Und in der zweiten Maihälfte gingen 30 Tonnen Kerosin aus einem Flugzeug in den Himmel über dem westlichen Teil des Landes sowie Südhessen, wie aus einer Liste des Luftfahrt-Bundesamtes in Braunschweig hervorgeht.
In Rheinland-Pfalz beunruhigen Kerosinablässe immer wieder Teile der Bevölkerung und Politiker. Nach dem jüngsten Fall, bei dem Treibstoff auch über der Eifel abgelassen wurde, fordert der Fraktionschef der Freien Wähler, Jürgen Streit, im Mainzer Landtag mehr Messstellen im ländlichen Raum. „Der erneute Fall zeigt, wie dringend es ist, weitere Messstellen einzurichten, um der Bevölkerung die nachweisbare Sicherheit zu geben, dass ein solcher Kerosinablass für Mensch und Natur unbedenklich ist.“
Rheinland-Pfalz ungewöhnlich oft betroffen
Rheinland-Pfalz ist im deutschen Luftraum vom sogenannten Fuel Dumping häufiger betroffen als andere Bundesländer. „Überproportional häufig“, schreibt das Umweltministerium in Mainz. So fielen 2021 von insgesamt 25 Treibstoffablässen acht auf Rheinland-Pfalz. Und von den bislang in diesem Jahr gemeldeten zehn Fällen waren zwei dort zu verorten. Häufig betroffen sind auch das nördliche Bayern und Hessen.
Das liege an der geografischen Nähe zum Frankfurter Flughafen, sagt die Sprecherin der Deutschen Flugsicherung, Kristina Kelek, in Langen. Denn die großen Maschinen, die überhaupt für einen Treibstoffschnellablass in Frage kämen, könnten dort starten und landen. „Die fliegen nicht von Memmingen oder Erfurt ab, sondern von den großen Drehkreuzen“, zu denen auch Hamburg und München gehörten.
Kerosin wird abgelassen, um Gewicht der Maschine zu verringern
Wenn ein Flugzeug Kerosin ablasse, handele es sich immer um einen Notfall, sagt Kelek. Die Maßnahme werde erforderlich, wenn ein Flugzeug – voll betankt etwa für einen Langstreckenflug – kurz nach dem Start außerplanmäßig landen müsse: Der Pilot muss dann Treibstoff ablassen, um das Gewicht der Maschine zu verringern. Nur dann könne das Flugzeug sicher landen, erklärt Kelek.
Kritik kommt von der Bürgerinitiative gegen Fluglärm, Bodenlärm und Umweltverschmutzung. „Die meisten Flugzeugtypen können durchaus mit Überlast landen“, teilt der Verein in Kaiserslautern mit. Das habe aber zur Folge, dass beim Flugzeug einige Tage durchgecheckt werden müssten, und es erst mal nicht zur Verfügung stehe. „Die wirtschaftlichen Folgen sind daher wesentlich höher als der Verlust des Treibstoffs.“ Zudem sei interessant, dass Kerosin nie in der Umgebung von Flughäfen abgelassen werde – sondern sonst wo. „Dabei wird doch immer wieder beteuert, dass nichts unten ankommt“, meint die Bürgerinitiative.
Die Umweltministerin Katrin Eder (Grüne) hält das Messstellennetz im Land für ausreichend. Ein weiterer Ausbau brächte „keinen zusätzlichen Erkenntnisgewinn“ und sei nicht erforderlich, teilt sie auf Anfrage mit. An neun Standorten würden Immissionskonzentrationen von Kohlenwasserstoffen erfasst. Daneben gebe es landesweit 22 Benzolmessstellen. Laut Ministerium waren die gemessenen Werte an Kohlenwasserstoffen in der Vergangenheit – auch in Zeiträumen erfolgter Treibstoffablässe durch Flugzeuge – „unauffällig und typisch für den ländlichen Raum“ gewesen. Drei Messstationen (Pfälzerwald-Hortenkopf, Hunsrück-Leisel, Westpfalz-Dunzweiler) seien in möglichen Überflug- und Ablassgebieten mit speziellen Messgeräten bestückt, die auch durch Flugzeuge abgelassenes Kerosin kontinuierlich registrieren könnten.
Keine Messstelle in der Eifel
Streit fordert flächendeckend Belege ein. „In der Eifel zum Beispiel gibt es keine einzige Messstelle“, sagt er. „Die Alternative wäre, Deutschland in Raster einzuteilen und den Kerosinabwurf in einer gerechten Verteilung über Deutschland zu steuern. Aber solange es nur über dünn besiedeltem Gebiet geschieht, werde ich den Eindruck nicht los, dass es nicht so ungefährlich ist, wie man vorgibt“, meint er.
Auch das Umweltbundesamt sieht Kerosinablässe für Menschen und Umwelt unkritisch. Untersuchungen hätten „nach derzeitigem Wissensstand keine kritischen Umweltauswirkungen von Treibstoffschnellablässen auf Boden, Grundwasser, Luft und menschliche Gesundheit“ ergeben. Angesichts der hohen Energiepreise könne man sicher sein, dass ein Pilot sich nur in einer Notsituation zu einem Ablass entscheide, heißt es von der Flugsicherung. „So etwas ist auf jeden Fall richtig teuer“, unterstreicht die Sprecherin.