Wie die vorgezogene Bundestagswahl ausgeht, steht natürlich noch in den Sternen. Aber das Diezer Gefängnis kann sich bereits jetzt als klarer Gewinner fühlen. Denn es darf wichtige Wahlunterlagen für rund drei Millionen Rheinland-Pfälzer drucken, die vermutlich am 23. Februar ihre Stimme abgeben können. Deshalb ist man dort mächtig stolz.
Die Justizvollzugsanstalt (JVA) an der Lahn erreichte unmittelbar nach dem Bruch der Bundesregierung die Anfrage, ob sie Wahlunterlagen drucken könne. Damals stand auch noch ein möglicher Termin im Januar im Raum und damit noch mehr Zeitdruck als heute, wie sich Leiter Volker Fleck erinnert. Und die Republik diskutierte nach dem lauten Einwand von Bundeswahlleiterin Ruth Brand noch, ob sich auf Schnelle überhaupt genug Papier auftreiben lasse. Diese Bedenken irritierten die JVA aber nicht. Sie sagte schnell zu, den Auftrag des Landeswahlleiters zu übernehmen. Denn sie war sich sicher, „organisatorisch ist gewährleistet, dass die ausreichende Menge Papier schnell geliefert werden kann.“
Stimmzettel werden nicht in der JVA gedruckt
Wie Fleck berichtet, empfindet das Team der Druckerei den Auftrag als Herausforderung, aber auch mit großer Freunde als Anerkennung bisheriger Arbeit. Denn Diez übernimmt nicht zum ersten Mal eine wichtige Rolle bei Wahlen. Die hatte die JVA bereits bei Landtags-, Kommunal- und Europawahlen. „Bisher hat immer alles gut funktioniert“, betont Fleck. Allein für die Europawahl habe man mehr als acht Millionen Bögen bedruckt. Der neue Auftrag sei auch eine gute Sache für die Inhaftierten. Denn die Arbeit sei ein wichtiger Anteil für die Resozialisierung. Was die neue Aufgabe der JVA finanziell einbringt, gehört zu den Geschäftsgeheimnissen.

Das Team mit zwei Druckermeistern, einem Drucker, einem Buchbinder sowie 74 Gefangenen kann in einer Halle auf dem geschlossenen Gelände also mit gewisser Routine bis auf die Stimmzettel alle wichtigen Unterlagen drucken – von Merkblättern, über Umschläge bis hin zu Formularen für die Niederschriften der Wahlhelfer. Nur für die Stimmzettel fehle eine passende Maschine, berichtet Fleck.
Stete Qualitätskontrolle
Die Produktion werde „ständig überwacht und qualitätsmäßig überprüft“, betont er. Zu einem nur intern bekannten Termin werden die Unterlagen dann direkt von der JVA an sämtliche Wahlkreise in Rheinland-Pfalz ausgeliefert.
Dieser Service sorgt auch für neue Arbeit. Es komme immer wieder vor, dass mit Wahlunterlagen versorgte Kommunen „weitere Aufträge abgeben“. Ansonsten erreichen Diez längst nicht nur Bestellungen von Behörden. Zu den Aufträgen „zählt alles, was gedruckt werden kann, zum Beispiel Broschüren, Plakate, Hefte, Festschriften oder Buchbindearbeiten oder auch Tassen“. Dabei gelte die Zufriedenheit als „sehr hoch“. Der Einsatz in der Drucker und Buchbinderei sei unter Gefangenen äußerst beliebt. Dort könnten sie auch kreativ sein und „ein gewisses Maß an Eigenverantwortung“ beweisen, erklärt Fleck im Gespräch mit unserer Zeitung.
Die JVA Diez
Die JVA Diez verfügt über mehrere Eigenbetriebe. Neben der Druckerei und Buchbinderei gibt es eine Schlosserei, Schreinerei und Gärtnerei. Gefangene werden auch in Zweigbetrieben privater Unternehmen (sogenannte Unternehmerbetriebe) beschäftigt. In Diez werden Freiheitsstrafen verbüßt, die von gut zwei Jahren bis hin zu lebenslang und anschließender Sicherungsverwahrung reichen können.