Die Deutsche Bischofskonferenz hatte entschieden, dass Protestanten im Einzelfall zur Eucharistiefeier in der katholischen Kirche gehen dürfen. Sieben konservative Bischöfe hatten sich dagegengestellt und den Vatikan eingeschaltet. Papst Franziskus stoppte die Handreichung und den Vorstoß der Bischofskonferenz.
„Es gibt in dem letzten Schreiben der Glaubenskongregation rätselhafte Formulierungen, da muss jetzt noch vieles geklärt werden“, sagte Kohlgraf. Der Bischof zeigte sich trotz allem offen für ein Abendmahl im Einzelfall: „Dann werde ich diesem Wunsch nachkommen“, sagte er auf die Frage, was er tun will, wenn am Sonntag ein evangelischer Ehepartner von ihm die Kommunion empfangen möchte. „Die Kommunionbank ist nicht der Ort von theologischen Debatten.“
Auf die Frage, ob man den Eindruck gewinnen kann, der Papst sei im Vatikan umgestimmt worden, sagte er: „Diese Wahrnehmung gibt es, ja.“ Kohlgraf gehört zur Dreiviertelmehrheit der katholischen Bischöfe in Deutschland, die ein Papier zur Teilnahme protestantischer Ehepartner an der Kommunion in Einzelfällen verabschiedet hatte.
Auch der Kirchenpräsident der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, zeigte sich „irritiert“ von der Entscheidung des Vatikans. „Das Thema hat große Bedeutung für konfessionsverbindende Ehen und damit auch für die Ökumene“, sagte Jung. Er sei froh, dass es in der katholischen Kirche in Deutschland „starke Stimmen“ gebe, die eine Teilnahme an der Eucharistie für evangelische Partner erleichtern wollten.
Der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad hatte hingegen betont, die Absage des Papstes für eine Öffnung der Kommunionfeier für nicht-katholische Ehepartner sei kein Rückschlag in der Ökumene. Der Papst habe vielmehr angesichts der Uneinigkeit der deutschen katholischen Bischöfe die Entscheidungsgewalt an sich gezogen, sagte Schad. Statt in der Ökumene zu bremsen, habe der Papst die Vatikanbehörden gebeten, auf dem Weg zur tieferen Einheit der Kirche weiter voranzuschreiten.