Kommentar zu mangelhaft digitalisierten Gesundheitsämtern: „Ihr Kontakt passt leider nicht in unser System“
Nur 12 der 16 Bundesländer nutzen Sormas in ihren Gesundheitsämtern. Lediglich Bremen schafft es, all seine Ämter mit der Software auszustatten – fairerweise sei dazu gesagt: Der Stadtstaat hat gerade einmal zwei Gesundheitsbehörden. Andernorts wird weiter telefonisch erfasst, werden Excel-Tabellen geführt, oder es wird mit Alternativsoftware gearbeitet. Die funktioniert zwar um den eigenen Kirchturm herum, ist aber mit der Software anderer Ämter nicht kompatibel. Warum diese Rückständigkeit? Warum wird nicht konsequent auf ein System gesetzt, das speziell für den Einsatz bei Epidemien entwickelt wurde und sich bereits bei der Ebola-Epidemie 2014 bewährt hat? Ein System, das darüber hinaus aus Deutschland stammt (Weiterentwicklung und Support sind also gesichert) und das obendrein dank Fördergeld des Bundes für die Ämter auch noch kostenlos ist? Stattdessen setzt man auf Bestandssoftware, spielt Alltag im Büro, während außerhalb der Amtsstuben der Ausnahmezustand tobt. Die Botschaft kann nach mehr als 365 Tagen einfach nicht mehr lauten: „Sorry, Ihr Kontakt passt leider nicht in unser System.“
Natürlich arbeiten die Mitarbeiter am Limit und haben keine gesteigerte Lust auf Schulungen für ein neues Programm. Dennoch: Wer zögert, gefährdet die konsequente Kontaktnachverfolgung, verlängert den Lockdown, riskiert Infizierte und letztlich Tote. Diese Logik gilt es flächendeckend zu durchbrechen – mit einem Klick auf „jetzt installieren“.
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