34 Prozent der rheinland-pfälzischen Fahrschüler scheiterten 2024 an ihrer praktischen Prüfung der Klasse B. Das zeigen aktuelle Zahlen des TÜV-Verbands. Damit steht Rheinland-Pfalz besser da als andere Bundesländer, denn deutschlandweit lag die Durchfallquote bei 37 Prozent. Bei der theoretischen Prüfung sieht es hierzulande düsterer aus: 47 Prozent der Fahrschüler fielen in dieser Kategorie durch, 2 Prozentpunkte mehr als im Bundesschnitt. Warum ist das so? Wir haben mit dem Vorsitzenden des Fahrlehrer-Verbands Rheinland über die momentanen Herausforderungen für Fahrschüler gesprochen – und was Rheinland-Pfalz besonders macht.
Sind die Prüfungen in den vergangenen Jahren schwerer geworden? Das beantwortet Joachim Einig, Vorsitzender des Fahrlehrer-Verbands Rheinland, mit einem klaren Nein. Die Theorieprüfungen seien sicherlich komplexer geworden – Stichwort E-Mobilität und Assistenzsysteme –, aber es mangelt Einig zufolge vor allem an der Selbstdisziplin, nicht an der Intelligenz.
„Man lässt unsere fachkundige Meinung nicht immer zu.“
Joachim Einig, Vorsitzender des Fahrlehrer-Verbands Rheinland
Auch die Zahlen des TÜV-Verbands zeigen: Die Zahl der Fahrschüler, die die Prüfungen nicht bestanden haben, hat sich in den vergangenen Jahren nur geringfügig verändert. Bundesweit lag sie 2023 bei den Theorieprüfungen bei 46 Prozent, im Jahr zuvor bei 42 Prozent. Bei der praktischen Prüfung liegt sie seit vier Jahren konstant bei genau 37 Prozent.
Das Problem mit der theoretischen Prüfung: Viele Fahrschüler nehmen sich nicht genug Zeit für das Üben und melden sich oft zu früh an, findet zumindest Joachim Einig. Ihre Eltern würden sie dabei unterstützen – und sich im Zweifelsfall gegen die Einschätzung des Fahrlehrers stellen. „Man lässt unsere fachkundige Meinung nicht immer zu“, kritisiert der ehemalige Fahrschulinhaber aus Gappenach (Kreis Mayen-Koblenz). Was Einig besser finden würde: sich Zeit zu nehmen und lieber eine Woche mehr zu lernen, statt vorzeitig einen Versuch zu starten – das spart zudem Geld.

Auch bei der praktischen Prüfung fehlt es dem Vorsitzenden zufolge an Zielstrebigkeit. Noch vor wenigen Jahren hätten die Fahrschüler mindestens zwei Mal pro Woche im Auto gesessen. Jetzt passiere es oft, dass der Schüler nur alle zwei Wochen eine Stunde nimmt, weil er Zeit für die Schule oder das Fußballtraining braucht. Dann muss der Fahrlehrer wieder bei null anfangen. „Das spiegelt sich beim Fahren wider, zum Beispiel in der Motorik“, findet Einig. Wenn es an der Routine mangelt, fällt den Schülern die praktische Prüfung schwerer.
Dort haben sie aber nicht das letzte Wort. Der Fahrlehrer entscheidet, ob sein Schüler bereit für die Prüfung ist. Deswegen ist die Durchfallquote in dieser Kategorie niedriger als bei der theoretischen Prüfung, vermutet Einig. In Rheinland-Pfalz ist sie sogar besser als im Bundesschnitt. Der Verbandsvorsitzende glaubt, das liegt daran, dass die Fahrlehrer ihre Fahrschüler seltener zulassen würden, bevor sie bereit sind. Auch, dass Rheinland-Pfalz als Flächenland Kindern und Jugendlichen viele Berührungspunkte mit dem Auto bietet, könne bei der Ausbildung vom Vorteil sein.
Lernstandskontrolle kann helfen
In Zukunft könnten sich die Durchfallquoten verringern, sagt Einig. Er setzt Hoffnungen in eine mögliche Änderung der Fahrschüler-Ausbildungsordnung (FahrschAusbO). M ithilfe einer verbindlichen „elektronischen Lernstandskontrolle“ sollen Fahrlehrer die Fähigkeiten ihrer Schüler dann zuerst überprüfen können, bevor es an die Prüfungsanmeldung geht. „Das wird die Nichtbestehensquote senken“, spekuliert der Vorsitzende. Der Entwurf zur neuen FahrschAusbO sei fertig – aber die Lernstandkontrolle, und ob die Fahrlehrer oder der Schüler selbst sie durchführen wird, werde im Bund-Länder-Fachausschuss noch diskutiert.