Technik So sollen Autofahrer bald vor Sperrungen und Baustellen gewarnt werden
Ein System gegen den Stau: Digitales Baustellenportal soll Autofahrern helfen

2017 zählte der ADAC über 46 000 Kilometer Stau allein auf rheinland-pfälzischen Autobahnen. Ein neues System soll die Zahl spürbar verringern.

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Rheinland-Pfalz. Das Navi wusste von der Baustelle mal wieder nichts, der Autofahrer irrt von Umleitung zu Umleitung – das soll in Rheinland-Pfalz bald der Vergangenheit angehören. Mit einem neuen System sollen ab 2019 alle Informationen über Baustellen im Land digital verfügbar und für Navigationsgeräte abrufbar sein.

„BaustellenInfo digital RP“ heißt das Projekt, das Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) vorstellte. Ziel ist, nicht weniger als „das modernste Datenportal von Deutschland zu schaffen“, so Wissing. Das Modell sei bundesweit einmalig. Das digitale Baustellenportal setzt bei einem zentralen Problem an: Für Baustellen sind die Kommunen verantwortlich, doch die tauschen sich oft noch nicht einmal über die Grenzen hinweg mit ihren Nachbarn aus. So entstehen Baustellenketten, die mit Koordination und Absprache vermeidbar wären – und den Autofahrer nicht selten in den Wahnsinn treiben. Lange Staus sind die Folge, und damit auch eine erhöhte Unfallgefahr.

Genau hier will das neue Portal Abhilfe schaffen. „Wir verfügen über eine große Menge Daten, die zunächst einmal abgeheftet werden“, sagte Wissing. Das Einrichten von Baustellen sei „ein Verwaltungsakt, den kennen wir ganz genau“. Nur: Zentral zur Verfügung gestellt würden die Daten bisher nicht. Das soll nun eine neue Software ändern, die bereits vom Land für den Landesbetrieb Mobilität angeschafft und angepasst wurde.

„Wir stellen den Kommunen die gesamte Software kostenlos zur Verfügung“, betonte der Minister. Künftig sollen die Kommunen ihre Baustellen direkt ins System eintragen, diese Daten aus den „verkehrsbehördlichen Anordnungen“ zentral eingespeist werden. Die Länder sind als Koordinierungsorgan für die Kommunen die richtige Stelle, sagte Wissing. Die Daten gehen dann an einen nationalen Zugangspunkt – den Mobilitätsdatenmarktplatz des Bundes – und stehen dort Datenverarbeitern wie dem Berliner Unternehmen Here zur Verfügung.

Dort bietet man seit 30 Jahren digitale Karten an. „Wir sind nicht festgelegt auf eine Datenquelle, wir bereiten Daten von Ampeln, Drohnen oder Fahrzeugen auf“, erklärte Michael Bültmann: „Die Qualität eines Angebotes steht und fällt damit, welche Daten man bekommen kann.“ Und das seien im Fall von Baustellen bislang eben hauptsächlich Daten über Autobahnen – abseits der großen Strecken, auf Land- und Kreisstraßen, werde es schwierig, sagte Olaf Meng vom Navigationsgerätehersteller Garmin. Mit den lokalen Daten aus Rheinland-Pfalz sei es möglich, binnen Stunden dem Nutzer eine Umleitung vorzuschlagen – etwa wenn Straßen wegen eines Weinfestes gesperrt sind, sagte Meng. Erprobt werden soll das neue System in der Metropolregion Rhein-Neckar (VRRN).

Hier wurde bereits 2013 ein Arbeitskreis Straßenplanung gegründet – als Selbsthilfe in Sachen Baustellenkoordination. 2017 wurde eine digitale Planungskarte programmiert, sie dient nun als Vorläufer der großen Plattform. „Wir erhoffen uns bessere Daten und auch, dass die Kollegen in Hessen und Baden-Württemberg nachziehen“, sagte VRRN-Verbandsdirektor Ralph Schlusche. Wichtig sei, dass der Benutzer keine zusätzliche App herunterladen muss, sondern die Daten auf das Gerät bekommt, das er ohnehin nutzt.

2019 soll das für ganz Rheinland-Pfalz der Fall sein. 200 000 Euro legte das Land bisher für die Software aus. Man sei sehr zuversichtlich, dass die Kommunen flächendeckend mitmachen, hieß es aus dem Ministerium: „Der Bedarf und die Not sind groß.“

Von unserer Mitarbeiterin Gisela Kirschstein

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