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Proteste in Corona-Zeiten: So reagieren die neuen Wutbürger

Von Anne-Beatrice
Fridays for Future
Wegen der Corona-Krise finden die Proteste nun überwiegend online statt. Foto: Sina Schuldt/dpa

Die Mehrheit der Deutschen findet das Krisenmanagement von Bund und Ländern in der Summe nicht schlecht. Von denen, die anderer Meinung sind, protestieren nur wenige öffentlich – Kontaktbeschränkungen erschweren Demonstrationen deutlich. Doch mittlerweile gibt es auch solche Bilder: Die Polizisten tragen Atemschutzmasken, sie führen und ziehen protestierende Menschen von der Straße. Einige Demonstranten wehren sich und werden fortgetragen. Die Menschen skandieren: „Wir sind das Volk“ und „Grundgesetz“.

Lesezeit: 3 Minuten
Diese Menschen, die bei teils spontanen, teils angemeldeten Kundgebungen in verschiedenen Städten gegen die Corona-Kontaktbeschränkungen protestieren, sind eine bunte Truppe: links-alternativ geprägte Impfgegner, Esoteriker, Rechtsextremisten, durch Fake News angestachelte Verschwörungstheoretiker und biedere ältere Wutbürger. In Berlin dabei ist auch eine Gruppe „Rote Fahne“, die auf den kommunistischen Widerstandskämpfer Ernst Thälmann ...
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Akzeptanz der Maßnahmen sinkt weiter

In der vergangenen Woche ist die Akzeptanz der Maßnahmen, um die Corona-Pandemie einzudämmen, bei den Deutschen generell gesunken. Das betrifft allerdings nicht das Tragen von Schutzmasken in der Öffentlichkeit, das ab Montag deutschlandweit Pflicht ist. Bemerkenswert ist, dass rund die Hälfte bereit wäre, auf einen kleinen Prozentsatz des Haushaltseinkommens zu verzichten, um die Kluft zwischen Arm und Reich zu verringern. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Onlineumfrage unter 1000 Bürgern vom 21. und 22. April, deren Ergebnisse unserer Zeitung vorliegen. An dem Projekt der Uni Erfurt beteiligen sich unter anderem das Robert Koch-Institut und das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin. Das sind wesentliche Aussagen:

1 Gesundheitsversorgung: 10 Prozent der Befragten berichten, dass sie in den vergangenen vier Wochen Probleme hatten, medizinisch versorgt zu werden, etwa weil geplante Behandlungen verschoben wurden. 34 Prozent geben an, dass sich durch diese Einschränkungen ihr Gesundheitszustand verschlechtert hat. Die Sorge um die Überlastung des Gesundheitssystems geht allerdings eher zurück.

2 Tracing-App: Die sogenannte Corona-App, die derzeit datenschutzrechtlich geprüft wird, ist eine mögliche Gefahrenquelle für das Vertrauen der Bevölkerung in RKI und Bundesregierung, schreiben die Forscher. Zwar geben 81 Prozent der Befragten (plus 4 Prozentpunkte) an, schon etwas von einer solchen App gehört zu haben, die Ablehnung steigt allerdings auf 22 Prozent (plus 4,5 Punkte), und nur noch 49 Prozent (minus 4 Punkte) würden eine solche App nutzen. Die Forscher raten der Politik dazu, alle möglichen Maßnahmen zu ergreifen, damit die Einführung der Tracing-App nicht zum Vertrauensverlust führt.

3 Maske tragen: 34 Prozent der Befragten gaben an, in der Öffentlichkeit bereits jetzt eine Schutzmaske zu tragen – 10 Prozentpunkte mehr als in der Woche zuvor. Am häufigsten werden Stoffmasken getragen, die nicht den Träger, dafür aber andere schützen. Problematisch ist laut den Forschern, dass zu wenig bekannt ist, dass FFP2-Masken mit Ventil zwar den Träger, nicht aber das Umfeld schützen. Das müsse stärker kommuniziert werden.

4 Corona, Europa und die Welt: Generell ist die Bereitschaft da, andere Länder im Kampf gegen Corona zu unterstützen. 10 Prozent der Befragten geben an, bereits gespendet zu haben, 28 Prozent sind (eher) bereit zu spenden, um zur Corona-Bewältigung in anderen Ländern beizutragen. Ein Großteil befürwortet eine größere Unterstützung für Entwicklungsländer.

Auch in Deutschland ist die Sorge, dass die Kluft zwischen Arm und Reich größer werden könnte, nach wie vor hoch. Die überwiegende Mehrheit der Befragten ist bereit, für die Bekämpfung des Virus Einkommenseinbußen in Kauf zu nehmen: Fast die Hälfte der Befragten würden auf 1 bis 5 Prozent des Haushaltseinkommens verzichten. 35 Prozent sehen hier für sich eher keinen Spielraum. hoh

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