Rheinland-Pfalz
Chefin der Innovationsagentur: Für den Mittelstand führt kein Weg an Künstlicher Intelligenz vorbei
Künstliche Intelligenz (KI)
Eine Person arbeitet am Rechner, auf dessen Bildschirm ein durch Künstliche Intelligenz generiertes Illustrationsbild mit Code verschiedener Programmiersprachen und einem neuronalen Netzwerk-Diagramm zu sehen ist. Der Einsatz von KI wird auch für den rheinland-pfälzischen Mittelstand immer wichtiger.
Oliver Berg. picture alliance/dpa

Was den Einsatz von Künstlicher Intelligenz bei der Verkürzung von Prozessen in Unternehmen angeht, herrscht im Mittelstand in Rheinland-Pfalz derzeit ein gewisser Pioniergeist, sagt die Geschäftsführerin der Innovationsagentur Rheinland-Pfalz, Sabine Mesletzky - und das sei gut so. Kein Unternehmen könne es sich leisten, auf KI zu verzichten, ist sie überzeugt.

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Künstliche Intelligenz (KI) ist längst in unser aller Alltag angekommen: im Auto, im smarten Zuhause, überall dort, wo Siri und Alexa als Sprachassistentinnen zur Stelle sind. Wer Musik, Filme und Serien streamt und gern personalisierten Empfehlungen folgt – die KI lässt grüßen. Diese Beispiele zeigen: Relativ simple Prozesse werden durch Künstliche Intelligenz beschleunigt, sie werden einfacher, bequemer.

Was fürs Private gilt, lässt sich im größeren Stil und in komplexeren Strukturen auch auf die Arbeitswelt übertragen, auf kleine, mittelständische und große Player in Industrie, Wirtschaft und Handwerk. Hier tut sich bereits viel – und es soll sich noch mehr tun. Als ein Treiber für die Nutzung von KI im Land soll der „AI Summit Rheinland-Pfalz“ an diesem Freitag, 5. Juli, auf der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz fungieren.

Während der eintägigen Konferenz sollen Akteure aus der Wirtschaft und dem Handwerk mit kreativen Köpfen aus Start-ups in Kontakt kommen, die KI-Lösungen und -Anwendungen entwickeln und passgenau auf Bedarfe im Mittelstand zuschneiden können. Veranstaltet wird der Summit von den Koblenzer Firmen 247 Grad und Nuwacom, er geht also auf eine privatwirtschaftliche Initiative zurück. Doch auch institutionalisiert gibt es in Rheinland-Pfalz Bestrebungen, das Land als Technologiestandort zu stärken – etwa über die Innovationsagentur Rheinland-Pfalz als landeseigene Gesellschaft. Sie unterstützt den Summit neben diversen Unternehmen, der Handwerkskammer Koblenz mitsamt dem Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk und anderen.

Im Netzwerk Innovation beschleunigen

Wenn der eintägige Gipfel in konzentrierter Form als Schmelztiegel für KI steht und die Veranstalter ein Netzwerk für Künstliche Intelligenz aufbauen möchten, spiegelt sich deren Community-Gedanke ein Stück weit mit dem generellen Auftrag der Innovationsagentur, technische Innovationen in Rheinland-Pfalz zu beschleunigen: Auch dieser Prozess kommt nicht ohne ein starkes Netzwerk aus. Im vergangenen Herbst an den Start gegangen, versteht sich die Agentur als „Matchmaker, Impulsgeber und Wegweiser im Innovationsökosystem Rheinland-Pfalz“. Weiter heißt es in der Eigenbeschreibung: „Wir vernetzen Innovationsakteure, tragen Forschungswissen in die Praxis und fördern die Entwicklung neuer Ideen. Wir sind Ansprechpartner für Unternehmen, Forschende, Netzwerke, Start-ups und alle anderen, die die Zukunft in Rheinland-Pfalz mitgestalten wollen.“ Überdies werden Betriebe zu öffentlichen Fördermitteln beraten.

