Mehr IT-Bildung an RLP-Schulen
Informatik wird Pflichtfach – was fällt dafür weg?
Ab dem Schuljahr 2028/29 müssen Schüler in Rheinland-Pfalz verpflichtend den Informatikunterricht besuchen. Anfang des Jahres hat das Bildungsministerium die Schulen darüber informiert.
Sebastian Gollnow. picture alliance/dpa

In den kommenden Jahren will das Land Rheinland-Pfalz schrittweise Informatik als Pflichtfach an den Schulen einführen. Warum erst jetzt? Reichen die Lehrer – und die Computer? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Immer wieder gibt es Forderungen nach neuen Schulfächern – mal Wirtschaft, mal Gesundheit, mal Medienkompetenz. Die rheinland-pfälzische Landesregierung wird bald tatsächlich ein neues Fach einführen. Es ist aber kein gänzlich Unbekanntes, in vielen Schulen gibt es zumindest schon die Option. Ab dem Schuljahr 2028/29 müssen Schüler in Rheinland-Pfalz dann verpflichtend den Informatikunterricht besuchen. Anfang des Jahres hat das Bildungsministerium die Schulen darüber informiert.

Das Pflichtfach startet zunächst in der siebten Klasse der weiterführenden Schulen und wird dann Jahr für Jahr auf eine weitere Klasse ausgerollt. Bis zum Schuljahr 2031/32 sollen dann alle Klassenstufen zwischen sieben und zehn Informatik lernen. In einer Pilotphase können Schulen auch schon ab kommendem Schuljahr damit starten.

Welche Stunden für Informatikunterricht wegfallen

Besonders tief wird der Unterricht allerdings nicht greifen. In den vier Schuljahren ist jeweils gerade einmal eine Stunde pro Woche vorgesehen, wie das Bildungsministerium auf Anfrage erklärt. Wohl auch, weil dafür andere Fächerkontingente in den vier Schuljahren weichen müssen. Hauptsächlich wird bei den Naturwissenschaften gekürzt – um zwei Stunden. An den Gymnasien betrifft das eine Stunde im Fach Physik.

Eine weitere Stunde dürfen die Schulen nach Belieben kürzen, allerdings nur in den Fächern Kunst, Musik, Sport oder einer Fremdsprache. Und eine Stunde Informatik kommt zusätzlich auf die Schüler zu, ohne dass ein anderes Fach wegfällt.

Warum startet Informatik erst jetzt in Rheinland-Pfalz?

Warum das Bildungsministerium erst Mitte der 20er-Jahre des 21. Jahrhunderts auf die Idee kommt, darauf antwortet ein Sprecher nur: Eine flächendeckende Einführung von Informatik müsse gut vorbereitet sein. Nach Angaben der Universität Trier gehört Rheinland-Pfalz noch zu den sieben Bundesländern, die gar keinen verpflichtenden Informatik-Unterricht haben.

Ein Grund, warum das Fach nun nicht schneller kommen kann: Es gibt nicht genügend Informatik-Lehrkräfte. Zwar kann man an allen Universitäten des Landes Informatik auf Lehramt studieren, in Trier etwa für Realschulen und Gymnasien. Die Attraktivität hielt sich aber wohl in Grenzen, weil Informatik bislang nur an einigen Schulen ein Wahlfach war. Erfahrungen aus anderen Ländern zeigten, dass sich dies mit der Umstellung ändern könne, so das Bildungsministerium. Zudem sollen die schon existierenden Informatiklehrer auch stärker nur in diesem Fach eingesetzt werden.

Das Lehramt Informatik ließ sich lange auch nur zusammen mit Mathe studieren. Das sei längst überholt, und zwar zurecht, sagt Jacqueline Staub, Juniorprofessorin für Didaktik der Informatik an der Uni Trier. Das Fach lasse sich mit allen anderen Fächern verknüpfen. „Ohne automatisierte Datenverarbeitung mittels Algorithmen geht es nirgendwo mehr“, so Staub.

Gibt es genügend Computer?

Genügt die technische Ausstattung der rheinland-pfälzischen Schulen für das neue Pflichtfach Informatik? Das Bildungsministerium meint: ja. 97 Prozent der weiterführenden Schulen verfügten über mindestens einen Computerraum. Einige Inhalte könnten auch in einem normalen Klassenraum mit Tablets vermittelt werden.

Inhaltlich soll es im Informatikunterricht laut Ministerium darum gehen, „wie digitale Werkzeuge, die unseren Alltag prägen, funktionieren“. Der Lehrplan wird derzeit noch erarbeitet. Eine Rolle spielen könnten die Leitfragen, wie das Internet funktioniere, wie Algorithmen arbeiteten und wie man Fake News erkenne. seb

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