Rheinland-Pfalz
Kinderarzt-Mangel im Land? Gesundheitsminister Hoch will Quote bei Vergabe von Studienplätzen einführen
Chronisch krank: Der schwierige Abschied vom Kinderarzt
Kinderärzte sind in manchen Landkreisen und Verbandsgemeinden in Rheinland-Pfalz Mangelware. Wie man dem Problem begegnen kann, darüber diskutierte der Landtag in Mainz.
picture alliance/dpa | Friso Gentsch. picture alliance/dpa | Friso Gen

Eine Kinderarztquote bei der Vergabe von Medizinstudienplätzen will der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) einführen. Durch die Quote sollen mehr Medizinstudenten den Weg in die Kinder- und Jugendmedizin finden und dem Kinderarztmangel so entgegenwirken. Die CDU sieht darin nicht die Lösung des Problems.

Drei Prozent der Studienplätze für Medizin sollen an der Universität Mainz über eine Kinderarztquote vergeben werden. Diesen Vorstoß kündigte Landesgesundheitsminister Hoch in der Sitzung des Landtags in Mainz an. Man sei in Rheinland-Pfalz mit Kinderärzten zwar gut versorgt, „aber nicht in allen Regionen“, so Hoch. Für Landärzte hatte das Land eine vergleichbare Quote im Jahr 2019 eingeführt. Anwärter verpflichten sich, nach dem Studium für zehn Jahre als Landarzt oder im öffentlichen Gesundheitsdienst im ländlichen Raum zu arbeiten. Auf ein ähnliches Modell könnte auch eine Kinderarztquote abzielen.

Versorgungslücken auf dem Land

Fakt ist: In manchen Landkreisen gibt es mitunter große Versorgungslücken bei Kinderärzten. Den Kreis Cochem-Zell etwa beschäftigt dieses Thema schon seit Jahren. Zwei Kinderärzte sind aktuell in dem großflächigen Kreis angesiedelt. Nur noch 61 Prozent des Kreises sind noch kinderärztlich versorgt. Eine betroffene Mutter aus dem Kreis sammelte kürzlich 2000 Unterschriften über eine Petition, um auf das Problem aufmerksam zu machen.

Im bundesweiten Vergleich sei der Mangel an Kinderärzten in Rheinland-Pfalz am größten, sagte Christoph Gensch, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. Auf 100.000 Einwohner kämen in Rheinland-Pfalz rund 20 Kinderärzte. Der Bundesdurchschnitt liege allerdings bei 27, so Gensch. Dass das Gesundheitsministerium dem Problem mit der Einführung einer Quote bei der Vergabe von Medizinstudienplätzen begegnen will, hielt der CDU-Politiker für keine gute Lösung. Es gebe nicht zu wenig Leute, die Kinderarzt werden wollen, sondern zu wenig Studienplätze. „Das ist die Stellschraube, an der zu drehen ist.“

Ihre Passivität und Lethargie in diesem Bereich macht mich sprachlos.

Christoph Gensch (CDU) in Richtung Landesregierung

Die regierende Politik trage die Verantwortung dafür, dass die Kinderarztsituation im Land sich so verschärft habe. „Ihre Passivität und Lethargie in diesem Bereich macht mich sprachlos“, richtete Gensch deutliche Worte an die Landesregierung.

Versorgungsauftrag hat die KV

Josef Winkler (Grüne) hielt dem entgegen: Nicht das Land habe den gesetzlichen Versorgungsauftrag, sondern die Kassenärztliche Vereinigung (KV). „Das ist die erste Adresse, an die wir uns zu wenden haben, wenn wir über drohenden Ärztemangel reden.“ Die KV stelle fest, ob eine Unterversorgung in einem Landkreis oder einer Stadt vorliege. „Und das halten wir mal ganz klar fest: Das hat die KV bis jetzt in keinem einzigen Fall in Rheinland-Pfalz getan.“ Winkler befürwortete den Vorschlag einer Kinderarztquote.

Die Freien Wähler, die die Debatte zur Kinderarztversorgung beantragt hatten, verwiesen auf den Bundesverband für Kinder- und Jugendärzte. Er sehe die Versorgung ebenfalls gefährdet. In manchen Landkreisen müssten Eltern mit ihren kranken Kindern “Arzt-Hopping„ betreiben und weite Strecken zum nächsten Arzt fahren, kritisierte der gesundheitspolitische Sprecher der FW-Gruppe, Helge Schwab. Bei ihm hatte sich kürzlich ebenfalls eine verzweifelte Mutter auf der Suche nach einem Pädiater gemeldet.

Ein reformbedürftiges System

Oliver Kusch (SPD) forderte, man müsse die Kindermedizin im Zuge der Krankenhausreform grundsätzlich auf ein neues Fundament stellen. Das System sei reformbedürftig. Eine Quote für Kinderärzte, wie es sie für Landärzte schon gibt, befürwortet Kusch. Steven Wink (FDP) brachte derweil ein, dass man eventuell gewisse Förderprogramme neu strukturieren oder ergänzen solle, die der kinderärztlichen Versorgung zugutekommen.

Die AfD machte die Landesregierung für die aus ihrer Sicht schlechte Versorgungslage verantwortlich. “Sie schieben die Zuständigkeiten und Verantwortungen für Lösungen der medizinischen Versorgung der Menschen in Rheinland-Pfalz auf die anderen", sagte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Iris Nieland.

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