Rheinland-Pfalz

Große Kampagne: Für mehr Fachkräfte und die Energiewende

Von Anke Mersmann
Politisch ist die Energiewende beschlossen, für die praktische Umsetzung – etwa um Solarmodule auf Dächern zu montieren – sind Handwerker gefragt. Doch auch hier mangelt es an Fachkräften. Foto: Oliver Berg/dpa
Politisch ist die Energiewende beschlossen, für die praktische Umsetzung – etwa um Solarmodule auf Dächern zu montieren – sind Handwerker gefragt. Doch auch hier mangelt es an Fachkräften. Foto: Oliver Berg/dpa

Die Energiewende ist erklärtes Ziel, nur mangelt es an Handwerkern, die Solarmodule und Co. auch montieren und installieren können. Mit einer groß angelegten Kampagne wollen die vier Handwerkskammern in Rheinland-Pfalz und das Wirtschaftsministerium gegensteuern.

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Kampagnen zwischen den vier Handwerkskammern in Rheinland-Pfalz und dem Wirtschaftsministerium hat es in der Vergangenheit bereits gegeben, die nun vorgestellte ist in ihrer Form und inhaltlichen Dimension jedoch neuartig: Hergeleitet aus der Notwendigkeit, auf die Klimakrise zu reagieren, wird mit dieser Kampagne namens „Klimahandwerk“ erstmals „ein geopolitisches Thema heruntergebrochen auf die handwerkliche Ebene“, erklärt der Sprecher der Handwerkskammer Koblenz, Jörg Diester, gegenüber unserer Zeitung.

Ziel des Ganzen: Über die Kampagne solle betont werden, welche Bedeutung dem Handwerk zufällt, wenn es darum geht, die Klima- und Energiewende umzusetzen, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium. Praktisch formuliert: Wärmepumpen, Fotovoltaik- sowie Solarmodule und etliches mehr müssen schließlich erst einmal installiert und montiert werden, um überhaupt in der Klimabilanz zu Buche schlagen zu können. Dafür braucht es Fachkräfte – und an denen mangelt es ja bekanntermaßen.

Soziale Netzwerke nutzen

Auch hier setzt die Kampagne an. Sie soll gezielt junge Menschen ansprechen und dazu motivieren, im Klimahandwerk arbeiten zu wollen, teilt das Wirtschaftsministerium mit. Dazu zählen beispielsweise Dachdeckerbetriebe und Elektroniker-, Energie- und Gebäudetechnik, gefragt sind etwa auch Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizung und Klimatechnik (SHK).

Ab Februar soll in den Bezirken der vier Handwerkskammern in Rheinland-Pfalz im Zuge der Kampagne über die sozialen Netzwerke ausgespielt werden. Geplant ist, wöchentlich neue Akteure und neue Aspekte aus dem Klimahandwerk vorzustellen. Man erhoffe sich, über diese Kanäle viele junge Menschen für eine berufliche Zukunft im Handwerk begeistern zu können. Zudem sind Veranstaltungen zum Thema in den Bezirken der vier Kammern geplant. Ein Imagevideo, das auch den Handwerksbetrieben zur Verfügung gestellt wird, soll ebenfalls Aufmerksamkeit erzeugen.

Es ist entscheidend, junge Leute zu gewinnen, die nicht nur für eine Klimawende demonstrieren, sondern die im Handwerk mit anpacken und somit Klimaschutz hauptberuflich betreiben.

„Es ist entscheidend, junge Leute zu gewinnen, die nicht nur für eine Klimawende demonstrieren, sondern die im Handwerk mit anpacken und somit Klimaschutz hauptberuflich betreiben“, teilt Kurt Krautscheid, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammern in Rheinland-Pfalz und Präsident der Handwerkskammer Koblenz, mit.

Dass Nachwuchs und angehende Fachkräfte gesucht sind, kann wiederum HwK-Sprecher Diester mit Zahlen untermauern: Allein im Kammerbezirk Koblenz seien in den 77 registrierten Handwerksberufen über die Lehrstellenbörse derzeit 245 freie Ausbildungsplätze gemeldet – und das im Januar, wenn das in der Regel im August beginnende Ausbildungsjahr bereits seit Monaten läuft.

Klimahandwerk ist stabil am Markt

Etliche dieser freien Lehrstellen – etwa 20 Prozent – seien dem Klimahandwerk zuzuordnen, Anlagenmechaniker SHK beispielsweise. Kurzum: „Fachkräfte im Klimahandwerk sind dringend gesucht“, erklärt Diester. Er liefert weitere Zahlen: In den vergangenen zehn Jahren seien die Ausbildungsplätze im Kammerbezirk insgesamt um 18 Prozent zurückgegangen – im Klimahandwerk seien Lehrplätze lediglich um 1,3 Prozent verschwunden. „Klimahandwerke konnten sich gegen den Trend gut halten“, erklärt Diester.

Dennoch fehlen Fachkräfte – ein Mangel, der sich insbesondere angesichts der politisch definierten Ziele der Energiewende dramatisch auswirken kann: In Rheinland-Pfalz sollen klimaschädliche Treibhausgase bis 2040 gebannt sein – bundesweit will man 2045 so weit sein. Im Klimaschutzgesetz des Landes ist zudem das Ziel definiert, dass bis zum Jahr 2030 Behörden, Hochschulen und sonstige Landeseinrichtungen in Rheinland-Pfalz in der Gesamtbilanz klimaneutral sein sollen. Jörg Diester: „Es gibt also noch viel zu tun.“ Über die Kampagne fürs Klimahandwerk erhoffe man sich einen dafür nötigen Schub.

Die Kampagne Klimahandwerk wurde auf dem Neujahrsempfang der Handwerkskammer Koblenz vorgestellt. Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP) bezeichnete das Klimahandwerk als „Schlüssel für das Gelingen der Energiewende“. Diese sei eine Herausforderung, der sich das Handwerk mit neuen Technologien und Ideen stelle. Zu dem Empfang waren etwa 600 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft im HwK-Zentrum für Ernährung und Gesundheit in Koblenz geladen. Kammerpräsident Kurt Krautscheid betonte, dass der Jahresanfang 2023 von herausfordernden Rahmenbedingungen geprägt sei. Er appellierte: „Setzen wir dem unsere Stärken entgegen, die Mut machen und Orientierung bieten.“ red