Rheinland-Pfalz

Unwetter in Rheinland-Pfalz: Ort im Hunsrück ist zeitweise von der Außenwelt abgeschnitten

Foto: Schmitt

Nach sommerlich heißen und schwülen Tagen folgte nun die kalte Dusche: Meteorologen hatten auch für Rheinland-Pfalz ein Unwetter vorausgesagt. Dieses hinterließ an mehreren Orten in der Region seine Spuren. Wir geben einen Überblick.

Lesezeit: 4 Minuten
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Gewitterwolken über der Region Augsburg
Gewitterwolken ziehen auf. Der Deutsche Wetterdienst warnt am Mittwoch (22.06.2023) vor starkem Gewitter mit schweren Sturmböen, Starkregen und Hagel.
Foto: Bernd März/picture alliance/dpa

Die Menschen in Rheinland-Pfalz mussten sich am Donnerstag auf ein großes Unwetter einstellen. Nach vereinzelten Gewittern im Süden folgten ab dem Nachmittag schwerere Gewitter mit heftigem Starkregen, Orkanböen und Hagel.

Vereinzelte Tornados

Für den Bereich östlich des Rheins seien nach Angaben des Deutschen Wetter-Dienstes auch vereinzelte Tornados möglich gewesen. Die Höchsttemperaturen lagen bei 25 bis 30 Grad.

Die Gewitter könnten besonders im Norden noch bis in die Nacht zum Freitag anhalten. Ab der zweiten Nachthälfte soll es ruhiger werden. Die Temperaturen sollen auf 12 bis 15 Grad abkühlen.

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Temperaturen bleiben oben

Der Freitag startet laut Deutschem Wetterdienst im Osten stark bewölkt mit letzten Schauern. Im Laufe des Vormittages soll es überall auflockern, bei einem Mix aus Sonne und Wolken. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 25 und 28 Grad.

„Reparaturtrupps und Einsatzfahrzeuge sind in Bereitschaft versetzt, um Unwetterschäden an Oberleitungen und Hindernisse im Gleisbett, wie umgestürzte Bäume oder Teile von Dächern, Planen und Unrat, zu beseitigen“, sagte ein Bahnsprecher am Donnerstag. Reisende sollten sich in jedem Fall im Vorfeld noch einmal online informieren, ob ihr Zug wie geplant fährt.

Bahnverkehr: Zugbindung ist aufgehoben

Wer für diesen Donnerstag oder Freitag ein Bahn-Ticket gebucht habe, könne die Fahrt auf einen späteren Termin verschieben. „Die Zugbindung ist aufgehoben. Das Ticket gilt dabei für die Fahrt zum ursprünglichen Zielort, auch mit einer geänderten Streckenführung. Sitzplatzreservierungen können kostenfrei storniert werden“, teilte die Bahn mit.

Angesichts der bereits an den Vortagen angekündigten Unwetter war die Webseite des Deutschen Wetterdienstes offenbar stark gefragt – vorübergehend konnte die Seite nicht geladen werden.

In der Hunsrückgemeinde Henau wurde das Dach eines Wohnhauses vom Unwetter weggerissen.
In der Hunsrückgemeinde Henau wurde das Dach eines Wohnhauses vom Unwetter weggerissen.
Foto: Sebastian Schmitt

Auswirkungen in der Region

Als Vorsichtsmaßnahme rief die Stadt Bad Kreuznach Stadt zu umsichtigem Verhalten auf – eine geplante Veranstaltung auf dem zentralen Platz wurde abgesagt. Laut Pressemitteilung fiel der in der Bevölkerung beliebte und etablierte Feierabendmarkt auf dem Kornmarkt aus.

Ein Mitarbeiter der Führungszentrale im Polizeipräsidium Koblenz sagt auf Anfrage zur aktuellen Lage in der Stadt Koblenz und den Landkreisen Mayen-Koblenz sowie Cochem-Zell : „Hauptsächlich hatten wir umgestürzte Bäume und Äste auf den Straßen. Zum Glück gab es keine Personenschäden.“ Aktuell sei die Lage ruhig, „es gibt aktuell keine Unwetterwarnung“. Aber das könne sich im Laufe des Abends auch wieder ändern.

