Limburg
Ehrgeizig und verschwenderisch?: Limburger Bischof kämpft um sein Ansehen
Franz-Peter Tebartz-van Elst, Bischof von Limburg

Franz-Peter Tebartz-van Elst, Bischof von Limburg

Sascha Ditscher

Limburg. Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hat es nicht leicht. Fast fünf Jahre nach seiner Ernennung scheint der in Kevelaer am Niederrhein geborene und auf einem Bauernhof aufgewachsene Kirchenmann in Limburg noch nicht richtig angekommen zu sein.

Limburg. Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hat es nicht leicht. Fast fünf Jahre nach seiner Ernennung scheint der in Kevelaer am Niederrhein geborene und auf einem Bauernhof aufgewachsene Kirchenmann in Limburg noch nicht richtig angekommen zu sein.

Viele Katholiken im Bistum trauern auch heute noch dem Vorgänger Franz Kamphaus nach, der 1982 in Limburg angetreten war, um „den Armen das Evangelium zu verkünden“, diese Botschaft auch lebte und in seinem Habitus und Auftreten den kompletten Gegenentwurf zu dem jungen und ehrgeizig wirkenden Tebartz-van Elst darzustellen scheint.

Schwarz-Weiß-Malerei

Die aktuellen Schlagzeilen über den neuen Limburger Bischof entsprechen dieser Schwarz-Weiß-Malerei: Der voraussichtlich deutlich mehr als 5,5 Millionen Euro teure Bischofssitz am Dom, ein Erste-Klasse-Flug nach Indien und zuletzt die Übertragung eines 6,7 Millionen Euro schweren Immobilienpakets vom Bischöflichen Stuhl auf das Bistum haben Tebartz-van Elst in Bedrängnis gebracht und scheinen die Vorurteile zu bestätigen, denen sich der Bischof ausgesetzt sieht. Gerade in solchen Momenten wird er an seinem Vorgänger gemessen, der ganz demonstrativ einfach lebte und symbolträchtig Solidarität mit den Armen zeigte, indem er 1986 einer Asylbewerberfamilie aus Eritrea eine Wohnung im Bischofshaus zur Verfügung stellte, um damit auch die Gemeinden im Bistum zu ermutigen, Wohnraum für Flüchtlinge zu schaffen. Kamphaus selbst begnügte sich indes mit einer Unterkunft im Limburger Priesterseminar.

Kamphaus’ Nachfolger Franz-Peter Tebartz-van Elst tut dies bis heute ebenfalls, klagt aber darüber, dass es in dem mittlerweile zum Tagungshaus umfunktionierten ehemaligen Priesterseminar zugeht wie in einem Taubenschlag und ihm dieser Umstand die Arbeit als Bischof erschwert. Er bewohnt dieselben Räume wie Altbischof Kamphaus und sitzt nach eigenen Angaben zum Teil heute noch auf unausgepackten Kisten, weil sich sein kompletter Hausstand dort nicht unterbringen lässt. Mitte nächsten Jahres soll der Umzug in eine 120 Quadratmeter große Dreizimmerwohnung im Diözesanen Zentrum St. Nikolaus erfolgen, dem umstrittenen neuen Bischofssitz im Schatten des Doms. Fast schon gebetsmühlenartig wiederholt Tebartz-van Elst, dass der Entschluss zum Bau des Komplexes mit einer eigenen Kapelle schon vor seiner Zeit und ohne sein Zutun vom Limburger Domkapitel getroffen worden ist.

Dennoch ist der mit schwarzem Basalt verkleidete Andachtsraum, der die ihn umgebenden romanischen Mauern um einige Meter überragt, im Bistum Limburg zum Symbol der angeblichen Verschwendungssucht dieses Bischofs geworden. In Zeiten, in denen die Gemeinden harten Sparzwängen unterworfen sind und zu Großgemeinden, sogenannten Pfarreien neuen Typs fusioniert werden, haben viele Katholiken kein Verständnis dafür, dass in unmittelbarer Nähe des Doms für 300 000 Euro eine Kapelle „nur für den Bischof“ gebaut werden muss.

Es ist die Macht solcher Bilder und Symbole, die die Stimmung im Bistum prägt. Franz-Peter Tebartz-van Elst hätte sich mit Sicherheit niemals spaßeshalber bei einer Oldtimerausstellung in eine Luxuslimousine gesetzt und ablichten lassen, wenn ihm bewusst gewesen wäre, dass das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ das Foto im Zusammenhang mit einem Erste-Klasse-Flug nach Indien veröffentlichen würde. Fair ist das ganz gewiss nicht – aber aus Sicht der Gegner des konservativen und papstgetreuen Franz-Peter Tebartz-van Elst passt es ins Bild – und es ist ein gefundenes Fressen.

Der Limburger Bischof begegnet dem medialen Gegenwind mit einer PR-Offensive. Er hat in seiner Öffentlichkeitsabteilung mit Martin Wind einen neuen kommissarischen Leiter eingesetzt und mit Dirk Metz, dem Ex-Regierungssprecher des ehemaligen hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch, zudem einen mit allen Wassern gewaschenen Medienberater engagiert. Protestant Metz, zu dessen Leistungspalette unter anderem die Krisenkommunikation zählt, hat auch den gescheiterten baden-württembergischen Ministerpräsidenten Stefan Mappus, Flughafenbetreiber Fraport und den Ex-Präsidenten der European Business School, Christopher Jahns, beraten. Ob die Verpflichtung eines solchen PR-Profis für einen Bischof der richtige Weg ist, den Christen im Bistum Limburg Überzeugungen und Werte zu vermitteln und vor allem ihre Herzen zu gewinnen, sei einmal dahingestellt.

Ein Kommunikationsproblem

Ein Kommunikationsproblem scheint es im Bistum Limburg aber ganz offensichtlich tatsächlich zu geben. In einem öffentlichen Gespräch mit Dr. Wolfram Weimer, dem ehemaligen Chefredakteur des Nachrichtenmagazins „Focus“, räumte Tebartz-van Elst ein, sich missverstanden und zum Teil bewusst falsch interpretiert zu fühlen. Je mehr er kommuniziere, desto mehr laufe er Gefahr, missverstanden zu werden, gestand der Bischof. Doch auch umgekehrt gibt es Verständnisprobleme. „Manche Fragen, die der normale Katholik hat, scheint er gar nicht zu verstehen oder verstehen zu wollen“, äußerte sich Klaus Hofmeister, Kirchenexperte des Hessischen Rundfunks, jüngst in einem Interview über den Limburger Bischof.

An der Kirchenbasis grummelt es jedenfalls gewaltig. Karl-Josef Schäfer, Sprecher der Bewegung „Wir sind Kirche“ im Bistum Limburg, fordert von Franz-Peter Tebartz-van Elst gerade in finanzieller Hinsicht bedingungslose Transparenz, aber auch schlicht mehr Gesprächsbereitschaft. „Der Bischof sollte mehr auf die Gläubigen im Bistum hören, aber auch auf den Klerus, der längst nicht mehr alles so hinnimmt, wie es im Ordinariat bestimmt wird“, sagte Schäfer im Gespräch mit unserer Zeitung.

Von unserem Redakteur Hans Georg Egenolf

Top-News aus der Region

Weitere regionale Nachrichten