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Screeningprogramm gefordert: Wie ein Bluttest stille Leberleiden früher entdeckt

Von Christian Kunst

Wenn Patienten in die Praxis der Koblenzer Hausärztin Dr. Astrid Weber kommen, dann klagen sie über Schmerzen in den Knien, am Arm, vielleicht am Herzen. Ihre Leber ist selten Thema. „Die Leber ist ein Organ, das die meisten Patienten nicht auf dem Schirm haben. Sie tut ja selten weh.“ Also muss die Ärztin Aufklärung betreiben – darüber, dass in Deutschland laut Hochrechnungen mehr als 500.000 Patienten mit einer unerkannten Leberzirrhose leben und 400.000 bis 500.000 Menschen, deren Leber mit Hepatitis C infiziert ist.

Lesezeit: 4 Minuten
Die Viruserkrankung, sagt Weber, führt in der Hälfte der Fälle zu einem chronischen Leberleiden, das mit einer Zirrhose oder Leberkrebs enden kann. All dies geschieht für die Patienten zunächst oft unbemerkt. Wenn bei ihnen erst einmal Symptome wie Bauchwasser oder eine Speiseröhrenblutung diagnostiziert werden, ist es meist zu spät. „Wenn ...
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Wie das von vielen Patienten unterschätzte Organ leidet

Eine Leberzirrhose entwickelt sich nicht von heute auf morgen. Es ist ein langwieriger Prozess, der sich meist über einen Zeitraum von 20 bis 30 Jahren erstreckt. Die Stadien sind immer sehr ähnlich – egal, welche Ursache zugrunde liegt: Es kommt über eine chronische Entzündung in der Leber zu einer Leberfibrose. Das heißt, dass durch ein Absterben von Zellen Narben im Lebergewebe entstehen. Wenn dies weiter voranschreitet, führt dies zur Leberzirrhose, also einem unumkehrbaren Leberschaden.

Die häufigsten Gründe sind in Europa der Alkoholkonsum (50 Prozent der Fälle), Hepatitis B und C (30 Prozent) und die nicht alkoholische Fettleber (10 Prozent), die zuletzt deutlich zugenommen hat und laut Experten immer bedeutsamer wird. In den USA ist die Fettleber bereits die zweithäufigste Ursache für eine Lebertransplantation. Häufig ergänzen sich Alkohol- und Fettleber: Die Menschen ernähren sich ungesund und trinken Alkohol. Das potenziert den Effekt. Hepatitiserkrankungen werden künftig indes laut Experten mehr in den Hintergrund treten, weil sie besser behandelt werden können.

Tückisch ist die Leberzirrhose, weil sie in der Regel keine Schmerzen verursacht. 25 Prozent der neu diagnostizierten Lebererkrankungen werden eher zufällig durch Ultraschall oder Laborkontrollen bei Patienten festgestellt, die überhaupt keine Symptome haben. 75 Prozent der Patienten haben bei der Erstdiagnose bereits Komplikationen. Wenn sich die teils lebensbedrohlichen Komplikationen wie Bauchwasser, Verwirrtheitszustände, Nierenversagen oder eine Speiseröhrenblutung zeigen, kann es schon zu spät sein. Dann können nur noch die Symptome behandelt werden. Je nach Schwere der Erkrankung muss die Leber auch transplantiert werden. Wegen der langen Wartelisten kommt es nicht selten vor, dass Patienten sterben.

Das häufigste erste Symptom ist Bauchwasser, es folgen die Gelbfärbung von Haut und Augen sowie Blutungen. Bauchwasser entsteht aufgrund verschiedener Faktoren: Weil bei einer Erkrankung Gewebe zerstört wird, kann die Leber ihre Hauptaufgabe, Protein zu produzieren, nicht mehr ausreichend erfüllen. Dadurch diffundiert die Flüssigkeit aus dem Gefäßsystem in den Bauchraum. Und vor der Leber entsteht wegen der Erkrankung ein höherer Druck. Dadurch staut sich das Blut zurück und wird aus den Gefäßen gedrückt. Zudem ist die Leber eng verschaltet mit den Nieren und dem Hormonsystem, was bei einer erkrankten Leber durcheinandergerät und dazu führt, dass mehr Wasser im Körper zurückgehalten wird. Die Folge ist, dass Patienten stark zunehmen und Luftnot bekommen können, weil das Wasser nach oben drückt. Außerdem kann sich im Bauchwasser eine Entzündung durch Darmbakterien bilden. Im schlimmsten Fall sterben diese Patienten.

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