Die Freiheit der Wissenschaft steht in den USA unter Druck. Die neue Regierung unter Präsident Donald Trump hat Universitäten den Kampf angesagt und droht mit existenzgefährdenden Kürzungen, mitunter hat die neue US-Administration bereits Gelder für Forschungsprojekte und Stipendien gestrichen und behält Bundesmittel ein. 2021 blies bereits der heutige US-Vizepräsident J.D. Vance zur Attacke auf die amerikanischen Universitäten, als er sagte: „Die Professoren sind die Feinde.“ Für Kenner der US-Politik ist klar: Die Partei von Trump und Vance hatte und hat die akademische Welt zum Aufmarschfeld im Kulturkampf erklärt.
Im US-amerikanischen Bildungs- und Wissenschaftssystem wächst das Unbehagen seit der Amtseinführung von Trump. Viele Akademiker haben vor, die Vereinigten Staaten zu verlassen. Laut einer Ende März veröffentlichten Umfrage in der Zeitschrift „Nature“ überlegen 75 Prozent von ihnen, sich aus den USA zu verabschieden und ins Ausland zu gehen. Führende deutsche Wissenschaftler haben dazu aufgerufen, gezielt um Forscher aus den USA zu werben. Unter dem Motto „Hundert kluge Köpfe für Deutschland“ solle ein Anwerbeprogramm Spitzenpersonal anlocken, forderten sie in einem Gastbeitrag bei „Spiegel Online“. Baden-Württemberg unterstützt Unternehmen seit Kurzem bei der Fachkräfteeinwanderung mit einer neu gegründeten Landesagentur.

Unsere Zeitung fragte beim rheinland-pfälzischen Wissenschaftsministerium von Clemens Hoch (SPD) nach, ob es spezielle Anwerbeaktionen plant – und ob Rheinland-Pfalz von einem „Brain Drain“ (zu Deutsch: „Hirnabfluss“), also einer Abwanderung von hoch qualifizierten Kräften ins Ausland, profitieren möchte. Die Kurzantwort: Das Wissenschaftsministerium hat im Moment keine besonderen Initiativen vor – und sieht die Universitäten für eine mögliche Akquise gut aufgestellt. Das teilt ein Sprecher von Minister Hoch mit.
„Die Signale, die über den Großen Teich kommen, sind keine, die Mut machen. Daher muss unsere Wissenschaft ihre starke und freundschaftliche Verbindung mit den USA aufrechterhalten.“
Der rheinland-pfälzische Wissenschaftsminister Clemens Hoch (SPD)
Der Minister selbst sagt, dass in diesen Zeiten, die von Kriegen, Krisen und Umbrüchen dominiert seien und in denen Desinformationen und „Fake News“ Einfluss auf das politische und gesellschaftliche Geschehen nähmen, alle dazu beitragen müssten, die Freiheit der Wissenschaft zu verteidigen. Er hoffe, dass die amtierende US-Regierung unter Trump die Wissenschaft respektiere und verantwortlich mit wissenschaftlichen Ergebnissen umgehe. Hoch weiter: „Die Signale, die über den Großen Teich kommen, sind keine, die Mut machen. Daher muss unsere Wissenschaft ihre starke und freundschaftliche Verbindung mit den USA aufrechterhalten.“ Man brauche internationale Kooperationen, gerade, um globalen Herausforderungen wie möglichen weiteren Pandemien zu begegnen, sagt der Andernacher.

Hochs Sprecher erklärt, die Landesregierung und insbesondere die Hochschulen erwarteten, dass transatlantische Kooperationen künftig schwieriger und Forschungsnetzwerke geschwächt werden könnten. Für US-Forscher könnte es schwerer werden, an internationalen Konferenzen teilzunehmen oder sie auszurichten. Für hiesige Einrichtungen und Forscher könnte die Nutzung von US-amerikanischen Forschungsinfrastrukturen und -Datenbanken beschwerlicher und/oder teurer werden, so der Sprecher.
Von den Unis und Hochschulen für angewandte Wissenschaften erwarteten die Mainzer Johannes Gutenberg-Universität (JGU), die Uni Trier sowie die Hochschule Worms mögliche Auswirkungen auf Forschungsprojekte und Kooperationen. Die JGU etwa berichtet nach Angaben des Sprechers, dass sechs Projekte mit einem jährlichen Fördervolumen von insgesamt rund 1,25 Millionen Euro betroffen sein könnten.
Aktuell kein vermehrter Ansturm von US-Wissenschaftlern
Aktuell lasse sich noch kein vermehrter Ansturm von US-Wissenschaftlern an regionale Unis feststellen. Die Einrichtungen seien aus Sicht der Landesregierung „geeignet aufgestellt, im Rahmen ihrer jeweiligen institutionellen Möglichkeiten, diesen Personenkreis aufzunehmen“, so der Sprecher. Dazu bestünden überall etablierte Strukturen zur Aufnahme von Forschern aus dem Ausland. Die Unis seien bereits in der Lage, gezielte Ansprachen vorzunehmen.