konkret spricht der “Low-Cost-Monitor„ von 466 unterschiedliche Strecken, die in der untersuchten Woche im Januar im innerdeutschen und grenzüberschreitenden Verkehr angeboten wurden. Dies sind 21 Strecken weniger als im Vorjahr (jene 4 Prozent). Diese Werte liegen deutlich unter denen des Vorkrisenjahres 2019, als noch 699 Strecken angeboten wurden.
Für den Flughafen Hahn wird im “Low Cost Monitor„ eine Gesamtpassagierzahl von 1.636.000 für 2023 angegeben – 1.442.000 davon entfielen auf den Billigfliegermarkt, was einen Anteil von 88,2 Prozent ausmacht. Höhere Low-Cost-Anteile gab es demnach in Memmingen (99,1 Prozent), Dortmund (93,8), Karlsruhe/Baden-Baden (93,4) und Weeze (89,8). Bezogen auf alle untersuchten deutschen Airports lag der Anteil bei 24,8 Prozent.
Ryanair bietet die günstigsten Tickets
Billigfliegen ist teurer geworden – das liegt auch an der Erhöhung der Luftverkehrssteuer zum 1. Mai 2024, wie aus einer Sonderbeilage zur Flugpreisentwicklung hervorgeht, die dem jüngsten “Low Cost Report„ zugefügt wurde. Da diese Erhöhung in den untersuchten Zeitraum fiel, sei ein direkter Vergleich zum Vorjahr nicht aussagekräftig, wie die Autoren des Reports betonen. Die über alle Strecken und Buchungszeitpunkte ermittelten Durchschnittsbruttopreise für einen Flug liegen bei den Fluggesellschaften zwischen 66 und 110 Euro – am günstigsten waren die Tickets bei Ryanair (66,01 Euro). Es folgen Easyjet (83,86 Euro), Wizz (94,48 Euro) und Eurowings (109,65 Euro). “Die Flugpreise bei Gesellschaften mit typischen Low-Cost-Angeboten variieren typischerweise je nach Buchungsfrist stark. So kann ein Flug, der am nächsten Tag angetreten werden soll, das Mehrfache eines Fluges kosten, der erst in drei Monaten beginnt", heißt es im Report.