Zwischen vier und fünf Millionen Zuschauer verfolgen regelmäßig die ZDF-Fahndungsshow „Aktenzeichen XY ... ungelöst“. Auf diese wuchtige Öffentlichkeitswirkung setzen jetzt die Fahnder im Fall des mutmaßlichen Dreifachmordes von Weitefeld: Moderator Rudi Cerne wird am Mittwochabend über das schreckliche Verbrechen vor laufender Livekamera berichten. Die Hoffnung der Ermittler: Vielleicht kommt auf diesem Wege der eine entscheidende Hinweis herein, der zur Ergreifung von Alexander Meisner führt.
Der 61-Jährige ist weiter auf der Flucht – er wird dringend verdächtigt, am vorvergangenen Sonntag drei Menschen in Weitefeld im Kreis Altenkirchen ermordet zu haben. „Die Ermittlungen dauern ungemindert an“, erklärt der Leitende Oberstaatsanwalt Mario Mannweiler auf erneute Anfrage unserer Zeitung. „Es werden weiterhin noch weitere Tatortspuren analysiert und ausgewertet, weitere Zeugen angehört, erhobene Daten ausgewertet und vieles mehr.“ Das alles diene dazu, ein Gesamtbild des möglichen Tatablaufs zu formen.

Unbekannt ist weiter, welches Band zwischen den Opfern und dem mutmaßlichen Täter existierte – wenn eines existierte. „Es gibt derzeit keine tragfähigen Anhaltspunkte für eine persönliche Verbindung“, sagt Mannweiler und erklärt, dass alle diesbezüglichen Hinweise nacheinander überprüft werden. „Diese Überprüfungen sind noch nicht abgeschlossen.“
Möglicherweise stoßen die Ermittler dabei auch auf ein Motiv. „Zu der Frage, was den Täter innerlich angetrieben haben könnte, sind derzeit noch keine tragfähigen Angaben möglich“, unterstreicht Mannweiler, der an diesem Punkt explizit nicht spekulieren will.
An die 900 Hinweise aus der Bevölkerung sind inzwischen bei der Polizei eingegangen, die weiter abgearbeitet werden. Der Polizeiapparat läuft auf Hochtouren. Die unmittelbar nach dem Tötungsdelikt eingerichtete „Soko Weitefeld“ besteht aus etwa 100 Einsatzkräften verschiedener Organisationseinheiten.

„Die Unsicherheit macht etwas mit den Menschen“
Während die Polizei nach dem mutmaßlichen Dreifachmörder von Weitefeld sucht, will sie zugleich die Menschen vor Ort nicht allein lassen. Viele sind nach wie vor tief betroffen von der Tat – und verängstigt, weil der Täter noch auf freiem Fuß ist.
Nun also „Aktenzeichen XY“. Kriminalhauptkommissar Sven Dielmann von der Polizeiinspektion Betzdorf wird an der Sendung teilnehmen und direkt im Studio Hinweise entgegennehmen. Parallel wird auch in den beteiligten Dienststellen das Personal verstärkt – zur Aufnahme und zur schnellen Verarbeitung von Hinweisen, heißt es aus dem Polizeipräsidium.
Schon etliche Male in der fast 60-jährigen Geschichte der Sendung trugen die dort vorgetragenen Fahndungaufrufe zur Ergreifung von Verdächtigen bei. Laut einer im Oktober 2024 vom ZDF veröffentlichten Statistik wurden in bis dahin 607 Folgen 5084 Fälle behandelt. 1975 davon konnten aufgeklärt werden, was einer Erfolgsquote von 38,8 Prozent entspricht. Insgesamt seien in 2176 Fällen 1375 Täter festgenommen worden. Schon mehrfach wurden Fälle aus dem nördlichen Rheinland-Pfalz thematisiert, etwa der Koblenzer Doppelmord von 2011 oder auch der Obdachlosenmord von 2018 („Fall Straten“).
Die Sendung beginnt am Mittwoch, 16. April, um 20.15 Uhr im ZDF. Hinweise an die Polizei: Telefon 0261/10350399
Daran ist Alexander Meisner zu erkennen
Seit mehr als einer Woche wird per Öffentlichkeitsfahndung nach Alexander Meisner gesucht. Der Mann mit kasachischem Hintergrund lebte zuletzt in Elkenroth, wenige Kilometer von Weitefeld entfernt. Der 61-Jährige gilt als gewalttätig, hat eine einschlägige Vorgeschichte, saß auch schon jahrelang im Gefängnis. Laut Fahndungsaufruf ist er 1,74 Meter groß, wiegt 74 Kilogramm, hat braune Haare und blau-graue Augen. Besondere Merkmale sind Narben am rechten Oberarm, am linken Unterarm sowie an der Augenbraue. Auf dem linken Handrücken trägt er ein Tattoo, das „Katja“ in russischer Schreibweise zeigt. Die Ermittler gehen weiter davon aus, dass es sich bei Meisner um einen Einzeltäter handelt. Hinweise darauf, dass er sich im Ausland aufhalten könnte, gebe es derzeit nicht. tim

Mannweiler: Die Polizei geht an die Belastungsgrenze
„Dass der Täter flüchtig ist, ist natürlich für alle unerträglich, aber auch ein Ansporn, ihn zu finden“, sagt Mario Mannweiler. Der Leitende Oberstaatsanwalt ordnet im RZ-Interview die Lage bei der Suche nach dem Dreifachmörder von Weitefeld ein.