Mainz/Ahrtal
Landesamt bestätigt: Krisenstab in Ahrweiler wurde online und per E-Mail über Flut gewarnt
Meterhoch türmt sich der Unrat auf den Straßen. Helfer sind Tag und Nacht damit beschäftigt die Straßen in den weitgehend zerstörten Orten wieder befahrbar zu machen.
picture alliance/dpa | Boris Roe

Das Landesamt für Umwelt (LfU) in Mainz hat am Wochenende gegenüber anderen Medien noch einmal die Rechercheergebnisse unserer Zeitung in der vergangenen Woche bestätigt. Demnach sei der Krisenstab des Kreises Ahrweiler am 14. Juli, dem Tag der Flutkatastrophe, frühzeitig und präzise vor dem Hochwasser gewarnt worden, und zwar online auf der Seite des Hochwassermeldedienstes sowie mit automatisierten E-Mails, in denen auch die gewaltigen Prognosen bei den Wasserständen mitgeteilt worden waren.

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Im Detail lief das demnach folgendermaßen ab: Das LfU erstellt seine Hochwasservorhersage nach eigenen Angaben auf Basis der Vorhersage-Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Die gemessenen Pegelstände werden demnach alle 15 Minuten auf der Internetseite www.hochwasser-rlp.de aktualisiert. Diese Pegelstände fließen dann in die Berechnung für aktualisierte Prognosen ein. Nachdem am 14. Juli – nach einem kurzzeitigen Rückgang der Prognosen – bereits um 19.45 Uhr der tatsächlich gemessene Pegelstand in Altenahr bei 4,29 Meter lag, sei auf der Internetseite die Vorhersage auf über 5 Meter erhöht worden, erklärte ein LfU-Sprecher. Das waren bereits rund 1,30 Meter mehr als bei dem katastrohpalen Hochwasser von 2016. Zu dieser Zeit stieg die Ahr um 30 bis 40 Zentimeter alle 15 Minuten. Eine Stunde später lautete die Vorhersage auf der Internetseite dann sogar „mehr als 690 cm“. Das war allerdings auch die letzte Meldung, da zu diesem Zeitpunkt der Pegel in Altenahr von den Fluten fortgerissen wurde.

Zusätzlich zur Webseite des Hochwassermeldedienstes wurden nach LfU-Angaben in einem automatisierten Verfahren im Drei-Stunden-Rhythmus aktualisierte Vorhersagen per Mail an die Kreisverwaltung geschickt. „Die zuständigen Stellen bei den Kreis- bzw. Stadtverwaltungen haben dauerhaft bei der Hochwasservorhersagezentrale hinterlegt, ab welchen prognostizierten Wasserständen (Warnwert) für die Frühwarnregionen sie per Mail über die aktuellen Vorhersagen informiert werden wollen“, erklärte der LfU-Sprecher auf Anfrage unserer Zeitung. Dieser Warnwert setze bereits unterhalb der Katwarn-Meldestufe ein. Ebenfalls automatisiert folgen demnach jeweils die Aktualisierungen. Und die klangen jedes Mal bedrohlicher.

Trotzdem dauerte es noch bis in den späten Abend, bis der Krisenstab in Ahrweiler den Katastrophenfall (Warnstufe 5) ausrief. Erst um 23.09 Uhr wurde eine Evakuierungsaufforderung für den Bereich 50 Meter links und rechts des Flusses verbreitet – viel zu spät und viel zu wenig, wie sich herausstellte. In einem Lagebericht, der um 23.15 Uhr per Twitter gesendet wurde, verkündete Landrat Jürgen Pföhler den Katastrophenfall und warnte eindringlich vor „Lebensgefahr“. Dabei war über Katwarn vom LfU bereits um 17.17 Uhr die höchste Warnkategorie „Extreme Gefahr“ (lila) ausgelöst worden. Dort hieß es unter anderem: „ACHTUNG: An der Ahr und ihren Zuflüssen ist die Hochwassergefahr sehr groß. Innerhalb der nächsten 24 Stunden ist mit Sturzfluten und Überflutungen zu rechnen. Erdrutsche sind möglich.“ Die tragische Bilanz der Katastrophe: Mindestens 135 Menschen verloren das Leben, 59 Menschen werden noch vermisst.

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