Am Mittwochabend gab dort es Großalarm auf der Autobahn: Spezialkräfte waren damit beschäftigt, die Fahrbahn der A 61 Richtung Süden vor dem Abrutschen abzusichern. Wegen der starken Regenfälle wurde die A 61 vor der Ausfahrt Bad Neuenahr-Ahrweiler unterspült. Nach Angaben der Autobahnpolizei Mendig kippte eine Stützwand um. Ein Sachverständiger befürchtete das Abrutschen der Fahrbahn, was eine Vollsperrung zur Folge hatte. Die Polizei geht davon aus, dass die Autobahn in Richtung Koblenz noch bis 6 Uhr am Morgen gesperrt bleiben wird. Fahrzeuge werden weiträumig über Bonn und die A 3 umgeleitet.
In Adenau und rund um die Hocheifelgemeinde waren zahlreiche Straßen überflutet und teilweise mit Schlamm und Geröll bedeckt. Am späten Abend rollte die Hilfe für den Kreis Ahrweiler an: Von Neuwied aus setze sich ein Feuerwehrkonvoi in Gang, um die dort schwer unter Druck stehenden Kameraden zu unterstützen. Beteiligt waren etwa 30 Fahrzeuge mit rund 100 Einsatzkräften aus den Landkreisen Neuwied, Altenkirchen, Westerwald und Rhein-Lahn. Die Feuerwehren Koblenz und Mainz füllten gemeinsam mit dem THW Lahnstein und Koblenz stündlich 800 Sandsäcke ab, die an die Ahr gebracht werden. Die Feuerwehr Koblenz teilte mit, das ihre Einheiten mit Booten mit den Wasserrettungseinheiten der Berufsfeuerwehr Koblenz und der Freiwilligen Feuerwehr Lahnstein auf dem Weg an die Ahr sind, um dort zu helfen.
Im Kreis Neuwied wurden gegen 18 Uhr Feuerwehr und Polizei nach Kasbach-Ohlenberg alarmiert, weil der Kasbach über die Ufer getreten war. Die Unterführung zur B 42 drohte vollzulaufen, die Straße wurde vorübergehend gesperrt. In Niederbreitbach bedrohte ein Hangrutsch mehrere Wohnhäuser, die vorsorglich evakuiert wurden.
Im Kreis Mayen-Koblenz jagte am späten Abend eine Hiobsbotschaft die nächste, insbesondere an der Nette spitzte sich die Lage dramatisch zu: Gegen 19.30 Uhr trat der Bach so stark über die Ufer, dass die Grundschule Clemens in Mayen im Erdgeschoss und Keller volllief. Eine Stunde später bedrohte sie die Feuerwache in Mayen. Der Krisenstab ordnete an: Die Wache muss geräumt werden. In der Aula der Dachdeckerfachschule wurden Bürger notdürftig untergebracht. „Wir kämpfen praktisch an allen Ufern entlang der Nette“, sagte der Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Mayen, Andreas Faber. „Die Ausmaße sind jetzt schon weitaus schlimmer als beim Hochwasser 2016.“ An der Mosel wurden die Campingplätze in Burgen, Winningen und Hatzenport wurden geräumt und geschlossen.
Am Abend rief der Kreis Vulkaneifel den Katastrophenfall aus. „Die Lage ist sehr ernst, wir haben viele überschwemmte Straßen und Ortschaften, die nicht mehr erreichbar sind“, sagte Landrätin Julia Gieseking in Daun. Die Schulen im Kreis sollen heute geschlossen bleiben.
In Koblenz appellierte die Feuerwehr an die Anwohner, deren Häuser und Grundstücke bereits bei vergangenen Hochwassern betroffen waren, Sicherungsmaßnahmen zu treffen. Das Technische Hilfswerk stellte Sandsäcke bereit. Die Einsatzkräfte begannen, Hochwasserschutzwände aufzubauen. Zudem wurden alle vier Hochwasserschutztore in Ehrenbreitstein geschlossen.
Im Süden des Landes wurde am Pegel Maxau die Hochwassermarke II überschritten, sodass die Schifffahrt im Bereich zwischen Iffezheim und Germersheim eingestellt werden musste. An den Pegeln Speyer und Worms bis Kaub ist die Hochwassermarke I überschritten. Binnenschiffe mussten ihr Tempo drosseln und in der Mitte der Fahrrinne bleiben. In der Nacht wurde am Rhein-Pegel Maxau ein Zwischenhöchststand erwartet. „Der eigentliche Niederschlag kommt erst noch“, sagte eine Sprecherin des Deutschen Wetterdienstes.
Die aktuellen Pegelstände der Region finden Sie unter ku-rz.de/pegel