Rheinland-Pfalz/Dernau
Debatte um Landesjagdgesetz: „Wir stehen als Jäger mit dem Rücken zur Wand“
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Die Haltung der Jägerschaft zum Regierungsentwurf des Landesjagdgesetzes war klar: „Das Gesetz gehört in die Tonne“, war man sich einig. Am Rednerpult: Kreisgruppenvorsitzender Ralf Schmidt. Auf Kritik stieß die Absage von Staatssekretär Erwin Manz. Er sah keine Grundlage für eine sachliche Debatte mit den Jägern.
.. Jochen Tarrach

Der Regierungsentwurf zum Landesjagdgesetz erhitzt die Gemüter in den Revieren.  Die Kreisjägerschaft Ahrweiler hatte Jägerschaft und Politik zur Debatte eingeladen. Doch dazu kam es nicht.

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Die Haltung der Jägerschaft zum Regierungsentwurf des Landesjagdgesetzes war klar: „Das Gesetz gehört in die Tonne“, war man sich einig. Am Rednerpult: Kreisgruppenvorsitzender Ralf Schmidt. Auf Kritik stieß die Absage von Staatssekretär Erwin Manz. Er sah keine Grundlage für eine sachliche Debatte mit den Jägern.
.. Jochen Tarrach

Rund 403 Quadratkilometer des Kreises Ahrweiler sind dicht bewaldet, entsprechend viele Menschen gibt es, die als Jäger für Ordnung im Wald sorgen. Rund 300 von ihnen hatten sich jetzt im großen Saal der Weinmanufaktur Dagernova in Dernau versammelt, um geschlossen mit dem Landesjagdverband gegen den neuen Regierungsentwurf zum Landesjagdgesetz Rheinland-Pfalz mit seinen deutlichen Einschränkungen des bewährten Reviersystems zu protestieren.

Seit Wochen erhitzt dieser Entwurf die Gemüter der Jägerschaft. Sie wirft dem federführenden Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität schwere fachliche und juristische Mängel vor. Die Änderungen würden drastische Auswirkungen auf das bestehende Jagdsystem, das Grundeigentum sowie den Tierschutz haben, heißt es.Vorgesehen hatte Kreisgruppenvorsitzender Ralf Schmidt eine Podiumsdiskussion mit Vertretern des zuständigen Ministeriums sowie der Jägerschaft. Doch die Enttäuschung war groß, denn die zunächst erfolgte Zusage von Staatssekretär Erwin Manz (Grüne) wurde zurückgezogen, da aus Sicht des Ministeriums der Veranstaltungsrahmen in Dernau eine sachliche Debatte nicht zulassen würde.

Eine Fragerunde

So wurde aus der Podiumsdiskussion eine Fragerunde mit den versammelten Fachleuten. „Unsere gewählten Volksvertreter müssten eigentlich trotz Kritik mit uns sprechen“, kommentierte Ralf Schmidt die Absage.

So ging die erste Frage aus dem Plenum über die rechtlichen Konsequenzen an Rechtsanwalt und Jäger Marcus Schuck. Er bezeichnete allein die Tatsache, dass so viele Jäger erschienen sind, als Beispiel für Demokratie von unten. Er bezeichnete den Gesetzentwurf als kompletten, von verquerer Ideologie beeinflussten Paradigmenwechsel. Hinterhältig sei hier ein neues System entwickelt worden, wie man es in Deutschland noch nie erlebt habe

Gar nichts.

Mathias Heeb (Bündnis 90/Die Grünen) auf die Frage, was er vom Gesetzentwurf hält

Es sei ein bürokratisches Monster und müsse vollständig zurückgenommen werden. „Das Gesetz enthält allein 61 Verbote, drei Strafandrohungen und 26 Tatbestände der Ordnungswidrigkeiten. Fast alle Tätigkeiten der Jäger bei Hege und Pflege sind freiwillige Leistungen, und der Entwurf zerstört die Vertrauensbasis zwischen Jägern und den leitenden Personen der Forstverwaltung“, heißt es in einem Papier der Kreisgruppe Ahrweiler.

Viel Kritik

Es werde hier nicht nur ein Ast abgesägt, sondern gleich der ganze Baum, so Kreisjagdmeister Stefan Schuck. Besondere Aufregung erzeuge bei ihm eine Anordnung des neuen Paragrafen 5: „Jagdscheininhaber haben gegenüber anderen Jagdscheininhabern und Jagdscheininhaberinnen und der Bevölkerung einen respektvollen Umgang zu pflegen und das Ansehen der Jägerschaft in der Gesellschaft zu wahren“, heißt es dort. „So eine Unverschämtheit, was bilden sich diese Leute eigentlich ein, uns sagen zu müssen?“, kommentierte Schuck.

Mit auf dem Podium saß auch der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Rat der Gemeinde Grafschaft, Mathias Heeb. Auf die Frage, was er von dem Gesetz halte, antwortete er kurz und knapp: „Gar nichts“. Der Landtagsabgeordnete Horst Gies (CDU), selbst auch Jäger, kündigte an, dass dieses Gesetz im Landtag niemals seine Zustimmung bekommen werde.

Gegenredner wird ausgebuht

Nur eine einzige Stimme gab es pro Gesetzentwurf. Regelrecht ausgebuht wurde Frank Ridderbusch aus Neustadt von der Zentralstelle der Forstverwaltung. Er warf der Jägerschaft die Verwendung falscher Argumente vor und forderte sie auf, nicht weiter auf populistische Art und Weise mit dem Gesetzentwurf umzugehen. „Haben Sie den Entwurf überhaupt verstanden?“, fragte er. „Der Entwurf gehört in die Tonne – und zwar sofort“, lautete jedoch die Forderung der aufgebrachten Jägerschaft. Zu viel Bürokratie, Reviere können verkleinert oder ganz abgeschafft werden, die Hege werde kaputtgemacht. „Wir stehen als Jäger mit dem Rücken zur Wand“, so Marcus Schuck.

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