Trier

Hat Bernhard Stein Missbrauch gedeckt? Studie erhärtet Vorwürfe gegen früheren Bischof

Die Hohe Domkirche zu Trier ist die älteste Bischofs-Kirche in Deutschland. Gegen den früheren Trierer Bischof Bernhard Stein, der hier gewirkt hat, gibt es schwere Vorwürfe: Hat er Missbrauch gedeckt?
Die Hohe Domkirche zu Trier ist die älteste Bischofs-Kirche in Deutschland. Gegen den früheren Trierer Bischof Bernhard Stein, der hier gewirkt hat, gibt es schwere Vorwürfe: Hat er Missbrauch gedeckt? Foto: picture alliance/dpa | Harald Tittel

Eine Missbrauchsstudie erhärtet schwere Vertuschungsvorwürfe gegen den früheren Trierer Bischof Bernhard Stein. Er sei „Teil des Systems“ gewesen, das Missbrauchtäter gedeckt und geschützt habe – zu dieser Erkenntnis kommt zumindest die Unabhängige Aufarbeitungskommission im Bistum Trier (UAK).

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Bernhard Stein war von 1967 bis 1980 Bischof von Trier. Der Vorwurf der „zumindest moralischen und systemischen Mitverantwortung“ für sexuellen Missbrauch treffe auch auf ihn zu, heißt es in einer nun veröffentlichten Studie.

Die Zahlen von Fällen sexuellen Missbrauchs seien zu Steins Amtszeit „deutlich höher“ gewesen als die Fallzahlen während anderer Amtszeiten, teilte die Kommission mit. Nach Auswertung von knapp 500 Akten gebe es mindestens 305 Betroffene und 81 Beschuldigte, von denen 17 Täter den damaligen Verantwortlichen des Bistums bekannt gewesen seien. Die Taten erfolgten an Messdienern in Sakristeien, in Wohnungen von Pfarrern und Kaplänen sowie in Ferienlagern und Freizeitheimen.

Ein dem Grunde nach systematisches und planmäßiges, den mutmaßlichen Täter schützendes Vorgehen durch den Führungskreis des Bistums.

So bezeichnet die Studie der Aufarbeitungskommission die Haltung der Verantwortlichen

Die Studie offenbare „ein dem Grunde nach systematisches und planmäßiges, den mutmaßlichen Täter schützendes Vorgehen durch den Führungskreis des Bistums“, teilte die Kommission mit. Die Vorgänge seien geheimgehalten und mündlich bearbeitet worden, es habe „Ringe des Schweigens“ gegeben. Wenn Täter strafversetzt wurden, habe es keine „ausreichende Nachkontrolle“ am neuen Einsatzort gegeben. Bischof Stein habe in keinem Fall mit Opfern gesprochen, es habe keine seelsorgerischen oder andere Hilfsangebote gegeben.

Nur wenige Fälle belegt

Auch wenn Stein nur in wenigen belegten Fällen am Umgang mit ihm bekannten Missbrauchsfällen beteiligt gewesen sei, habe es die gleichen Reaktionen gegeben wie in anderen Fällen: „Von ihm sind der UAK keine Bemühungen bekannt, beim Umgang von Missbrauchsfällen umzusteuern“, teilte die Kommission mit. Daher gehe man davon aus, dass Stein das damalige System gestützt habe.

Der Bericht zu Bischof Stein sei „eine Art Zwischenbilanz“, da weitere Dokumente zu dessen Amtszeit noch ausgewertet werden müssten. In Trier gibt es seit längerem eine Debatte, ob Stein (1904-1993) posthum die Ehrenbürgerwürde der Stadt entzogen und ein nach seinem Namen benannter Platz am Trierer Dom umbenannt werden soll.