Mainz (dpa/lrs) – Laut Landesärztekammer sind in Rheinland-Pfalz in den vergangenen fünf Jahren weitere 35 Menschen falsch behandelt worden. Das habe eine Auswertung der 310 im vergangenen Jahr bei der Schlichtungsstelle der Behörde eingereichten Anträge ergeben, teilte die Ärzteschaft mit. Die Patienten vermuteten demnach Behandlungsfehler, größtenteils in Unfallchirurgie, Allgemeinchirurgie und Frauenheilkunde.
Die Sachverständigen des Schlichtungsausschusses prüften laut der Mitteilung die Anträge, man nehme jedes Anliegen sehr ernst, wie Günther Matheis, Präsident der Landesärztekammer, sagte. In 156 Fällen – also zu etwa der Hälfte der Anträge – habe der Ausschuss eine Entscheidung treffen können. In anderen Fällen seien die Patienten etwa nicht in Rheinland-Pfalz behandelt worden, der Vorfall liege länger als fünf Jahre zurück, oder es gebe schon ein Verfahren bei Gericht oder der Staatsanwaltschaft.
Versicherungen entscheiden über möglichen Schadenersatz
Auch wenn die Versicherungen oder beschuldigten Kliniken und Ärzte die Teilnahme am Schlichtungsverfahren ablehnen, werde keine Entscheidung getroffen, heißt es. In wie vielen Fällen Letzteres 2024 so war, konnte eine Sprecherin der Landesärztekammer auf Nachfrage nicht sagen.
Nach der Prüfung sei das Verfahren bei der Schlichtungsstelle abgeschlossen, so die Sprecherin. Aber: Mit dem Gutachten können die Patienten Schadenersatz fordern. Ob dieser bewilligt werde, obliege den Versicherungen, sagte die Sprecherin, es empfehle sich, juristischen Beistand zu suchen.
Zahl der Behandlungsfehler bleibt konstant
Um die 300 Anträge pro Jahr haben den Schlichtungsausschuss den Angaben zufolge in den vergangenen Jahren erreicht, wie es in der Mitteilung heißt, die konkrete Zahl variiert. Die Anzahl der bestätigten Behandlungsfehler jedoch sei relativ konstant: Wurden nun 2024 35 Behandlungsfehler festgestellt, waren es 2023 36 und 2022 34.
«Jeder Fehler, der passiert, ist ein Fehler zu viel. Wichtig ist, daraus zu lernen und betroffene Patientinnen und Patienten zu unterstützen», sagte Günther Matheis der Mitteilung zufolge. Nur wenn man offen über Fehler spreche, könnten Schwachstellen aufgedeckt und künftige Fehler verhindert werden. Der Schlichtungsausschuss der Landesärztekammer sei deshalb eine wichtige, für Patienten kostenlose Anlaufstelle.
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