Bei der endlosen, sandigen Weite der Sahara denken wohl die wenigsten Menschen daran, ausgerechnet dort Bäume zu pflanzen. Doch genau das hat sich Peter Heck, Professor am Umwelt-Campus der Hochschule Trier vorgenommen. Was nach Utopie klingt, hat sich zu einem Projekt mit Hand und Fuß entwickelt, dessen Umsetzung noch in diesem Jahr beginnt.
Wie genau das funktionieren kann, was der aktuelle Stand des Projekts ist und was Heck, sowie die zahlreichen beteiligten Menschen, Firmen und Institutionen damit erreichen wollen, wurde kürzlich auf der dritten internationalen Sarep-Konferenz am Umwelt-Campus in Birkenfeld präsentiert.
Was genau ist Sarep eigentlich?
Die Grundidee des sogenannten „Sahara Renaissance Projects“ (Sarep) ist es, in einem zwei Millionen Hektar großen Gebiet – das entspricht in etwa der Größe von Rheinland-Pfalz – an der mauretanischen Küste in Westafrika unter anderem Bäume zu pflanzen und Grundnahrungsmittel anzubauen. Die Bewässerung soll durch entsalztes Meerwasser erfolgen, und auch der Einsatz erneuerbarer Energien wie Photovoltaik und Windkraft ist vorgesehen.
Neben Entsalzungsanlagen, einem Bewässerungssystem, Industrieflächen, einem Hafen und der entsprechenden Infrastruktur werden etwa auch Bildungseinrichtungen, Parks und Wohngebiete Platz in der Sarep-Region finden. Die Fläche in der Verwaltungsregion Inchiri, welche von der Regierung Mauretaniens bereitwillig zur Verfügung gestellt wurde, soll in den kommenden Jahren auf diese Weise vollständig ausgebaut und begrünt werden.

Doch warum das Ganze? „Der Klimawandel ist einer der Gründe, warum ich das mache“, sagt Heck. Unser Ökosystem wird übernutzt, Menschen verlieren ihr Zuhause und werden zu Klimaflüchtlingen. Um dem entgegenzuwirken, sei es nötig, nicht nur die Verschmutzung der Atmosphäre zu stoppen, sondern den bereits existierenden CO2-Gehalt zu reduzieren. Heck ist überzeugt: „Bäume zu pflanzen ist dafür der beste Weg.“
Der Wald in der Wüste soll phasenweise entstehen, angefangen mit einer Pilotfläche, die im Oktober 2025 angelegt wird. Nachdem eine Entsalzungsanlage errichtet wurde, sollen 50 Hektar Land bepflanzt werden. 37 Hektar davon werden aus Bäumen bestehen, die einen Windschutzgürtel bilden. Auf der übrigen Fläche werden unter anderem Jathropen, Moringa und Pawlonia gesetzt. All diese Baumarten sind in der Region heimisch.

Fünf Hektar sind für den Anbau von Zwiebeln vorgesehen. Ein Grundnahrungsmittel in Westafrika, an dem es Prognosen zu Folge – neben vielen weiteren Lebensmitteln – in den kommenden Jahren mangeln wird. 30 Monate sind für die Begrünung der Pilotfläche vorgesehen. 2028 soll Sarep dann in die zweite Phase gehen, in der zusätzliche 700 Hektar aufgeforstet werden.
Dass es funktioniert, Bäume in der Wüste zu pflanzen, belegt Heck anhand von Beispielen aus Ägypten und Dubai, wo allein durch Abwasser ganze Wälder entstehen konnten. „Das ist nichts Neues, wir weiten es nur aus und bieten es Mauretanien an“, erklärt Heck, der an der Machbarkeit des Projekts keine Zweifel hat.
„Sobald die ersten Phasen abgeschlossen sind, werden wir keine Probleme haben, weitere Investoren zu finden.“
Peter Heck, Schirmherr des Projekts
Und auch erste Investoren scheinen überzeugt. Die Finanzierung der Pilotphase in Höhe von 10 Millionen Euro ist bereits durch das luxemburgische Unternehmen Diesa gesichert. „Sobald die ersten Phasen abgeschlossen sind, werden wir keine Probleme haben, weitere Investoren zu finden“, ist sich Heck sicher.
Zudem soll die Finanzierung künftig auch mithilfe des Verkaufs von CO2-Zertifikaten gewährleistet werden. Denn laut dem Professor ist die Nachfrage nach den Bescheinigungen groß, die für Unternehmen einen Ausgleich zu den von ihnen verursachten Treibhausgasen darstellen.

