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Flughafen Hahn

Taktik oder finale Entscheidung: Liegt der Hahn nur im Tiefschlaf?

Die in der Corona-Pandemie kriselnde Airline Ryanair will mehrere Standorte in Deutschland dichtmachen – darunter auch den Hahn. Was bedeutet das für den Hunsrück-Flughafen? Fotos: Jens Weber (1), Thomas Torkler (2), dpa (1)
Die in der Corona-Pandemie kriselnde Airline Ryanair will mehrere Standorte in Deutschland dichtmachen – darunter auch den Hahn. Was bedeutet das für den Hunsrück-Flughafen? Fotos: Jens Weber (1), Thomas Torkler (2), dpa (1) Foto: Weber

Schocknachrichten gehören zum Flughafen Hahn wie die Start- und Landebahn. Nun will die irische Fluggesellschaft Ryanair ihre Basis im Hunsrück aufgeben. Das klingt dramatisch, ist aber in seinen Auswirkungen schwierig einzuschätzen. Die Billigfluggesellschaft ist für Volten und Spielchen bekannt. Und selbst wenn der Hauptkunde im Passagiergeschäft wegbrechen würde, ist das noch nicht einmal das größte Problem für den skandalumwitterten Ex-Militärflughafen.

Lesezeit: 4 Minuten
Denn selbst mit Ryanair-Starts und sanft steigendem Frachtgeschäft verdient die Betreibergesellschaft, die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH (FFHG), kein Geld. Helfen könnten nur Investitionen – doch ist die chinesische HNA Group, der die FFHG mehrheitlich gehört, dazu überhaupt noch imstande? Wäre der Hahn ein Patient, man müsste (mindestens) von einem Koma sprechen. ...
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Das Auf und Ab am Flughafen Hahn

Der Flughafen Hahn verhalf Billigfliegern wie Ryanair zum Aufstieg – und sollte zum Jobmotor für die Region werden. Ein Rückblick:

1993: US-Streitkräfte übergeben den Hahn der zivilen Verwaltung.

1999: Der erste Ryanair-Jet startet vom Flughafen Hahn mit dem Ziel London-Stansted.

2005: Hessen wird neben Rheinland-Pfalz und der Fraport AG dritter Miteigentümer des Hahn.

2007: In diesem Rekordjahr überspringt der Airport laut der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) mit 4.014.898 Fluggästen die Vier-Millionen-Marke.

2009: Die Fraport AG zieht sich vom Hahn zurück. Rheinland-Pfalz übernimmt ihren Anteil an der Betreibergesellschaft. Grund für den Rückzug der Fraport AG ist der Streit über den sogenannten Hahntaler. Die Fraport AG hatte einen Aufpreis auf Tickets gefordert, um wieder in die Gewinnzone zu kommen. Ryanair und Rheinland-Pfalz hatten dagegen ihr Veto eingelegt.

2010: Der Flughafen hat weiter finanzielle Probleme und erwirtschaftet einen Fehlbetrag von 10,8 Millionen Euro. In den Folgejahren liegt das Minus bei 10,6 beziehungsweise 5,7 Millionen Euro.

2011: Die EU-Kommission eröffnet ein Beihilfeverfahren zum Hahn. Die Brüsseler Wettbewerbshüter vermuten, dass der Flughafen mit illegalen staatlichen Subventionen unterstützt wurde. Es gibt aber auch gute Nachrichten vom Hahn: Der Frachtumsatz erreicht mit knapp 300.000 Tonnen seinen bisherigen Höhepunkt.

2013: Die Frachtgesellschaften Aeroflot (im Juli) und Qatar Airways Cargo (im Oktober) ziehen sich vom Flughafen zurück. Der Hahn-Kunde Air Cargo Germany (ACG) muss im Mai Insolvenz anmelden. Im Passagierbereich sind die Zahlen ebenfalls weiter rückläufig.

6. Juni 2016: Das rheinland-pfälzische Innenministerium gibt den Verkauf des staatlichen Flughafens an die Shanghai Yiqian Trading (SYT) bekannt. Später bläst es den Deal wegen vermuteter krimineller Machenschaften hinter der Minifirma SYT spektakulär wieder ab.

31. Juli 2017: Die EU-Kommission gibt grünes Licht für den zweiten Verkaufsversuch des Landes Rheinland-Pfalz – diesmal zugunsten des chinesischen Mischkonzerns HNA. Künftige öffentliche Zuwendungen des Landes stünden mit den EU-Beihilfevorschriften in Einklang.

9. August 2017: Der Verkauf der rheinland-pfälzischen Hahn-Anteile von 82,5 Prozent für rund 15 Millionen Euro an HNA ist unter Dach und Fach. 17,5 Prozent verbleiben beim Land Hessen.

2019: Der Platzhirsch im Passagiergeschäft am Hahn, Ryanair, verlagert mehr Flüge zu den benachbarten Airports Frankfurt/Main und Köln/Bonn. Die Zahl der Passagiere am Hahn beträgt laut ADV nur noch knapp 1,5 Millionen.

2020: Auch der Flughafen Hahn leidet stark unter der Corona-Pandemie. Das Passagiergeschäft bricht extrem ein. Die Fracht legt deutlich zu. Transportiert werden etwa Schutzmasken. Dennoch erreicht der Frachtumsatz noch nicht das Rekordniveau von 2011.

ank/dpa

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