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Rheinland-Pfalz

Jedes zweite Krankenhaus schreibt rote Zahlen: Rezepte gegen die Klinikkrise – Welche Auswege es gibt

Von Christian Kunst
Geballte Bürgerwut: In St. Goar und Oberwesel will die Marienhaus GmbH die Loreley-Kliniken schließen, obwohl sie schwarze Zahlen schreiben. Doch die Aussichten für die Krankenhäuser sind aus Sicht der Träger düster. Daher drohen im Land weitere Klinikschließungen.
Geballte Bürgerwut: In St. Goar und Oberwesel will die Marienhaus GmbH die Loreley-Kliniken schließen, obwohl sie schwarze Zahlen schreiben. Doch die Aussichten für die Krankenhäuser sind aus Sicht der Träger düster. Daher drohen im Land weitere Klinikschließungen. Foto: Suzanne Breitbach

Im neuen Jahr könnte sich die Krankenhauskrise weiter verschärfen. Jede zweite Klinik schreibt mittlerweile rote Zahlen, sagt Dr. Gerald Gaß, Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Zusammen mit Bernd Decker, Chef der Landeskrankenhausgesellschaft und Geschäftsführer der DRK-Trägergesellschaft Süd-West, will er unbedingt verhindern, „dass der Strukturwandel durch Insolvenzen geschieht“. In Gesprächen mit dem Land und den Kassen wollen beide nach Auswegen aus der Krise suchen. Welche dies sein könnten, erklären Gaß und Decker im Interview mit unserer Zeitung:

Lesezeit: 7 Minuten
Wie krank sind die Kliniken im Land? Gaß: 2018 hat ein Drittel der Krankenhäuser im Land rote Zahlen geschrieben. Alle Prognosen weisen darauf hin, dass 2019 ein noch schwierigeres Jahr wird. Ich gehe davon aus, dass bis zu 50 Prozent der Krankenhäuser im Jahr 2019 rote Zahlen schreiben. Die Insolvenzgefahr hat ...
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Die Last der rheinland-pfälzischen Krankenhäuser

Die Bedingungen, unter denen die etwa 90 rheinland-pfälzischen Kliniken arbeiten, werden immer schwieriger. Hier eine Übersicht:

1 Lohnkosten: Von 1992 bis 2017 gab es laut Landeskrankenhausgesellschaft eine Unterdeckung der Lohnkosten von 38,25 Prozent. Das konnte aber bis 2018 kompensiert werden, weil die Zahl der Patienten wegen der demografischen Entwicklung und des medizinischen Fortschritts deutlich stieg. 2018 war die Patientenentwicklung aber erstmals rückläufig, und es gibt eine Abwanderung vom Land in die Städte. Darunter leiden vor allem kleine Kliniken auf dem Land.

2 Investitionskosten: Seit Jahren beklagen Kliniken und Kassen eine zu geringe Investitionsförderung, für die das Land zuständig ist. Zwar fließen derzeit 120 Millionen Euro. Laut Krankenhausgesellschaft fehlen aber jährlich mindestens weitere 180 Millionen Euro.

3 Personalkosten: Die Pflegepersonalkosten werden ab dem kommenden Jahr aus den Fallpauschalen der Kassen ausgegliedert. Dadurch soll verhindert werden, dass Geld aus der Pflege für Investitionen verwendet wird. Bundesweit schätzt man die Einnahmeausfälle auf jährlich 250 Millionen Euro, im Land auf etwa 12,5 Millionen Euro. Außerdem wird es künftig Personaluntergrenzen geben. Werden diese nicht erfüllt, drohen Schließungen von Abteilungen.

4 Einnahmeverluste: Viele kleine Kliniken, die nicht die strengen Bedingungen der Notfallversorgung erfüllen, droht ein Abschlag von 60 Euro pro Behandlungsfall. Der Landesbasisfallwert, wichtige Grundlage bei der Berechnung von Klinikleistungen, wird von 2016 bis 2021 schrittweise auf ein niedrigeres Bundesniveau abgesenkt. Der Einnahmeverlust liegt schon jetzt bei insgesamt 100 Millionen Euro. Geld, das auch künftig jährlich dauerhaft fehlen wird.  ck

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