Bei all diesen Vorhaben und Baumaßnahmen betont Heck allerdings: „Es ist ein wunderschöner Ort, den wir nicht zerstören wollen.“ Es soll so viel wie möglich erhalten bleiben und die Tierwelt geschützt werden, sagt der Professor. Aber warum muss es denn ausgerechnet dieser „wunderschöne Ort“ in der mauretanischen Wüste sein?
Zum einen dient der Wüstenboden als zusätzlicher CO2-Speicher, die Lage an der Atlantikküste bietet sich an, und dass die Fläche so groß und unerschlossen ist, vereinfacht die Durchführung. Auch die geografische Nähe zum europäischen Markt über die Kanaren ist gegeben. Zum anderen ist Mauretanien mitunter eines der am meisten vom Klimawandel betroffenen Länder und kann die ökologische und wirtschaftliche Unterstützung gut gebrauchen, macht Heck deutlich. Durch das Projekt könne sich der Staat an die verschärften klimatischen Verhältnisse anpassen.

Dazu zählt auch, dass die Lebensbedingungen in dem westafrikanischen Staat verbessert werden. Das machen sowohl Heck als auch Repräsentanten des Sahara-Staats auf der Konferenz deutlich. Es wird weniger Klimaflüchtlinge geben, sondern im Gegenteil: Die Region wird für die Menschen attraktiver. Neben gesichertem Zugang zu Nahrung und Trinkwasser werden bis zu 400.000 neue Arbeitsplätze sowie neuer Wohnraum für die Einwohner geschaffen.
Der wirtschaftliche Profit für Mauretanien liegt darin, dass neben der Landwirtschaft etwa auch Holz- und Kohleabbau betrieben werden. Darüber hinaus stellen verschiedene Referenten auf der Konferenz noch mehr Möglichkeiten vor, wie die Aufforstung für Mauretanien gewinnbringend sein kann: die Produktion von grünem Wasserstoff, Dünger, Kraftstoff oder gar die Verwertung eigentlicher Abfallprodukte der Meerwasserentsalzung. „Das kann ein Wendepunkt sein, der einen Mehrwert für Westafrika bietet“, vermutet Heck.
„Die Auswirkungen werden enorm sein.“
Taghiya Abeiderrahmane, Direktorin des mauretanischen Energieministeriums
Taghiya Abeiderrahmane, die Direktorin im Ministerium für Energie und Erdöl Mauretaniens, betont ebenfalls, welche Chancen sich für den Staat ergeben, der bisher als Entwicklungsland galt. Das Ministerium habe sich vor allem zwei Ziele gesetzt: „Der allgemeine Zugang zu Elektrizität bis 2030 und eine industrielle und ökonomische Transformation“, verkündet Abeiderrahmane. Sie betont auch, dass über die Erreichung dieser Ziele nicht nur geredet werde, sondern dass bereits die ersten Schritte gemacht werden.
Ihr persönlicher Antrieb, dieses Projekt zu unterstützen liege darin, „nachhaltige Energie zu produzieren und eine Veränderung für Mauretanien zu bewirken.“ Wiederholt beteuert Abeiderrahmane: „Die Auswirkungen werden enorm sein.“ So könnte aus Sarep eine Blaupause werden, die künftig auch anderen afrikanischen Ländern bei der nachhaltigen Entwicklung helfen kann.

Sahara-Begrünung: So geht es mit dem Mega-Projekt des Umweltcampus Birkenfeld weiter
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