Der rheinland-pfälzische Justizminister Herbert Mertin (FDP) ist tot. Der 66-jährige Liberale verstarb am Freitag völlig überraschend. Das bestätigten die rheinland-pfälzische FDP sowie die Staatskanzlei am frühen Freitagabend. Mertin sei bei einem Termin am Koblenzer Oberlandesgericht (OLG) kollabiert und am Freitagnachmittag in einem Koblenzer Krankenhaus verstorben, wie mitgeteilt wurde. Der FDP-Politiker hinterlässt seine Ehefrau und vier Söhne.
Mertin wurde 1958 in Temuco in Chile geboren. Dort wuchs er auch auf, bis die Familie 1971 zurück nach Deutschland zog. Nach Abitur (1978 in Linz am Rhein) und Wehrdienst studierte er Rechtswissenschaften in Mainz und Bonn und schloss mit dem Ersten Juristischen Staatsexamen ab. Es folgte das Referendariat im Bezirk des Oberlandesgerichts Koblenz samt Zweitem Staatsexamen. In der Folge arbeitet er als Rechtsanwalt.
1996 zog er erstmals in den Landtag ein – in der FDP hatte er seine politische Heimat gefunden. 1999 wurde er dann erstmals rheinland-pfälzischer Justizminister – als Nachfolger des zurückgetretenen Peter Caesar. 2006 schied die FDP aus der Landesregierung aus, Mertin wechselte an die Spitze der FDP-Landtagsfraktion. Nachdem die Liberalen dann aber 2011 an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterten, musste auch Mertin den Landtag verlassen.
„Mit tiefer Trauer nehmen wir Abschied von Herbert Mertin, einem herausragenden Vertreter demokratischer Werte und einer prägenden Persönlichkeit der rheinland-pfälzischen Politik.“
Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) und Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP) reagierten gemeinsam
2016 dann das Comeback: Mit der Bildung der ersten Ampelkoalition zog Mertin auch wieder ins Justizministerium ein, das er bis jetzt führte. Der Koblenzer genoss hohes Ansehen in der juristischen Szene des Landes – nicht zuletzt wegen seines feinen Sinns für Humor. Und er setzte immer wieder auch bundesweit politische Akzente – nicht immer zum Gefallen von Parteifreunden etwa in der Bundespolitik. Mertin war unter anderem Mitglied des Präsidiums der Gesellschaft für Rechtspolitik, Trier. Er war von 2012 bis 2016 Mitglied des Deutschen Ethikrates.
Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) und Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP) reagierten gemeinsam: „Mit tiefer Trauer nehmen wir Abschied von Herbert Mertin, einem herausragenden Vertreter demokratischer Werte und einer prägenden Persönlichkeit der rheinland-pfälzischen Politik“, teilten die beiden Landespolitiker mit. „Sein unermüdlicher Einsatz für Freiheit, Gerechtigkeit und den Rechtsstaat hat unser Land nachhaltig geprägt. Unsere Gedanken und unsere tief empfundene Anteilnahme sind bei seiner Familie und seinen Angehörigen.“
„Herbert Mertins tiefe Überzeugung für Demokratie und Liberalismus wurzelte in seiner eigenen Lebensgeschichte: Als junger Mann musste er sein Geburtsland Chile aus politischen Gründen verlassen. In Deutschland fand er eine neue Heimat und machte es sich zur Lebensaufgabe, für die Werte der Demokratie einzutreten“, so Schweitzer weiter.
„Rheinland-Pfalz hat einen großen Justizminister verloren.“
Volker Wissing (parteilos)
„Rheinland-Pfalz hat einen großen Justizminister verloren“, erklärte der noch amtierende Bundesjustizminister und frühere Landeswirtschaftsminister, Volker Wissing (parteilos), bei „X“. „Die Nachricht seines plötzlichen Todes macht mich zutiefst betroffen.“
Als eine „feste Säule unserer Demokratie“ bezeichnete ihn Schweitzer. „Mit seiner Erfahrung, seiner Überzeugungskraft und seinem unerschütterlichen Einsatz für den Rechtsstaat hat er Rheinland-Pfalz über Jahrzehnte mitgestaltet. Er war ein kluger und integrer Politiker, ein angesehener Jurist und vor allem ein Mensch, dem Gerechtigkeit ein Herzensanliegen war. Sein Verlust wiegt schwer – für unser Land und für alle, die ihn schätzten.“
Daniela Schmitt (FDP) ergänzte: „Herbert Mertin wusste aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, in einem Land ohne Demokratie und Rechtsstaat zu leben. Seine Flucht aus der Diktatur in Chile und die Erfahrung von Willkür und Unrecht haben ihn tief geprägt – und sie wurden zu seinem Antrieb, sich ein Leben lang mit ganzer Kraft für Freiheit, Gerechtigkeit und eine unabhängige Justiz einzusetzen.“ Mit ihm verliere Rheinland-Pfalz nicht nur einen herausragenden Juristen und Politiker, sondern auch „einen leidenschaftlichen Verteidiger unseres Rechtsstaats und unserer Demokratie. Sein Engagement und seine Überzeugungskraft werden uns fehlen.“
„Jeder Austausch mit ihm war eine Bereicherung.“
Integrationsministerin Katharina Binz (Grüne)
Integrationsministerin Katharina Binz (Grüne) sagte: „Mit Herbert Mertin verlieren wir einen leidenschaftlichen Demokraten im besten Sinne. Als Kollege, ob als Minister oder Abgeordneter, war jeder Austausch mit ihm eine Bereicherung.“ Mit seinem Einsatz für unsere Demokratie und unsere Grundrechte sei er ein Vorbild gewesen. Politisch und menschlich sei sein Tod ein großer Verlust.
FDP-Fraktionschef Philipp Fernis erklärte: „Mit Herbert Mertin verlieren wir einen überzeugten Liberalen. Sein jahrzehntelanger Einsatz für Rechtsstaatlichkeit, Freiheit und Demokratie hat Rheinland-Pfalz geprägt.“ Fernis bezeichnete den Koblenzer als „Stabilitätsanker in der rheinland-pfälzischen Ampelkoalition. Sein Rat und sein Feinsinn werden fehlen“. Er habe heute einen Freund verloren, sagte der Bad Kreuznacher.