Eine der betroffenen Verkehrsadern war die B42 in den Kreisen Mayen-Koblenz und Neuwied. Im Streckenabschnitt zwischen Bendorf-Süd und dem Neuwieder Gewerbegebiet Diestelfeld bestand am späten Nachmittag in beide Fahrtrichtungen (Bonn-Koblenz) Gefahr durch umgestürzte Bäume. Diese bestand bei unserem Anruf um 19 Uhr nicht mehr, erklärte der Polizist.

Das Unwetter machte auch vor Koblenz nicht Halt.
Das Unwetter machte auch vor Koblenz nicht Halt.
Foto: Katrin Steinert

Auswirkung auf den Zugverkehr zwischen Koblenz und Neuwied gab es ebenfalls: Dies betraf die Linien RE8/RB27/RB 28. Dort behinderte ein umgestürzter Baum den Zugverkehr. Um kurz vor 18 Uhr hie0 es auf der Internetseite Zuginfo.nrw, dass zurzeit keine Zugfahrten in dem Abschnitt möglich seien. „In der Folge kommt es zu Verspätungen und Teilausfällen“, heißt es. Zugreisende wurden gebeten, ihre Zugverbindung kurz vor geplanter Abfahrt des Zuges zu prüfen. Es lagen keine Informationen zur Dauer der Einschränkungen vor.

In einer Wohnung in Mülheim-Kärlich, Stadtteil Urmitz-Bahnhof, lief die Kellergeschosswohnung voll Wasser.
In einer Wohnung in Mülheim-Kärlich, Stadtteil Urmitz-Bahnhof, lief die Kellergeschosswohnung voll Wasser.
Foto: Hans-Joachim Kitzig

Bei einem 75-Jährigen aus Mülheim-Kärlich (Kreis MYK), Stadtteil Urmitz-Bahnhof, lief die Kellergeschosswohnung derweil voll Wasser. „Ich wohne hier seit 1996, und das ist noch nie passiert.“ Bislang stand das Wasser höchstens mal bis zur Tür. „Diesmal kam es durch die Toilette hoch“, berichtet der Mann. Er alarmierte die Feuerwehr, die eine Stunde später das Wasser abpumpte. Auch die Kellerräume der anderen drei Hausparteien waren betroffen, ebenso der Waschmaschinen- und Trocknerraum

Die Gemeinde Henau im Rhein-Hunsrück-Kreis wurden vom Unwetter heftig erwischt. Hier fielen rund 25 Bäume auf die Straßen, sodass kurzzeitig sämtliche Zufahrten zum Ort blockiert wurden. Die Feuerwehr musste mit zahlreichen Kräften zum Einsatz ausrücken, Mitarbeiter des Steinbruchs in Henau kamen mit großen Radbaggern zur Unterstützung hinzu. Darüber hinaus wurde bei einem Haus in der Soonwaldstraße das Scheunendach weggerissen.

Auch im Kreis Neuwied war das Unwetter zwischenzeitlich äußerst präsent. Die Wolken entledigten sich großer Wassermassen binnen relativ kurzer Zeit. Die Auswirkungen blieben dennoch überschaubar – zumindest verglichen mit dem Hagelsturm, der vor gut einem Jahr über Neuwied gezogen war.

Die Polizei Straßenhaus meldete eine Person, die sich leichte Verletzungen zugezogen hat, weil auf der Straße zwischen Horhausen und Güllesheim ein Baum auf ihr Auto gefallen war. Ansonsten, so berichtete Brand- und Katastrophenschutzinspekteur Holger Kurz gegenüber der RZ, habe es keine weiteren Meldungen zu Verletzten gegeben.

„Viel, aber normal“: So lautet das Fazit von Ralf Schwarzbach, Brand- und Katastrophenschutzinspekteur des Kreises Altenkirchen, nach den Gewittern mit kräftigem Starkregen, die am Donnerstagnachmittag über Teilen des AK-Landes niedergegangen sind. Auf gut 70 schätzte er am frühen Abend die Anzahl der von den Wehren geleisteten Einsätze – mit Schwerpunkt im Unterkreis.

Wochenende wieder schön
Für das Wochenende sagen die Meteorologen sehr warme Temperaturen bis 32 Grad voraus. Es soll niederschlagsfrei bleiben.