Bei der Stichwahl am 27. September darf sich Dörner nun sogar berechtigte Hoffnungen machen, zumal die Grünen bei den Kommunalwahlen zum Bonner Stadtrat mit 27,9 Prozent stärkste Kraft vor der CDU geworden sind.
Ihre Jugend im Westerwald fasst Katja Dörner übrigens mit dem Satz zusammen: „Alles schwarz – nur ich bin grün.“ In Steinebach, wo die CDU seit jeher der politische Platzhirsch ist, ist die prominente Grüne aufgewachsen. Seit 2009 ist Dörner Abgeordnete im Bundestag, seit 2014 stellvertretende Vorsitzende ihrer Fraktion. Nun steht ihr womöglich ein neuer Karriereschritt bevor.
Geboren 1976 in Siegen, machte sie 1995 ihr Abitur am Gymnasium Marienstatt. Dem schloss sich ein Studium in Politikwissenschaften, Öffentlichem Recht und Literaturwissenschaften in Bonn, York und Edinburgh an, das sie 2000 als Magistra Artium abschloss. Dörner ist verheiratet und hat einen Sohn.
Mit ihrer eigenen Kindheit als „Westerwälder Mädel“ verbindet sie fast durchweg positive Erinnerungen. Ihre Familie, sagt sie, wohnt sozusagen „schon immer“ in Steinebach. „Für uns Kinder war das Leben auf dem Dorf fast ein Bullerbü – Wald, Wiese und der Ackergaul Steffi auf der Weide neben unserem Haus waren die Koordinaten.“
Schon in ihrer Schulzeit ist sie politisch interessiert und engagiert sich zum Beispiel gegen Atomkraft. Die ersten Jahre der ersten rot-grünen Bundesregierung beobachtet sie damals von England aus, wo sie zu dieser Zeit studiert. Dörner selbst übernimmt erst nach ihrem Studium erste politische Ämter, und zwar in Bonn – zunächst als Mitglied im Kreisvorstand der Grünen und im städtischen Schulausschuss. 2001 wird sie Mitarbeiterin der grünen Landtagsfraktion von NRW. Im Landesvorstand ihrer Partei ist sie von 2006 bis 2010 und wieder seit 2014 vertreten. 2009 dann kandidiert Katja Dörner für den Bundestag – „eine Entscheidung, die ich mir nicht leicht gemacht habe“, sagt sie, „schließlich musste ich davon ausgehen, dass mein bisheriges Leben ziemlich umgekrempelt wird“. Doch der Wunsch, zahlreiche Projekte, die sie mit verschiedensten Gruppen in der Partei entwickelt habe, in konkrete Politik umsetzen zu können, sei letztlich größer gewesen als alle Bedenken. Es klappt: Über die Landesliste wird Katja Dörner in den Bundestag gewählt, 2013 und 2017 gelingt ihr der Einzug erneut. Seit 2014 ist sie stellvertretende Fraktionsvorsitzende sowie weiterhin familienpolitische Sprecherin und Mitglied im Ausschuss für Familien, Senioren, Frauen und Jugend. Ein besonders spannendes Kapitel ihrer Zeit in Berlin erlebt die Politikerin nach der Wahl 2017: Als Mitglied des 14-köpfigen Sondierungsteams der Grünen ist sie hautnah dabei, als wochenlang – und letztlich vergeblich – mit Union und FDP über eine sogenannte Jamaika-Koalition auf Bundesebene verhandelt wird.
Nun, nach zehn Jahren an der Spree, könnte das „Steinebacher Mädel“ Katja Dörner tatsächlich die erste grüne Oberbürgermeisterin in der Bundesstadt Bonn werden. Politische Beobachter attestieren der 44-Jährigen jedenfalls gute Aussichten.