Von der Porta Nigra in Trier über die Antikenhalle in Speyer bis hin zum Rhenser Königstuhl kümmert sich die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) beziehungsweise die zu ihr gehörende Direktion Burgen, Schlösser, Altertümer um den Erhalt historischer Stätten im Land. Dazu gehören auch vier Burgen und die Festung Ehrenbreitstein, die im Rahmen der Bundesgartenschau 2029 im Welterbe Oberes Mittelrheintal eine Rolle spielen werden. Im Gespräch mit unserer Zeitung erläutert Michael Mrosek, Leiter der Stabsstelle Bau und Technik bei der GDKE, was im Vorfeld der Buga geplant ist und wie viel Geld das Land beziehungsweise die Generaldirektion dafür in die Hand nehmen.
„Wir wollen natürlich ein Teil der Buga 2029 sein“, sagt Michael Mrosek, der bereits Erfahrungen mit der Koblenzer Bundesgartenschau 2011 sammeln konnte. „Es liegt ja auf der Hand, dass auch die Burgen für die vielen Besucher ein Anziehungspunkt sein werden, selbst wenn dort kein offizielles Buga-Programm läuft. Wir haben aber im Vorfeld die Chance, unsere Liegenschaften am Rhein noch attraktiver zu gestalten, etwa was Barrierefreiheit angeht“, sagt er.
Investitionsvolumen in Höhe von rund 30 Millionen Euro
Die Rede ist von einem möglichen Investitionsvolumen in Höhe von rund 30 Millionen Euro. Dazu Michael Mrosek: „Wir werden sehen, wie die finanzielle Größenordnung aussieht. Das Finanzministerium wird die Maßnahmen bei den Beratungen des Landeshaushalts 25/26 mit berücksichtigen. Aus diesem Grund müssen wir gemeinsam mit dem Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) bis zum ersten Halbjahr 2024 Konzepte und Kostenpläne erstellen. Dann entscheidet der Landtag über den Haushalt.“
Ob sich alle Wünsche der GDKE umsetzen lassen, das hängt natürlich vom Geld ab, das zur Verfügung gestellt wird. Und – Häuslebauer kennen das – für Bauherren ist es angesichts von Inflation und steigenden Kosten nicht so einfach vorauszusagen, was ein Projekt in ein paar Jahren kosten wird. Schließlich kommt ja auch noch der Faktor Zeit ins Spiel. „Wir behalten einerseits die Kostenentwicklung im Blick“, sagt Mrosek, „haben andererseits bereits erste Vorplanungen an externe Dienstleister vergeben und werden im Hinblick auf die Buga sicherlich priorisieren müssen.“
Welche Ideen hat man bei der GDKE, was wird geplant? Klappern wir die fünf Aushängeschilder des Landes im Buga-Gebiet von Süd nach Nord ab:
1 Burg Sooneck: Erstmals 1271 urkundlich erwähnt, wurde die Sooneck bei Niederheimbach jedoch von französischen Truppen 1689 zerstört, dann aber im 19. Jahrhundert von den preußischen Prinzen wiederaufgebaut. Es ist eine märchenhafte Burg mit schönen Gärten und Terrassen, Museum und Burglädchen. Was noch Kopfzerbrechen bereitet, ist die enge Zufahrt und die Parksituation samt Wendemöglichkeit, die gerade für Rettungsfahrzeuge optimiert werden soll. Weitere Stichwörter sind Flucht- und Rettungswege, die WC-Anlagen und die barrierefreie Erschließung der Burg, die etwa durch das Kopfsteinpflaster im Innenhof erschwert wird. Ob dann die Burggärten noch aufgehübscht werden, das muss man sehen.
2 Pfalzgrafenstein: Die 1327 mitten im Rhein errichtete ehemalige Zollburg bei Kaub ist toll restauriert und stets ein Anziehungspunkt. Das Problem: Erreichbar ist sie nur mit einer kleinen Fähre, die aber fällt manchmal wochenlang aus – allein schon bei Hoch- oder Niedrigwasser. Eine dauerhafte Verbindung von Kaub zur Pfalzgrafenstein, etwa über eine Pontonbrücke, diese Idee wird jetzt im Auftrag der GDKE geprüft (wir berichteten ausführlich).
