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Berlin

Nahles schaltet auf Attacke: „Ab morgen in die Fresse“

Von Rena Lehmann
Die erste Frau an der Spitze der SPD-Fraktion: „Das ist ein Tag, der mich sehr glücklich macht“, sagt Andrea Nahles nach ihrer Wahl.  Foto: dpa
Die erste Frau an der Spitze der SPD-Fraktion: „Das ist ein Tag, der mich sehr glücklich macht“, sagt Andrea Nahles nach ihrer Wahl. Foto: dpa

Andrea Nahles hat es geschafft. Die 47-jährige aus Weiler in der Vulkaneifel ist künftig das neue Machtzentrum der SPD. Mit 90,1 Prozent haben die Abgeordneten sie zur neuen Fraktionschefin gewählt. Der Wechsel von der Regierungsbank ins Angriffslager fällt ihr nicht schwer. „Ab morgen kriegen sie in die Fresse“, gab Nahles nach ihrer Wahl als Beleg für ihre Qualitäten als Oppositionsführerin zum Besten.

Lesezeit: 2 Minuten
Wegen ihres manchmal burschikosen Tons war die Katholikin schon zu ihren Zeiten als Juso-Vorsitzende berüchtigt. Über SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder sagte sie mal, er sei die „Abrissbirne des Sozialstaats“. Nahles ist ein Kumpeltyp, nahbar, geerdet. Aber sie hat sich auch in ihrem „Traumjob“, wie sie das Amt der Arbeitsministerin stets nannte, einen ...
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Kommentar: Die Stunde der Frauen

Wenn gar nichts mehr geht, dürfen Frauen ran. Auch Angela Merkel konnte man sich lang nicht als führende Figur der CDU vorstellen, schon gar nicht als Regierungschefin. Doch als die CDU am Boden lag, bekam sie ihre Chance.

Rena Lehmann zur Wahl von Andrea Nahles

1999 wurde die Parteienspendenaffäre öffentlich, in deren Sog mehrere führende Köpfe der Union ihre Posten verloren. Merkel forderte in einem Zeitungsbeitrag die Ablösung der Partei von ihrem damaligen Ehrenvorsitzenden Helmut Kohl und eine inhaltliche Erneuerung. Die damalige Generalsekretärin wurde mehr aus der Not heraus und mangels Alternativen neue Parteichefin. Heute steht sie vor ihrer vierten Amtszeit als weltweit anerkannte Regierungschefin.

Auch Andrea Nahles wurde oft belächelt und als ungeeignet für höhere Aufgaben betrachtet. Ein Zeichen der Erneuerung ist ihre Personalie jetzt allerdings nicht. Nahles gehört seit Jahren zur engeren Führung der Sozialdemokraten. Sie hat nun dennoch die Chance, die SPD entgegen früherer Versprechungen anderer tatsächlich neu aufzustellen und aus ihrem Wahlergebnis Konsequenzen zu ziehen. Als Fraktionschefin in der Opposition wird sie künftig einflussreicher sein als Parteichef Martin Schulz. Sie muss nun zur wichtigsten Gegenspielerin von Angela Merkel werden.

Katarina Barley (SPD) aus Trier muss schon wieder einspringen

Und schon wieder muss sie einspringen. Die 48-jährige Trierer Bundestagsabgeordnete Katarina Barley hat in den vergangenen Jahren so viele Spitzenposten innegehabt wie kaum jemand sonst in so kurzer Zeit. Erst im November 2015 hatte der damalige Parteichef Sigmar Gabriel sie, die erst 2013 erstmals in den Bundestag eingezogen war, zur neuen Generalsekretärin der Partei gemacht und ihr damit viel Verantwortung für den Wahlkampf 2017 übertragen.

Doch nur wenige Monate vor der Wahl drehte sich bei der SPD das Personalkarussell. Nachdem Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig als neue Ministerpräsidentin in Mecklenburg-Vorpommern kandidierte, beerbte Barley Schwesig an der Spitze des Ministeriums. Damals hatten viele den Eindruck, sie sei als Generalsekretärin „weggelobt“ worden, weil ihr zu wenig Erfahrung mit großen Wahlkämpfen nachgesagt wurde. Hubertus Heil wurde neuer Generalsekretär.

Jetzt ist Barley erneut als Ersatzfrau gefragt. Wenn Andrea Nahles an die Fraktionsspitze rückt, kann sie nicht länger Arbeitsministerin sein. Solange keine neue Regierung gebildet ist, soll nun Barley auch das Arbeitsministerium weiter kommissarisch führen. So ein Vorgehen ist durchaus üblich in Übergangszeiten wie diesen. Für Barley selbst sind beide Posten derzeit kaum attraktiv. Gestalten und verändern kann sie an der Spitze des Familienministeriums derzeit nicht viel, obwohl das Amt ihr inhaltlich am Herzen liegt, wie sie sagt. Und im Arbeitsministerium wird in den nächsten Wochen auch kein Gesetz mehr auf den Weg zu bringen sein. Barley könnte als Ministerin mit einer der kürzesten Amtszeiten in die Geschichte eingehen. Für die Zukunft ist aber nicht ausgeschlossen, dass sie auch zu Beginn einer Legislaturperiode noch mal ein Ministerium führen darf.

Rena Lehmann

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