„Erstmals habe ich das Gefühl, dass wir auf einem guten Weg sind“, sagt Michael Heinze aus dem NRW-Verkehrsministerium, der jetzt die neue Trassenplanung mit Thomas Ganz, Regionalleiter Straßen NRW, vorstellte. Es geht um den 9,4 Kilometer langen Abschnitt zwischen der Anschlussstelle Lommersdorf und Adenau. Hier liegen drei mögliche Lebensräume (Habitate) für das Haselhuhn, das zu den Vogelarten gehört, für die besondere Schutzmaßnahmen ergriffen werden müssen. Die neue, optimierte Trasse geht jetzt nicht mehr zwischen diesen Habitaten hindurch, sondern wird um sie herumgeführt.
Die optimierte Trasse schwenkt im Bereich südlich von Lommersdorf westlich aus der bisherigen Trasse heraus und umfährt in einem Bogen die potenziellen Habitate des Haselhuhns. Ein weiteres Merkmal dieser Trasse ist ein Tunnel. Die Talbrücke „Aulbach“ entfällt, stattdessen gibt es den 580 Meter langen Tunnel „Ahrdorfer Wald“. Im Bereich Dorsel schleift die Trasse wieder in die bisherige Trassenplanung ein.
Die bis zu 1000 Meter westlich von der ursprünglichen Planung abweichende Trasse wird durch die Verschwenkung länger, und zwar um 800 Meter. Für die Maßnahme waren bislang 245 Millionen Euro veranschlagt. Die neue Trasse kostet rund 60 Millionen Euro mehr, die der Bund bereit ist mitzutragen. „Wir sind uns sicher, dass wir damit eine rechtssichere Planung vorliegen haben“, betonte Heinze. Für Dorsel und Lommersdorf ergäben sich keine Verschlechterungen. Schmallippig wurden beide NRW-Vertreter bei der Frage nach dem Baubeginn. Das könne man nicht vorhersagen, hieß es. Jedenfalls seien die Untersuchungen für die optimierte Planung bereits angelaufen. Sie sollen in der zweiten Jahreshälfte 2019 abgeschlossen sein. Im Anschluss soll umgehend mit der Vorentwurfsplanung begonnen werden. Diese Planungsphase samt detaillierter Abstimmung wird voraussichtlich zweieinhalb Jahre in Anspruch nehmen.
Bodenerkundungen sowie Erkundungen der Flora und Fauna im Bereich der optimierten Trasse stehen kurzfristig an. Der zweite in Nordrhein-Westfalen liegende Abschnitt zwischen Blankenheim und Lommersdorf ist bereits im Planfeststellungsverfahren.
In Rheinland-Pfalz geht die rund zehn Kilometer lange Streckenplanung zwischen Adenau und Kelberg am 23. Juli bereits in die Offenlage. Nach Angaben des Landesbetriebs Mobilität Rheinland-Pfalz war man 2002 schon mal so weit. Aber wegen neuer Naturschutzvorgaben seien die Planungen noch mal überarbeitet worden. Große Begeisterung über die neue Variante in Nordrhein-Westfalen gibt es diesseits der Landesgrenze aber nicht. Im Gegenteil.
„Rheinland-Pfalz bedauert die Verzögerung bei der Planung des A 1-Lückenschlusses. Für Rheinland-Pfalz hat das Projekt eine enorm hohe Bedeutung. Wir setzen deshalb alles daran, für den rheinland-pfälzischen Abschnitt so schnell wie möglich Baurecht zu bekommen, noch in dieser Legislaturperiode“, erklärt Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) auf Anfrage unserer Zeitung. „Ich hoffe, dass die nordrhein-westfälische Landesregierung den A1-Lückenschluss ebenso ernsthaft und mit Nachdruck verfolgt, wie wir das tun“, so Wissing weiter. Deutlicher wird noch Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) laut Medienberichten. „Ich bin irritiert und empört, dass die Planungen neu aufgenommen werden“, wird Dreyer zitiert. Langfristige Verzögerungen fürchtet auch der Hauptgeschäftsführer der IHK in Trier. Nach fast 40 Jahren Wartezeit habe man erwartet, dass keine weiteren Jahre für die Planung benötigt werden, um dem Lückenschluss näher zu kommen.
In Blankenheim reagierte man verwundert auf die Kritik aus dem Land. Auf Arbeitsebene habe man in ständigem Kontakt gestanden, erklärte Heinze. Man habe mit der Planung in einer Sackgasse gesteckt und nun eine Lösung gefunden. Im Übrigen sei Rheinland-Pfalz von der Planung überhaupt nicht betroffen.