Was sonst noch überlegt wird: Die pittoreske Anlage könnte durch temporäre Inszenierungen noch mehr hervorstechen. Christo-mäßig einpacken, Lichtinstallationen, Figuren auf dem Wasser nahe bei der Insel – vieles ist möglich, sagt Michael Mrosek. Was umgesetzt werden kann, werde man sehen.
3 Burg Sterrenberg: Bereits 1034 als Reichsburg erwähnt, ist ein Teil der Burgruine oberhalb von Kamp-Bornhofen wiederaufgebaut worden. Die Burg mit Restaurant und einigen Übernachtungsmöglichkeiten ist heute ein beliebter Ort für Hochzeiten. Parkplätze vor dem Burgtor, weitgehende Barrierefreiheit – für Menschen mit Handicap will die GDKE auf jeden Fall noch die WC-Situation verbessern. Der große Innenhof, derzeit noch ein wenig verwaist, könnte attraktiver, erlebbar und vielleicht bespielbar werden. Und der sensationelle Fund einer Kapelle aus dem 12. Jahrhundert könnte bis 2029 für Besucher zugänglich gemacht werden.
Ansonsten: Die Zufahrt, die Parkplätze, der Aufstieg vom Kloster Bornhofen hoch zur Burg, die Vernetzung mit dem Rheinsteig – mal sehen, ob und was bis zur Gartenschau noch möglich sein wird.
4 Schloss Stolzenfels: Das neugotische Schloss ist natürlich ein herausragendes Beispiel der Rheinromantik, Anfang des 19. Jahrhunderts von Preußen auf den Ruinen einer Zollburg aus dem 13. Jahrhundert ausgebaut. Das Schloss ist ein Juwel, das Entrée im Tal könnte attraktiver werden. Auf dem jetzigen Parkdeck, so Michael Mrosek, kann sich die Generaldirektion eine Art modernen Pavillon mit Kasse, Orangerie samt großen Kübelpflanzen, einem kleinen Café et cetera vorstellen, wo im Sommer auch Vorträge und kleinere Veranstaltungen stattfinden könnten.
Der Fußweg hinauf zum Schloss müsste hier und dort repariert werden. Schließlich leiden auch die Pflanzen und Bäume im Garten und Park des Schlosses unter dem Klimawandel – diesbezüglich ist bereits ein Büro beauftragt, das Konzepte und Kosten für klimaresiliente Pflanzungen erarbeitet. Was sich überdies viele Schlossfans wünschen, weiß auch Mrosek: Einen Shuttle für Gehbehinderte, eine attraktivere Bahn- und Straßenquerung sowie eine Fährverbindung von Lahnstein nach Stolzenfels. All dies könnte bei der Buga 2029 sinnvoll sein, aber ...
5 Festung Ehrenbreitstein: Die preußische Befestigungsanlage gegenüber der Moselmündung in Koblenz war mit ihrer Seilbahnverbindung schon einer der Hauptanziehungspunkte der Buga 2011. Zur Gartenschau im Jahr 2029 wird sie zwar keine zentrale Rolle spielen, aber sicherlich als Veranstaltungsort genutzt. Vier Teilmaßnahmen sind hier laut Mrosek von der Generaldirektion geplant:
- Die Barrierefreiheit soll an der ein oder anderen Stelle verbessert und Ersatz für die vorhandenen, aber teils immer wieder defekten Plattformlifte installiert werden, damit alle Besucher zum Beispiel die sehenswerten Dachgärten erreichen und erleben können.
- Die Außengastronomie auf dem oberen Schlosshof ist noch weitgehend ein Provisorium, statt den Containern müsste dieser Punkt möglichst bis zur Buga attraktiver gestaltet werden.
- Das gilt insgesamt für den gesamten Schlosshof: Bei Trockenheit ist die große Fläche staubig, vorstellbar wäre auch eine bessere Wegführung, damit der Platz überschaubarer wird und die Besucher sich beim Betreten nicht so verloren vorkommen.
- Ein wichtiges Ziel ist es zudem, die Ver- und Entsorgung der Festung autofrei zu machen. Eine Trasse für einen alternativen Weg vor den Mauern hat die GDKE bereits ausgemacht; hier wäre auch Platz, um ein neues Gebäude als Versorgungspunkt zu errichten.