Mayen/Region
Ausweis war laminiert: Schaffner macht Behinderte rund

Mayen/Region - Hat ein Zugbegleiter der Deutschen Bahn eine erkennbar schwerbehinderte 17-Jährige öffentlich als Betrügerin dargestellt? Diesen Vorwurf erhebt Gabi Hoffmann aus Kaifenheim, deren Tochter Maria mit einem Mitarbeiter der Bahn aneinandergeraten ist. Auslöser: Der Behinderenausweis der jungen Frau ist eingeschweißt. 

Lesezeit 3 Minuten

Mayen/Region – Hat ein Zugbegleiter der Deutschen Bahn eine erkennbar schwerbehinderte 17-Jährige öffentlich als Betrügerin dargestellt? Diesen Vorwurf erhebt Gabi Hoffmann aus Kaifenheim, deren Tochter Maria mit einem Mitarbeiter der Bahn aneinandergeraten ist. Auslöser: Der Behindertenausweis der jungen Frau ist eingeschweißt.

Der Vorfall an sich ist unstrittig, die Bahn drückt auch ihr Bedauern aus. Doch was sich genau in der Regionalbahn von Kaisersesch nach Mayen zugetragen hat, darüber gehen die Darstellungen auseinander.

So viel steht fest: Nachdem der Zug Kaisersesch verlassen hat, nähert sich der Zugbegleiter, um die Fahrscheine zu überprüfen. Dabei kontrolliert er auch Maria Hoffmann, die mit zwei Freunden auf dem Weg nach Mayen ist. Die 17-Jährige ist zu 100 Prozent schwerbehindert und hat einen entsprechenden Schwerbehindertenausweis mit Wertmarke, der zur kostenlosen Fahrt in Bussen und Zügen berechtigt. Um das bis 2016 gültige Dokument zu schützen, hat sie es laminiert, also mit einer dünnen Kunststofffolie eingeschweißt. Und daran stört sich der Zugbegleiter.

Marias Mutter Gabi Hoffmann, die selbst nicht im Zug war, gibt wieder, was ihre Tochter ihr erzählt hat: „Der Mann hat gesagt, das wäre Betrug“, berichtet sie. „Das Laminieren sei eine Verfälschung des Dokuments.“ Eine Zeit lang habe der Zugbegleiter sogar die Polizei verständigen wollen. „Maria war deswegen völlig aufgelöst.“

Auf Anfrage der Rhein-Zeitung geht die Deutsche Bahn der Sache nach. „Unser Mitarbeiter hat erklärt, dass er die schwerbehinderte Frau darauf hinwies, dass der Berechtigungsausweis nicht einlaminiert werden darf“, teilt ein Bahnsprecher mit. „Der Grund hierfür ist, dass eine Überprüfung auf Echtheit des Ausweises in eingeschweißtem Zustand nicht möglich ist.“ Dass er deswegen die Polizei einschalten wollte, weise der Zugbegleiter aber von sich. „Auch widerspricht der Kollege der Behauptung, die Kundin öffentlich des Betrugs bezichtigt zu haben“, teilt die Bahn weiter mit.

Der Zugbegleiter beruft sich auf Vorschriften der Deutschen Bahn. Auf der Strecke gelten die Beförderungsbestimmungen des Verkehrsverbunds Rhein-Mosel. Dort heißt es beim Punkt „Ungültige Fahrausweise“, dass Fahrausweise, die laminiert sind, ungültig sind und eingezogen werden, weil sie sie nicht mehr überprüft werden können. Der Mitarbeiter hat sich demnach formal korrekt verhalten, wie auch der Bahnsprecher unterstreicht: „Mit der Beanstandung hatte er recht.“

Führt man sich die Behinderung der 17-Jährigen vor Augen, muss man den Vorfall hinterfragen. Maria Hoffmann hat schwere Verbrennungen erlitten, 70 Prozent ihrer Körperoberfläche sind betroffen. Zudem mussten ihr Finger amputiert werden. Das habe sie dem Zugbegleiter auch mehrfach gezeigt, um sich zu rechtfertigen, berichtet Gabi Hoffmann.

Etwas Vergleichbares ist Maria Hoffmann bisher noch nicht passiert. „Mit dem laminierten Ausweis“, erzählt ihre Mutter, „hatten wir noch nie Probleme.“ Ebenso wenig wie andere Schwerbehinderte, die ihren Ausweis auf die gleiche Weise geschützt haben. „Ich kenne viele, die das genauso machen“, sagt Gabi Hoffmann. Über den Vorfall hat sie mit dem Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung in Koblenz gesprochen, das die Ausweise ausstellt. „Dort hieß es, man könnte sagen, der Ausweis wäre verändert, wenn man es eng sieht. Aber eigentlich sei das Ganze eine Frechheit.“

Das sieht sie genauso. „So ein Verhalten, wie es der Zugbegleiter gezeigt hat, geht nicht. Ich erwarte, dass meine Tochter eine Entschuldigung bekommt.“ Ihren Ärger hat sie auch der Bahn mitgeteilt. Doch vom Kundendialogzentrum wurde ihr bloß gesagt, so seien eben die Vorschriften der Bahn, erzählt sie.

Anders äußert sich auf RZ-Anfrage der Bahnsprecher: „Wir bedauern sehr, dass die Reisende das Erlebnis so negativ wahrgenommen hat“, teilt er mit. Und weiter: „Der zuständige Teamleiter wird diesen Vorfall zum Anlass nehmen, unsere Kollegen nochmals in den Teamgesprächen zu sensibilisieren.“

Der Zugbegleiter wird sich auch nicht mehr ewig über Ausweise aufregen müssen, die laminiert sind. Sie werden auf Scheckkartenformat umgestellt.

Von unserem Redakteur Hilko Röttgers

Top-News aus der Region