Kommentar: Der Versuch, die Brücke von der Agenda zu streichen?
Projekte, die die Politik nicht realisieren, aber auch nicht absagen will, werden oft auf die lange Bank geschoben. Wie so etwas funktioniert, haben die Menschen am Mittelrhein jüngst erlebt, als es um die Planung einer Alternativtrasse für die Bahn ging. Im Bundesverkehrswegeplan wurde das Vorhaben ebenso wenig aufgestuft wie der Neubau eines Tunnels bei Oberwesel. Damit schauen die Bahnlärmgeplagten auf Jahrzehnte in die Röhre.
Volker Boch zur neuen Wende im Brückenstreit
Ob es ihnen beim Bau der Mittelrheinbrücke besser ergeht oder diese endgültig zum Phantom wird, hängt davon ab, ob weiter Streitereien und Debatten folgen, die der Bürger nicht versteht. Im Koalitionsvertrag der Landesregierung steht, dass unabhängig von der Brücke bei St. Goar eine Machbarkeitsstudie für eine Querung bei Bingen in Auftrag gegeben werden soll, wenn die betroffenen Kreise dies wollen. Und nun soll die bei St. Goar seit Jahren angedachte – und von ihrem Standort her nicht diskutierte – Mittelrheinbrücke genau dort geplant werden? Landrat Marlon Bröhr scheint an eine „zweite“ Brücke grundsätzlich nicht zu glauben und hält eine Querung bei Bingen für ausreichend am Mittelrhein. Anders lässt sich der Vorstoß, den Planungsraum verändern zu wollen, kaum interpretieren. Nach dem zähen Streit um die Finanzierung der Brücke bei St. Goar scheint dies der Versuch zu sein, sie für seinen Kreis ganz von der Agenda zu streichen.