Führungskräfte aus Wiesbaden, Jena und Mainz sollen für Ruhe sorgen
Nach internen Streitereien: Universitätsmedizin Mainz stellt sich neu auf
Universitätsmedizin Mainz
Der Eingang der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Unter anderem ist die Finanzlage der Universitätsm
Tim Würz. picture alliance/dpa

Die vor großen Herausforderungen stehende und von tiefen internen Streitereien gebeutelte Universitätsmedizin Mainz stellt sich an der Spitze personell fast vollständig neu auf.

Universitätsmedizin Mainz
Der Eingang der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Unter anderem ist die Finanzlage der Universitätsm
Tim Würz. picture alliance/dpa

Veränderungen wird es auf drei von vier Vorstandsposten geben, auch der Aufsichtsratsvorsitz kommt in neue Hände. So soll die größte Klinik von Rheinland-Pfalz, die mit satten Verlusten zu kämpfen hat, wieder in ruhigeres Fahrwasser kommen.

Der bisherige und wegen seines Sparkurses insbesondere bei den Klinikleitern unter dem Dach Unimedizin stark in die Kritik geratene kaufmännische Vorstand Christian Elsner wird die Unimedizin Ende September verlassen. Man habe sich einvernehmlich auf seine Abberufung verständigt, sagte Staatssekretär Denis Alt. Sein Vertrag wäre noch bis ins Jahr 2026 gelaufen, er erhält den Angaben zufolge eine Abfindung in Höhe von 500.000 Euro. Seine Nachfolgerin wird von November an die bisherige Kanzlerin der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Waltraud Kreutz-Gers.

Gefunden haben sich auch ein neuer medizinischer und ein neuer wissenschaftlicher Vorstand – die Posten sind turnusmäßig neu zu besetzen. Zum 1. Januar 2024 kommt als medizinischer Vorstand und Vorstandsvorsitzender Ralf Kiesslich, derzeit noch Ärztlicher Direktor der Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden. Kiesslich kennt die Mainzer Uniklinik aus früherer Zeit gut, absolvierte hier seine Facharztausbildung, habilitierte in Mainz und erlangte hier seine Professur. Der noch amtierende medizinische Vorstand und Vorstandschef Norbert Pfeiffer werde bis zum Ende seines Vorstandsvertrags Ende März als Ansprechpartner zur Verfügung stehen, erklärte Alt.

Für den Posten des wissenschaftlichen Vorstands soll zum April 2024 Thomas Kamradt dem Fachbereichsrat vorgeschlagen werden, eine Wahl ist für die Berufung notwendig. Nach Angaben des Wissenschaftsministeriums ist er derzeit noch wissenschaftlicher Vorstand und Dekan am Universitätsklinikum Jena. Der bis Ende Januar 2024 laufende Vertrag von Pflegevorständin Marion Hahn wurde um ein Jahr verlängert.

Investitionen von rund 2,2 Milliarden Euro geplant

Den Vorsitz im Aufsichtsrat der Unimedizin übernimmt ab Anfang 2024 Wissenschaftsminister Clemens Hoch (SPD) von Staatssekretär Alt. So wolle er deutlich machen, wie wichtig die Unimedizin sein. „Es soll auch explizit ein Signal an die Belegschaft sein“, sagte Hoch.

Sowohl Kiesslich als auch Kreutz-Gers nannten es als wichtige Aufgaben, an der Unimedizin wieder zu einem konstruktiveren Miteinander zu kommen. „Es gibt eine gewisse Stockung im Dialog“, sagte Kiesslich. Kreutz-Gers sagte: „Ich bin mir sehr bewusst, dass das keine einfache Situation ist, gerade an der Unimedizin.“ Dass es Meinungsverschiedenheiten gebe, sei normal, diese dürften aber nicht nach außen hin ausgetragen werden. Eine Kernaufgabe für die Noch-Unikanzlerin wird künftig auch sein, die finanzielle Lage trotz schwieriger Rahmenbedingungen zu verbessern. Im vergangenen Jahr hatte die Unimedizin ein Defizit von 65,1 Millionen Euro, für 2023 wird ein Minus von mehr als 57 Millionen Euro erwartet.

Alt zufolge hatte es insgesamt rund zwei Dutzend Bewerbungen für die zwei Posten des medizinischen und des wissenschaftlichen Vorstands gegeben. Mit Blick auf den scheidenden kaufmännischen Vorstand Elsner sagte der Staatssekretär, es sei nicht sachgerecht, das Defizit nur an seiner Person festzumachen, es gebe ein ganzes Bündel an Ursachen – auch die Rahmenbedingungen. Fast alle Unikliniken in Deutschland hätten mit Verlusten zu kämpfen.

Hoch kündigte Vorschläge für eine Änderung des Universitätsmedizingesetzes noch in diesem Jahr an. Er halte es für zwingend nötig, dass der Pflegevorstand ein volles Stimmrecht im Vorstand bekomme. Offen sei er für Gespräche, ob es einen für Baumaßnahmen zuständigen Vorstand geben könnte. Die Unimedizin hat einen recht alten Gebäudebestand, der den Krankenhausbetrieb erschwert. Das soll sich ändern, ein Baumasterplan sieht bis 2038 Investitionen von insgesamt rund 2,2 Milliarden Euro vor.

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