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Mainz

In der Flutnacht fehlten Hubschrauber: ADD-Referatsleiter berichtet im U-Ausschuss über dramatische Lage

Von Dirk Eberz
Um die Flutkatastrophe im Ahrtal aufzuarbeiten, hat der Untersuchungsausschuss des Landtags die Rolle der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) als der koordinierenden Landesbehörde in den Blick genommen. Dass die Lage Mitte Juli unübersichtlich war, skizzierte Heinz Wolschendorf, Leiter des Referats Brand-, Katastrophen- und Zivilschutz.
Um die Flutkatastrophe im Ahrtal aufzuarbeiten, hat der Untersuchungsausschuss des Landtags die Rolle der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) als der koordinierenden Landesbehörde in den Blick genommen. Dass die Lage Mitte Juli unübersichtlich war, skizzierte Heinz Wolschendorf, Leiter des Referats Brand-, Katastrophen- und Zivilschutz. Foto: dpa

Es ist ein höchst dramatisches Bild, das Heinz Wolschendorf von der Flutnacht des 14. Juli zeichnet. Gleich aus mehreren Kreisen des Landes gehen an diesem Schicksalstag Alarmmeldungen beim Referatsleiter Brand-, Katastrophen- und Zivilschutz der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) ein. „So was habe ich in meinem Leben noch nie erlebt“, erklärte Wolschendorf vor dem Untersuchungsausschuss des Landtags zur Flutkatastrophe an der Ahr. „Da sind wir in ganz neue Dimensionen vorgedrungen.“

Lesezeit: 3 Minuten
Anfragen kommen praktisch im Minutentakt. Und viele wollen Hubschrauber. Eine Spezialressource, wie Wolschendorf es formuliert. „Man glaubt nicht, wie schwer es in Deutschland ist, Hubschrauber mit Nachtsichtgeräten zu finden“, erinnert er sich. Händeringend versuchen seine Mitarbeiter, Maschinen anzufordern. Bei der Bundeswehr. Beim ADAC. Bei der Polizei. Auch bei privaten Firmen. ...
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Kieler Krisenexperte Roselieb lässt kein gutes Haar an Spiegels Rolle in der Flutnacht

Der Direktor des Kieler Instituts für Krisenforschung, Frank Roselieb, hat vor dem Untersuchungsausschuss des Mainzer Landtags ein vernichtendes Urteil über die Rolle von Ex-Umweltministerin Anne Spiegel (Grüne) in der Flutnacht gezogen. „Es wäre besser gewesen, wenn sie die Klappe gehalten und sich ein Bild von der Lage gemacht hätte“, kommentierte der Sachverständige die Pressemitteilung des Umweltministeriums, die am 14. Juli gegen 16.43 Uhr rausging, in der Spiegel die Warnung abschwächte.

„Das liest sich wie eine Werbeveranstaltung für Hochwasserschutz.“ Das Wort Ahr komme darin gar nicht vor. Stattdessen hätte sie deutlich warnen müssen. Auch in den Medien. „Frau Spiegel hätte die Frau der Stunde, des Monats, des Jahres werden können“, erklärte Roselieb – so wie der „Deichgraf“ Matthias Platzeck beim Oderhochwasser 1997. „Dieses Engagement haben wir bei Ihrer Ministerin aber nicht gesehen – um es mal vorsichtig auszudrücken.“ Sie habe damit ein kommunikatives Chaos ausgelöst. Das saß. Und löste im U-Ausschuss zeitweise hämisches Gelächter aus. Zumindest bei der Opposition. Stephan Wefel-scheid von den Freien Wählern forderte umgehend Spiegels Rücktritt. Die Hauptverantwortung in der Flutnacht sieht Roselieb aber bei Landrat Jürgen Pföhler. „Der war der Kapitän“, betont er. Nur ein politisch Verantwortlicher habe den Katastrophenalarm auslösen können. Auf keinen Fall ein ehrenamtlicher Feuerwehrmann. Stattdessen habe sich Pföhler quasi selbst ein Attest ausgestellt. Eine Anspielung darauf, dass sich Pföhler nie im Katastrophenschutz schulen ließ und die Verantwortung in der Flutnacht auf seinen Brand- und Katastrophenschutzinspekteur abwälzte. Das sei umso unverständlicher, da sich die Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung (BABZ) direkt vor seiner Hautür in Ahrweiler befinde. „Da hätte der Landrat sogar als Heimschläfer dran teilnehmen können.“ Innenminister Roger Lewentz (SPD) nahm er hingegen aus der Schusslinie. Er habe nicht einfach die Einsatzleitung übernehmen können. Roseliebs Fazit: „Er hat getan, was er tun konnte.“ de

Flutkatastrophe im Ahrtal
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