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Sabine Mesletzky, Geschäftsführerin der Innovationsagentur Rheinland-Pfalz
Melanie Billian

Die Stichworte „Zukunft“ und „Mitgestaltung“ greift Sabine Mesletzky, Geschäftsführerin der Agentur mit Sitz in Mainz, im Gespräch mit unserer Zeitung nur zu gern auf, sie sind in einem Atemzug mit KI zu nennen. Denn: An KI führt im Mittelstand heute kein Weg mehr vorbei, wolle man zukunftsfähig sein und im Wettbewerb bestehen, sagt Mesletzky. „Es geht um Effizienzsteigerung, um mehr Flexibilität, darum, komplexe Prozesse zu verschlanken und Freiräume zu gewinnen“, fasst sie Potenziale zusammen, die KI für Betriebe mit sich bringen kann. Dabei könne kein Unternehmen zu klein oder zu groß sein, um darauf zu verzichten, KI zu nutzen, ist Mesletzky überzeugt. „Ihr Einsatz wird zu einer essenziellen Frage für Unternehmen, insbesondere auch im Mittelstand – und in Rheinland-Pfalz haben wir zu 95 Prozent mittelständische Betriebe.“

Wo sich viel tut und wo Potenziale schlummern

Insofern gewinnt die KI und sämtliche rasant um sie verlaufenden Entwicklungen in Start-ups und in der Forschung auch an Bedeutung für die Arbeit der Innovationsagentur: KI ist im breit aufgestellten Portfolio der Agentur eines der Schwerpunktthemen. Doch wo sieht Mesletzky den Mittelstand in Sachen KI in Rheinland-Pfalz überhaupt verortet?

Allgemeingültig lässt sich das nicht sagen, meint sie. „Generell passiert überall etwas.“ Im Mittelstand herrsche momentan ein gewisser Pioniergeist, wenn es darum geht, KI in den Betrieb zu implementieren und für sich nutzen. „Das ist sehr begrüßenswert“, sagt Mesletzky. Besonders viel tut sich ihr zufolge in Branchen wie dem medizinischen Bereich und der Robotik. Riesige Potenziale sieht Mesletzky auch in der Film- und Gamingbranche, die sie als besonders agil in der Entwicklung von KI-Anwendungen bezeichnet. Die Entwickler samt ihren Ideen mit Akteuren aus anderen Wirtschafts- und Industriebereichen zu vernetzen, könne zu spannenden Synergien führen.

Ausbaufähig seien KI-basierte Anwendungen hingegen beispielsweise im Tourismus oder auch in der Pflege – „eben dort, wo zwischenmenschliche Kontakte besonders ausgeprägt sind“. Hier hätten KI-Systeme – vom smarten Telefonassistenten in der Gastronomie bis zum Roboter im Altenheim – oft noch ein Akzeptanzproblem.

Europäisch denken

Auch regional machen sich Unterschiede beim Thema KI bemerkbar: Sicherlich besteht mit Kaiserslautern ein Hotspot für entwickelnde Start-ups, dort wird unter anderem auch ein KI-Zentrum des Bundes aufgebaut. Auch die Landeshauptstadt Mainz sowie Koblenz weisen eine größere Dichte von Unternehmen im Bereich KI auf als andere Regionen im Land: Ein urbanes Umfeld ist oft ein Biotop für junge Kreative und Entwickler – „aber so trennscharf lässt sich dies auch nicht sagen, auch im ländlichen Bereich, etwa im Westerwald und in der Südpfalz, tut sich einiges“, sagt Mesletzky.

Sie ist ohnehin eine Freundin davon, die Potenziale von Künstlicher Intelligenz und generell innovativem Know-how zwar aus der Region heraus für die Region und das Land zu denken, aber nicht darauf begrenzt zu bleiben, sondern das Netzwerk breit und weit zu spannen, Europa im Blick zu haben – der technischen Innovation zuliebe.

Infos zum KI-Summit in Koblenz: www.ai-summit-rlp.de

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