Am Samstag wurde Papst Franziskus in Rom beigesetzt. Hunderttausende Gläubige waren zur Trauerfeier auf den Petersplatz gekommen. Jetzt geht es darum, wer sein Nachfolger wird. Die Sixtinische Kapelle ist seit Montag für Besucher geschlossen. Sie wird für das anstehende Konklave zur Wahl des 267. Pontifex vorbereitet. Beginnen soll es am 7. Mai, wie die Kardinalsversammlung am Montag festgelegt hat. Die Erwartungen an den neuen Papst sind groß.
Wahlberechtigt sind 135 Kardinäle. Die Wahl gilt als so offen wie seit Jahrzehnten nicht mehr – auch, weil das Konklave international ist wie nie. Zudem ist die große Mehrheit der Kardinäle zum ersten Mal dabei. Mehr als 100 wurden in den letzten zwölf Jahren von Franziskus ernannt. Er berief gern Kirchenmänner aus Ländern wie Elfenbeinküste, Osttimor oder der Mongolei. Aus Europa kommen nur noch 53.
Wenn das Konklave beginnt, heißt es: Warten auf weißen Rauch
Die Entscheidung wird auf eine altmodische Weise fallen, die die Welt bis heute fasziniert: In der Sixtinischen Kapelle sitzen alle Kardinäle unter 80 Jahren so lange eingeschlossen zusammen (auf Latein: cum clave, mit dem Schlüssel), bis einer von ihnen zwei Drittel der Stimmen bekommt. Dann steigt aus einem Kamin weißer Rauch auf.
Reinhard Kardinal Marx sagte am Sonntag im Liebfrauendom in München, er bete um einen guten neuen Papst. Der Münchner Erzbischof, von 2002 bis 2008 Bischof von Trier, ist einer der drei deutschen Kardinäle, die selbst an der Papstwahl teilnehmen werden – neben dem Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki und dem einstigen Präfekten der Glaubenskongregation, dem aus Mainz stammenden Gerhard Ludwig Müller.
Menschen aus aller Welt und aus den unterschiedlichen Konfessionen und Religionen, so Marx, hätten in Papst Franziskus ein Zeichen der Hoffnung gesehen. Er habe den Osterglauben an den Auferstandenen mit seinem Engagement gegen die Nöte der Welt verbunden. Franziskus habe keine Berührungsängste gehabt, sondern habe Brücken bauen und Zeichen des Zusammenhalts setzen wollen.

„Viele, die die Kirche beobachten und vielleicht auch kritisch sehen, haben gespürt, dass etwas fehlen könnte, wenn solch eine Stimme nicht da ist“, sagte Marx. Es brauche aber eine solche Stimme des Friedens, die über Grenzen hinausgehe und keine politischen oder materiellen Interessen verfolge, sondern versuche, die ganze Menschheitsfamilie in den Blick zu nehmen. „Bitten wir, dass uns ein solcher Mensch geschenkt wird und dass der Herr ihn in seiner Gnade dann begleiten möge“, sagte der Erzbischof mit Blick auf die anstehende Papstwahl.
Unsere Zeitung hat bei rheinland-pfälzischen Bischöfen sowie leitenden Geistlichen evangelischer Landeskirchen nachgefragt, welche Erwartungen sie an einen neuen Papst haben – und ob sie einen Favoriten unter den potenziellen Nachfolgern Franziskus’ haben:

Stephan Ackermann, Bischof von Trier sagt: „Ich würde mich freuen, wenn wir einen Papst bekommen, der in der Spur von Papst Franziskus weitergeht, das heißt, von der christlichen Botschaft her für Humanität, Dialog und Versöhnung eintritt („Brücken bauen statt Mauern hochziehen“, wie es Papst Franziskus oft formuliert hat) – in einer weltgeschichtlichen Situation, in der Abgrenzungen, Egoismen und Nationalismen wieder stark werden“, erklärt der Bischof.
„Innerkirchlich“, so Ackermann weiter, „sollte der neue Papst in der Nachfolge von Franziskus die Synodalität weiter stärken, das heißt, die Verantwortung des gesamten Volkes Gottes für die Präsenz der Botschaft Jesu in der Welt. Nach ihrem eigenen Selbstverständnis kann die Kirche nur als Ganze – Laien und Amtsträger zusammen – ein wirksames Zeichen der Hoffnung in der Welt sein.“ Dazu brauche es ein gutes, vertrauensvolles Zusammenwirken in den Diözesen, zwischen der römischen Zentrale und den Diözesen weltweit, „aber auch zwischen den Bischofskonferenzen auf den verschiedenen Kontinenten“. Einen persönlichen Favoriten für die Papstnachfolge könne er nicht benennen, erklärt der Bischof, „da meine Kenntnis des Kardinalskollegiums nur sehr ausschnitthaft ist“.

Peter Kohlgraf, Bischof von Mainz: „Jeder Papst hat natürlich seine eigene Persönlichkeit, die auch das Amt prägen wird. Aber ich denke, dass viele Dinge, die Papst Franziskus mit seinem neuen Stil in die Kirche gebracht hat, nicht mehr zurückgefahren werden können – angefangen von seiner Liebe zu den Menschen am Rande bis hin zur Synodalität“, erklärt Kohlgraf und sagt weiter: „Diese Gesamtbewegung in der Kirche, dass alle Gläubigen ernst genommen werden, muss weitergehen. Und zum Thema Kandidatenspekulationen gilt nach wie vor der Satz: Wer als Papst ins Konklave geht, kommt als Kardinal wieder heraus. Insofern würde ich auf die ganzen Favoritendiskussionen nicht so viel geben.“

Thorsten Latzel, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland: „Unsere katholischen Geschwister wissen am besten, wen sie als neuen Papst wählen. Da halte ich mich bewusst zurück“, erklärt Latzel auf Anfrage. „Was wir als Kirche insgesamt brauchen: nahe bei Gott und den Menschen sein, Hoffnung geben und Liebe leben, über alle Grenzen hinweg. Kurz: Christus nachfolgen. Das hat der verstorbene Papst beispielhaft gelebt.“
Christiane Tietz, Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau: „Meine Hoffnung ist, dass der neue Papst den Weg von Franziskus fortsetzt. Das heißt zunächst, die Reformen in der katholischen Kirche weiter voranzutreiben“, sagt Tietz. „Das bedeutet ja nicht, dass die katholische Kirche so wird wie die evangelische. Die unterschiedlichen Gottesdiensttraditionen zum Beispiel empfinde ich als große Bereicherung. Mein Wunsch wäre aber, dass wir beim gemeinsamen Abendmahl vorankommen.“

Beeindruckt sei sie gewesen, wie sich Papst Franziskus für die Armen und gesellschaftlich am Rand Stehenden eingesetzt habe. „Wenn Kirche in der Welt die frohe Botschaft von Gottes Liebe in Jesus Christus bezeugen will, geht das nur, wenn sie sich den Menschen zuwendet, sich gesellschaftlich engagiert und sich eben nicht in einen frommen Elfenbeinturm zurückzieht“, erklärt die Kirchenpräsidentin. „In diesem Sinne hoffe ich, dass der neue Papst den Weg der Reformen fortsetzt und auch der Ökumene neue Impulse gibt.“ Auf die Frage nach einem Favoriten antwortet Tietz: „Eine Papstwahl ist kein Wunschkonzert. Man muss immer mit den Menschen leben und agieren, vor die Gott uns stellt.“ bas, dpa, epd, kna, csa