Kein WhatsApp mehr im Unterricht, kein Tiktok auf dem Pausenhof, kein Telefonieren in Freistunden: Die rheinland-pfälzische CDU will Handys in rheinland-pfälzischen Schulen verbieten. Schüler sollten ohne Ablenkung lernen, Lehrer nicht ständig ermahnen müssen, sagte die bildungspolitische Sprecherin der CDU, Jenny Groß, am Mittwoch im Landtag. Die Christdemokraten wollen ein mögliches Handyverbot in Rheinland-Pfalz nicht den Schulen selbst überlassen, sondern gesetzlich festschreiben.
Vorbild ist das Nachbarland Hessen. Die Parteifreunde dort haben die Idee bereits in die Realität umgesetzt. In Hessen ist die CDU allerdings auch in der Regierung vertreten. Ab dem kommenden Schuljahr gelten deshalb strikte Regeln für Handys. Die private Nutzung ist dort im Schulgebäude komplett untersagt. Die Schüler dürfen Smartphones lediglich bei sich tragen. Einzige Ausnahme: Schulen dürfen eigene Räume schaffen, in denen etwa Oberstufenschüler die Geräte auch privat benutzen dürfen. An Grundschulen sind Handys außer in Notfällen komplett tabu.
„Es muss endlich Schluss sein mit dem Dauerbetrieb auf dem Pausenhof und im Unterricht.“
Jenny Groß, bildungspolitische Sprecherin der CDU
Es müsse endlich Schluss sein mit dem „Dauerbetrieb auf dem Pausenhof und im Unterricht“, sagte Groß von der rheinland-pfälzischen CDU. Handys hätten negative Folgen für das Miteinander und auf die Leistung. Smartphones sollten nur noch dann erlaubt sein, wenn sie im Unterricht gezielt genutzt werden und der Medienbildung dienen.
Eine Studie der Universität Augsburg kam kürzlich zu dem Schluss, dass von Handyverboten tatsächlich positive Effekte ausgehen können, nicht nur auf die Lernleistung. Demnach könnten die Verbote insbesondere Probleme wie Mobbing reduzieren – also das soziale Wohlbefinden erhöhen. Weitere Forschung sei allerdings nötig.
Diese Regeln gelten aktuell in Rheinland-Pfalz
In Rheinland-Pfalz gibt es derzeit keine landeseinheitliche Regelung. Laut Bildungsministerium ist es den Schulen allerdings auch aktuell schon erlaubt, „den missbräuchlichen Einsatz von Handys und Smartphones“ im Unterricht zu sanktionieren. Auch Verbote dürfen die Schulen verhängen. An einigen Schulen hat sich etwa ein Modell mit sogenannten Handy-Garagen durchgesetzt, wo die Schüler das Gerät während der Unterrichtszeit einschließen.
Der CDU geht das nicht weit genug, sie will die Schulen von der Verantwortung entlasten - und pocht deshalb auf ein landesweites Verbot. Derzeit sieht es allerdings nicht danach aus, als könne sich der Vorschlag durchsetzen. Die rheinland-pfälzische Ampel-Koalition stemmt sich gegen schärfere Regeln, wie es sie im Nachbar-Bundesland und vor allem international gibt.
Was der neue Bildungsminister zum Handy-Verbot sagt
Auch der am Mittwoch vereidigte, neue Bildungsminister Sven Teuber (SPD) bleibt zunächst bei der Linie seiner Vorgängerin. Ein Verbot halte er nicht für überzeugend, sagte er in seiner ersten Rede im Amt. Die Tür für neue landeseinheitliche Regeln machte er aber nicht komplett zu. Man sei in den Zielen vereint, die Schüler möglichst stark zu schützen. Er wolle aber zunächst alle Beteiligten - Eltern, Lehrer und Schüler - an einen Tisch bringen.
Der Grünen-Abgeordnete Daniel Köbler wurde deutlicher und nannte die CDU für ihren Vorschlag eine „Verbotspartei“, die Lebensrealitäten verkenne. Die FDP sieht in der Praxis kein Problem. Störungen im Unterricht würden bereits jetzt von Lehrern unterbunden,sagte der Abgeordnete Stefan Thoma.
Unterstützung erhält die CDU von der AfD. Die Partei habe bereits vor Jahren ein Verbot in Grundschulen gefordert, als die Christdemokraten selbst noch dagegen argumentiert hätten, sagte deren bildungspolitischer Sprecher, Joachim Paul. Nicht jede Schule solle den aufwendigen Kampf für ein Handyverbot selbst führen müssen, daher brauche es eine landesweite Regelung. Die Debatte wird nun im Bildungsausschuss des Landtags weitergehen. Dort sollen auch Experten zu Wort kommen.