Plus
Rheinland-Pfalz

Wie das Kitagesetz Verunsicherung auslöst: Betroffene äußern sich zu Plänen der Landesregierung

Von Karsten Packeiser
In vielen rheinland-pfälzischen Kitas herrschen derzeit schlechte Stimmung und Unsicherheit – zumindest hinter den Kulissen. Grund dafür ist eine geplante Gesetzesänderung.  Foto: dpa
In vielen rheinland-pfälzischen Kitas herrschen derzeit schlechte Stimmung und Unsicherheit – zumindest hinter den Kulissen. Grund dafür ist eine geplante Gesetzesänderung. Foto: dpa

Auf die Mainzer Landesregierung ist Simone Rheinheimer momentan gar nicht gut zu sprechen. Seit Monaten ärgert sich die Leiterin eines kleinen evangelischen Kindergartens aus Gries im Landkreis Kusel über die Pläne des Bildungsministeriums für eine Reform des Kindertagesstättengesetzes. Mehr als 700 Protestunterschriften konnte sie Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) dagegen überreichen.

Lesezeit: 3 Minuten
Nach langwierigen Diskussionen und Verhandlungen hatte die Landesregierung im April einem Gesetzentwurf für die Novelle des Kindertagesstättengesetzes zugestimmt, der nun im Landtag beraten wird. Neben dem Rechtsanspruch auf eine durchgehende, mindestens siebenstündige Betreuung der Kinder wird auch die Finanzierung neu geordnet. Die Stimmung ist schlecht Den im April veröffentlichten Gesetzestext findet Rheinheimer ...
Möchten Sie diesen Artikel lesen?
Wählen Sie hier Ihren Zugang
  • 4 Wochen für nur 99 Cent testen
  • ab dem zweiten Monat 9,99 €
  • Zugriff auf alle Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
E-Paper und
  • 4 Wochen gratis testen
  • ab dem zweiten Monat 37,- €
  • Zugriff auf das E-Paper
  • Zugriff auf tausende Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
Bereits Abonnent?

Fragen? Wir helfen gerne weiter:
Telefonisch unter 0261/9836-2000 oder per E-Mail an: aboservice@rhein-zeitung.net

Oder finden Sie hier das passende Abo.

Anzeige

Hubig: „Beim Fußball wäre das schlicht Nachtreten“

Rheinland-Pfalz. Der Ärger um das Kitagesetz findet kein Ende: Landkreistagschef Günther Schartz (CDU) kritisiert die Landesregierung erneut für den überarbeiteten Entwurf. Das 13,5-Millionen-Euro-Paket, das die Landesregierung den Kommunen zugesagt hat, um Küchen auszubauen, sei „ein Tropfen auf dem heißen Stein“. Jede Kita bekomme nach der Rechnung im Schnitt etwas mehr als 5000 Euro. „Dafür bekommen wir vielleicht eine Industrie-Geschirrspülmaschine für eine Kita. Da ist das Geld für Kühlschränke und neue Ruheräume nicht mal enthalten“, bemängelt Schartz. Für den Anbau eines Raums müssten beispielsweise 300.000 Euro einkalkuliert werden.

Der Landkreistag beziffert die tatsächlichen Kosten für die im Land nötigen Investitionen auf deutlich mehr als 100 Millionen Euro. Schartz warf dem Land vor, keine seriöse Folgenabschätzung der Reform vorgelegt zu haben. Die Kommunen würden durch die Pläne „letztlich zu Ausfallbürgen“ in allen Kindergarten-Angelegenheiten.

Weil das Land Rechtsanspruch auf eine durchgehende, mindestens siebenstündige Betreuung der Kinder schaffen will, forderten Kommunen mehr Geld, um Ruheräume und Küchen zu bauen. Das Land stellte daraufhin das Millionenpaket bereit. Laut Land bieten nur 194 von rund 2600 rheinland-pfälzischen Kitas derzeit kein Mittagessen an, manche Einrichtungen würden Küchen perspektivisch schaffen oder ausbauen. Kitas ohne Küche sollen 10.000, Kitas mit Küche 5000 Euro bekommen. In dem Gesetz wird auch die Finanzierung der Kindergärten neu geordnet. Nach den Berechnungen des Landes sollen jährlich 80 Millionen Euro zusätzlich zu den bisherigen Haushaltsmitteln in die Kindertagesstätten fließen, was dem Gegenwert von fast 3000 Stellen entsprechen soll.

„Der Rechtsanspruch auf eine Betreuung von sieben Stunden besteht bereits heute. Wir regeln im neuen Gesetzentwurf jetzt, dass dieser Anspruch künftig auch am Stück gilt – also ohne Mittagspause, in der Eltern ihre Kinder aus der Kita abholen müssen. Das entspricht der Lebenswirklichkeit der Eltern und ist ein wichtiger Beitrag zu mehr Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, sagt Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD). Auf dem Weg zum Entwurf des neuen Kitagesetzes seien viele Gespräche mit den kommunalen Spitzen geführt worden. „Dabei sind auch die meisten der Punkte intensiv behandelt worden, die der Landkreistag heute wieder auf den Tisch gebracht hat“, sagte Hubig. „Das würde man im Fußball schlicht als Nachtreten bezeichnen.“ flo/mkn/epd

Meistgelesene Artikel