Das Ziel ist definiert: Um Strom und Wärme zu erzeugen, sind fossile Brennstoffe mittelfristig passé, der Fokus liegt auf erneuerbaren Energien. Deutschland will bis 2045 klimaneutral sein, Rheinland-Pfalz bis spätestens 2040. Hier kommt Platzhirschen wie der Energievorsorgung Mittelrhein (EVM) als größtem kommunalen Energie- und Dienstleistungsunternehmen in Rheinland-Pfalz eine besondere Bedeutung zu. Dieser Aufgabe und Verpflichtung ist man sich im Vorstand der EVM offenkundig bewusst.
Im Zuge einer Pressekonferenz gaben die beiden neuen Vorstände des Unternehmens, Mithun Basu und Christoph Hesse, Einblicke in strategische Vorhaben und Überlegungen dazu, wie dieses die Energieversorgung in den nächsten Jahren komplett regenerativ aufstellen möchte: Beide skizzierten unter anderem erfolgte und geplante millionenschwere Investitionen in Windenergie und in den Ausbau des Stromnetzes. „Wir justieren unsere Unternehmensstrategie auf Nachhaltigkeit“, sagte Basu. Nur sei es damit ja leider noch nicht getan, um die Wärme- und Energiewende zu vollziehen.
„Ein Jahrhundertprojekt“
Die Klimaneutralität zu erreichen, sei ein Generationenprojekt – „wenn nicht ein Jahrhundertprojekt“, meinte Basu. „Um teils Jahrzehnte alte Infrastruktur umzubauen, erfordert es viel Planung, Gehirnschmalz, Ingenieursleistung – und Geld.“ Dass die EVM diese Herausforderung angehen will und muss, dass sie schon etliche Schritte in Richtung Klimaneutralität getan hat und noch viel mehr tun wird, weil sie sich in der Rolle eines „Gestalters der Energie- und Wärmewende vor Ort“ sieht, betonte wiederum Basus Vorstandskollege Christoph Hesse.
„Um teils Jahrzehnte alte Infrastruktur umzubauen, erfordert es viel Planung, Gehirnschmalz, Ingenieursleistung – und Geld.“
EVM-Vorstand Mithun Basu
Dies solle aber überlegt, nicht übereilt geschehen. „Wir wollen das Richtige in der richtigen Geschwindigkeit tun“, sagte er. Energiepolitische Ziele sollten dabei stets im Blick behalten werden – es gehe aber auch um eine Balance zwischen Klima- und Umweltverträglichkeit, Versorgungssicherheit und Finanzierbarkeit.
Fokus auf die Windenergie
Besonders viel – eine Summe im dreistelligen Millionenbereich – investiert die EVM demnach aktuell in den Ausbau von Windenergie. Hier stehen zwei „Leuchtturmprojekte“ im Fokus: Es handelt sich um geplante Windparks, einer auf der Schneifelhöhe in der Verbandsgemeinde Prüm sowie auf der Lahnhöhe (Lahnstein/Verbandsgemeinde Bad Ems-Nassau). 26 Windräder sind in diesen Parks geplant, sie sollen mittelfristig pro Jahr rund 460 Millionen Kilowattstunden Strom aus Windenergie liefern.
Insbesondere bei dem durchaus umstrittenen Vorhaben auf der Lahnhöhe ist aber noch Geduld gefragt: „Das Projekt ist in der Anfangsphase“, erläuterte Markus Behr, Fachbereichsleiter erneuerbare Energien. Wenn es gut läuft, könne der Park 2028 in Betrieb gehen. Auf der Schneifelhöhe soll ab 2026 Energie gewonnen werden, laut Behr produziert der Park dann so viel grünen Strom, wie ihn 160.000 Menschen jährlich benötigen. Zudem sollen Anlagen in zwei bestehenden Windparks – Höhn und Waigandshain im Westerwald – repowert, also leistungsfähiger ausgebaut, werden.
Stromnetze ausbauen
Ausbauen will die EVM als Unternehmensgruppe auch ihre Stromnetze: Eine größere Leistungsfähigkeit ist zentral für eine klimaneutrale Energieversorgung, zumal peu à peu wesentlich mehr Strom benötigt wird: Wärmepumpen und E-Autos kommen ohne nicht aus. Hendrik Majewski, Geschäftsführer der Energienetze Mittelrhein (ENM) erläutert, dass die ENM mehrere Umspannanlagen ausbaut, die Infrastruktur generell modernisiert und Leitungsquerschnitte vergrößern wird. Allein im vergangenen Jahr wurden demnach 15 Millionen Euro ins Stromnetz investiert.
Ein großes Thema ist laut Majewski auch die Digitalisierung der Netze – Stichwort: Glasfaserausbau. Und auch in eine Modernisierung des Erdgasnetzes fließen Millionen, insbesondere um die Leitungen für Wasserstoff nutzbar zu machen: Die EVM hat vor allem für das produzierende Gewerbe die Anbindung an das künftige Wasserstoffkernnetz Deutschlands im Blick, eine der Leitungen soll durch Rheinland-Pfalz laufen.
Wärmeplanung und Wasserversorgung
Ein anderes großes Projekt der EVM ist derzeit die Kommunale Wärmeplanung, die der Energieversorger für die Stadt Koblenz erstellt. Sie soll Antwort auf die Frage geben, wie die Menschen in Koblenz künftig mit klimaschonender Wärme versorgt werden – also ohne Erdgas und Heizöl. Das Konzept nimmt Pressesprecher Marcelo Peerenboom zufolge Konturen an, voraussichtlich im Herbst sollen Ergebnisse im Stadtrat vorgestellt werden. Große Hoffnungen, um ein Wärmenetz in der Stadt an Rhein und Mosel zu speisen, setzt die EVM auf eine Flusswärmepumpe. Eine solche Lösung könnte interessant sein, um den Stadtteil Rauental mit Wärme zu versorgen, meint Peerenboom, Details seien aber noch offen.
Apropos Fluss: Mit Blick auf das Thema Nachhaltigkeit sprach Vorstand Basu ein besonderes Bauprojekt unterhalb des Rheins an, das die Trinkwasserversorgung in der Region Koblenz absichern soll. „In Zeiten des Klimawandels müssen wir uns auch resilienter gegen seine Folgen machen“, sagt Basu. Mit dem 420 Meter langen Tunnel unterhalb des Rheins – ein sogenannter Düker – sei hierfür ein wichtiger Baustein gelegt, federführend durch die Vereinigten Wasserwerke Mittelrhein als „enger Partner der EVM“. Durch diesen Tunnel verläuft eine Wasserleitung, die Basu als Herzstück eines neuen Verbundsystems bezeichnete.
Unternehmen will 2027 klimaneutral sein
Was das eigene Unternehmen mit seinen fast 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern angeht, will die EVM das Ziel der Klimaneutralität übrigens bereits recht zeitnah erreichen – bis 2027. Bis dahin sollen sämtliche Emissionen der EVM-Gruppe aus eigener Erzeugung wie auch aus bezogener Energie klimaneutral gestellt werden, erklärte Peerenboom. Stellhebel hierfür seien die Umstellung des gesamten Fuhrparks auf E-Mobilität, die Haustechnik werde modernisiert und die komplette Beleuchtung auf LED-Lampen umgestellt.
Über ihre Aktivitäten im Ausbau von erneuerbarer Energie informiert die EVM auch im unternehmenseigenen Nachhaltigkeitsmagazin „Lebenswert“. Es ist kostenlos in den Kundenzentren erhältlich, Infos auch unter www.evm.de/nachhaltigkeit