Im Missbrauchsskandal um den verstorbenen Priester Edmund Dillinger führen Spuren auch nach Afrika, wo der Geistliche als Entwicklungshelfer tätig gewesen ist. Die Sonderermittler der Aufarbeitungskommission im Bistum Trier hatten zuletzt beklagt, dass es aus Berlin keine Unterstützung bei der Suche nach weiteren potenziellen Opfern gebe. Jetzt scheint Bewegung in die Angelegenheit zu kommen. „Das Auswärtige Amt unterstützt das Ziel der rechtlichen Aufarbeitung von Sexualdelikten deutscher Staatsbürger an Minderjährigen auch im Ausland, wo wir können, ausdrücklich“, heißt es auf Anfrage unserer Zeitung aus dem Ministerium.
Das Problem: Da der mutmaßliche Täter bereits verstorben ist, sei im Fall Dillinger in Deutschland kein Ermittlungs- oder Strafverfahren eingeleitet worden. Ohne ein solches Verfahren könnten deutsche Strafverfolgungsbehörden kein Rechtshilfeersuchen zur Identifizierung eines potenziellen Opfers an Behörden im Ausland richten. Weiter heißt es aber: "Wir prüfen, welche Möglichkeiten es gibt, die Anliegen der Untersuchungskommission anderweitig zu unterstützen.“ Konkreter wollte der Behördensprecher nicht werden.
Sexuelle Gewalt über Jahrzehnte und eine Kirche, die wegschaut: Im Podcast der Rhein-Zeitung fassen Chefredakteur Lars Hennemann und RZInside-Host Finn Holitzka den Fall des Priesters Edmund Dillinger kompakt in 20 Minuten zusammen.Misshandelte Jugendliche, vernichtete Tagebücher: Das Wichtigste im Fall Edmund Dillinger zum Nachhören
Togo, Kamerun und Tunesien
Zunächst dürfte Berlin wohl Kontakt zu den Botschaften vor Ort suchen. Dillinger war unter anderem in Togo, Kamerun und Tunesien tätig. Auf diese Länder konzentriert die Aufarbeitungskommission nun die Suche nach möglichen Missbrauchsopfern und Zeugen. Die Ermittler wollen deshalb mithilfe des Auswärtigen Amts in Erfahrung bringen, welche nicht-staatlichen Organisationen Missbrauchsopfer in Afrika unterstützen. Staatliche Stellen sollen nicht einbezogen werden, da Homosexualität in vielen afrikanischen Ländern unter Strafe steht. Es werden negative Folgen für Zeugen und Opfer befürchtet.
Bei der Vorstellung ihres vorläufigen Abschlussberichts vor rund einer Woche hatten der ehemalige Koblenzer Generalstaatsanwalt Jürgen Brauer und der frühere Vizechef der Staatsanwaltschaft Trier, Ingo Hromada, Kritik am Auswärtigen Amt geäußert. Bitten und Auskunft um Unterstützung der beiden Sonderermittler in dem Fall seien dort „völlig ignoriert“ worden, hatten sie beklagt.