Dort vollführt die Mosel einen besonders eleganten und harmonischen Schlenker. Im Scheitelpunkt der Moselschleife liegt der Weinort Bremm, eines der schönsten Dörfer in Deutschland. Auf dem schmalen Streifen zwischen Moselufer und steil aufragenden felsigen Weinbergen suchen sich die Fachwerkhäuser eng aneinandergerückt ihren Platz. Die natürliche Kulisse ist außerdem ein Superlativ, denn der Bremmer Calmont ist mit 65 Prozent Hangneigung die steilste Weinbergslage Europas. Der Riesling ist auf dem terrassierten und sonnenverwöhnten Hang unangefochtener König der Reben. Die Trauben werden in der extremen Steillage von Hand geerntet. Die rund 100 Hektar Weinbaufläche der Gemarkung Bremm verteilen sich auf die Lagen Calmont, Abtei Kloster Stuben, Frauenberg, Schlemmertröpfchen und Lauren-tiusberg.
Auf der anderen Uferseite steht verlassen die Ruine der Stiftskirche des Augustinerklosters Stuben. Im Innern sind noch die Nischen zu erkennen, wo einst die Sündigen ihre Beichte loswurden. Der Muttergottes-Altar zog in die Pfarrkirche St. Hilarius in Ediger-Eller um, und die schmiedeeiserne Kanzel fand einen neuen Platz in der Kapelle der Reichsburg in Cochem. Berühmtheit erlangte das Kloster mit der Stubener Staurothek. Kreuzritter Heinrich von Ulmen brachte die Reliquienlade 1204 als Beute heim und schenkte sie dem Kloster. Dort wurde dem in Gold gefassten und mit Perlen und Edelsteinen verzierten Patriarchenkreuz eine eigene Kapelle gebaut, die fortan über Jahrhunderte Ziel vieler Pilger war. Sogar Kaiser Maximilian I. sah sich die Reliquie 1512 auf dem Weg zum Reichstag in Trier an. Heute ist das Meisterwerk byzantinischer Goldschmiedekunst in der Schatzkammer des Limburger Doms zu bestaunen.
Die Bremmer Bürger haben aus ihrem Ort ein kleines Schmuckstück gemacht. Besonders sehenswert ist das 1686 erbaute Storchenhaus an der Moselstraße. Der Legende nach soll das Gebälk von einer Festung stammen. In der Moselstraße steht das Pestkreuz mit der Inschrift „Dies Kreuz hat zu Ehren Gottes aufrichten lassen Reinhard Schmitz und seine eheliche Hausfrau Dorothea“. Im ehemaligen Winzerhaus in der Brunnenstraße 58 gibt es noch den alten Backes, in dem einst für alle Bewohner Brot gebacken wurde.
Von Bremm führt ein Zuweg direkt auf den Moselsteig, der hier auf seiner 16. Etappe auf dem Weg von Neef nach Ediger-Eller vorbeiführt. Diese Etappe ist mit elf Kilometer Länge die kürzeste, aber auch eine der schönsten des Moselsteigs. In steilen Serpentinen steigt der Weg zum Calmont auf. Erst an der Bergkapelle, wo der Kreuzweg „Bremmer Kehr“ endet, wird die Steigung etwas sanfter. Die Aussicht am zwölf Meter hohen Calmont-Gipfelkreuz ist fantastisch. Bei guter Thermik ist das Plateau ein bevorzugter Startplatz der Gleitschirm- und Drachenflieger. Für sportliche Wanderer mit gutem Schuhwerk ist der Calmont-Klettersteig mit gleichem Ziel ein aufregendes Erlebnis.
Auch der ufernahe Moselradweg führt durch Bremm. Besonders schöne Moselmäander gibt es auf den Etappen 14 bis 16 zwischen Ürzig und Eller. Dort nimmt in Kröv die Mosel Anlauf zu einer der größten Moselschleifen, in deren Scheitelpunkt die Jugendstilstadt Traben-Trarbach liegt. Die steilen Schieferlagen erinnern an die freche Weinmarke „Kröver Nacktarsch“, für deren Namen selbst in Kröv keiner eine verlässliche Erklärung weiß. Viele Jugendstilvillen und große Weingewölbe erinnern in Traben-Trarbach an die wohlhabende Zeit um 1900, als der Winzerort nach Bordeaux der wichtigste Weinlieferant in Europa war.
Eine Moselschleife weiter steht auf dem Zeller Hamm oberhalb der engsten Stelle die Marienburg. Nur 700 Meter entfernt, ist vom Prinzenkopfturm auf dem Moselsteig die Aussicht auf die Flussschleife am schönsten. Zell ist stolz auf die Großweinlage „Zeller Schwarze Katz“ und würdigt das mit einem großen Basaltbrunnen an der Moselpromenade. Die nächste Moselschleife liegt schon am Bremmer Calmont.
Heidrun Braun
Nähere Infos: Moselland-touristik, Kordelweg 1, Bernkastel-Kues, Telefon 06531/ 97330, www.visitmosel.de, www.rlp-tourismus.de/mosel