Auch im Kreis Neuwied sicherten Einsatzkräfte beispielsweise eine defekte Stromleitung, die sich an einem Dachträger gelöst hatte. Wie die Feuerwehr mitteilte, drang außerdem Wasser in Gebäude ein. In Koblenz seien die Schäden weitaus geringer als etwa im Kreis Ahrweiler ausgefallen, sagte ein Sprecher der Wehr: „Mit acht Einsätzen ist die Stadt glimpflich davongekommen“, fügte er hinzu.
Vor allen Dingen Heimersheim, ein Stadtteil von Bad Neuenahr-Ahrweiler, litt heftig: Als kurz vor Mitternacht die erste Gewitterzelle über Heimersheim hinwegzog, setzte sich eine riesige Schlammwelle in Bewegung, wie sie der Stadtteil bisher noch nicht gesehen hatte. Es sollte nicht die einzige bleiben. Von den trockenen Feldern am Waldrand zog die Flutwelle talabwärts, entlang des Vehner Wegs zur Ehlinger Straße. Die Anwohner wurden überrascht, konnten ihre Häuser in der Kürze der Zeit nicht mehr richtig absichern. „Das Wasser kam so schnell, mit voller Wucht und zog alles mit, was sich auf dem Weg befand“, schilderte ein Anwohner die Situation. Es kündigten sich weitere Gewitter an, da hatten die ersten Anwohner ihre Keller gerade erst halbwegs leer gepumpt.
Gegen 1 Uhr rollte dann die zweite Gewitterwelle an: Es begann wieder heftig zu regnen, zu donnern, zu blitzen. Das zunächst klare Regenwasser verwandelte sich erneut in eine braune Brühe voller Unrat. Viele Keller liefen wieder voll und verschlammten.
Im Landkreis Mayen-Koblenz hinterließ das Unwetter hingegen kaum Spuren. Wie die Polizei Mayen mitteilte, habe es in der Eifelstadt für die Beamten keine wetterbedingten Einsätze gegeben. Etwas mehr zu tun gab es für Feuerwehr und Polizei in Andernach. Dort wurden nach Auskunft der Polizei Andernach durch die Wassermassen unter anderem Gullideckel hochgedrückt, in der Folge fuhr ein Pkw hinein, hierbei wurde das Auto beschädigt, der Fahrer blieb glücklicherweise unverletzt.
Im Kreis Cochem-Zell stürzte nach starken Regenfällen in der Nacht von Samstag auf Sonntag ein Baum auf den Kreuzungsbereich der Landesstraßen 202 und 204 bei Mörsdorf, an der Grenze zum Rhein-Hunsrück-Kreis. Zudem gab es einen Erdrutsch. Mit einem Bagger und Reinigungsgerät war es den Mitarbeitern der Straßenmeisterei Alf möglich, die Strecke ab etwa 7.30 Uhr wieder für den Verkehr freizugeben.
Simmern im Hunsrück kam glimpflich davon: „Wir hatten heftige Gewitter und starke Regenschauer, aber ansonsten ist nichts Spektakuläres passiert“, erklärt die Polizeiinspektion (PI) Simmern auf Nachfrage unserer Zeitung am Sonntagvormittag. Lediglich ein Baum sei umgefallen und ein Ast abgestürzt.
Die Polizei Boppard meldete, dass in Waldesch der Blitz in den Dachstuhl eines Einfamilienhauses eingeschlagen und in Brand gesetzt hatte. Die Feuerwehr löschte, zugleich wurde das Nachbarhaus evakuiert. Es wurden keine Personen verletzt, am Haus entstand ein Schaden von rund 150.000 Euro.
Aber nicht nur in unserer Region gab es Schäden, auch in unseren westlichen Nachbarländern wüteten die sommerlichen Unwetter. Starkregen, heftiger Wind und Hagel richteten in Teilen von Frankreich am Wochenende erhebliche Schäden an. Ein Tornado riss von einem Kirchturm in der kleinen Gemeinde Saint-Nicolas-de-Bourgueil im Westen des Landes die Spitze ab, wie die französische Nachrichtenagentur AFP am Sonntag berichtete. Verletzt wurde demnach niemand.
Bilder zeigten in anderen Landesteilen überschwemmte Straßen und Keller, umgefallen Bäume und große Hagelkörner. Medienberichten zufolge waren zeitweise Tausende Haushalte ohne Strom. Auch der Zugverkehr sei eingeschränkt gewesen. Für weite Teile Frankreichs hatte der Wetterdienst Météo-France wegen der Hitzegewitter die hohe Warnstufe Orange ausgerufen.
Auch Belgien wurde getroffen. Bei einem Tornado im südbelgischen Beauraing wurden am Samstag zudem 17 Menschen leicht verletzt. 92 Gebäude wurden beschädigt, wie die Nachrichtenagentur Belga am Sonntag unter Berufung auf die Stadtverwaltung berichtete. Bilder zeigten komplett abgedeckte Dächer, zerborstene Scheiben und kaputte Autos. Etwa zehn Wohnhäuser seien unbewohnbar, hieß es weiter. In den Niederlanden hatten Unwetter bereits zuvor erhebliche Schäden angerichtet: Westlich von Utrecht wurden am Freitag sechs Häuser so stark beschädigt, dass sie vorläufig nicht mehr zu bewohnen sind. Neun Menschen wurden verletzt. In der Region des Nationalparks Utrechtse Heuvelrug wurden zudem Tausende Bäume umgeknickt.