Als die rund 10 000 Besucher am 11. November 2019 auf dem Mainzer Schillerplatz die „fünfte Jahreszeit“ einläuteten, ahnte wohl niemand unter ihnen, dass um diese Zeit vorerst das letzte Mal gemeinsam geschunkelt und gesungen wurde. Schon ein Jahr später waren alle Beteiligten zur Pause gezwungen. Kein Schunkeln, kein Singen. Virtuelle Alternativen waren das Höchste der Gefühle. Einen richtigen Ersatz konnte es nicht geben. Doch jetzt geht es wieder los.
Ungeachtet der steigenden Corona-Zahlen lockerte das Land Rheinland-Pfalz in der vergangenen Woche pünktlich zum 11.11. die Corona-Regeln für Veranstaltungen unter freiem Himmel. Die neue Regelung: Es gibt quasi keine mehr. Keine Vorgabe also bei Personenanzahl, Impfschutz oder dem Tragen einer Maske. Allerdings gibt es die Empfehlung, Masken zu tragen und Abstand zu halten, wenn es eng wird.
Trotz dieser Lockerung legen Veranstalter an diesem Donnerstag großen Wert auf einen verantwortungsvollen Ablauf des Fastnachtsauftakts. So auch der Mainzer Carneval Verein (MCV), der die Feier auf dem Schillerplatz organisiert: „Der MCV als Veranstalter sieht sich in der Pflicht, in möglichst großem Maße auch auf die Gesundheit seiner Gäste zu achten. Aus diesem Grund hat er sich unabhängig von der neuen Verordnung der Landesregierung für die 2G-Regel entschieden.“ Das heißt: Zutritt nur für Genesene und Geimpfte.
Auch in Koblenz gilt 2G
Ähnliche Töne sind auch aus Koblenz zu hören: „Auch die 27. Verordnung bestärkt uns darin, dass wir mit der 2G-Regel für die kommende Session die richtige Entscheidung getroffen haben“, erklärte die Arbeitsgemeinschaft Koblenzer Karneval (AKK). Man hoffe, dass es sich dabei um eine einmalige Geschichte handelt. Für 2023 wünscht sich die AKK wieder Normalität.
Auch in Trier wird der Start in die närrische Session nun unter 2G-Bedingungen gefeiert. So sei es ursprünglich geplant gewesen, teilte der Präsident der Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval (ATK), Andreas Peters, mit. Nach Bekanntwerden der neuen Landesverordnung hatte man sich umentschieden und wollte wieder „quasi normal“ feiern. Doch kurzfristig sei man nun „in Anbetracht der aktuellen Situation“ wieder zu 2G zurückgekehrt. Es werde Einlasskontrollen geben und der Bereich sei abgesperrt, sagt Peters.
Im Vorfeld wurden erstmals Tickets für einige Fastnachtveranstaltungen verkauft. So soll die Zahlung eines Eintrittsgeldes zur Finanzierung der Absperrung und des Kontrollpersonals dienen, erklärte der Bund Deutscher Karneval (BDK). 6000 Eintrittskarten wurden in Koblenz, 7500 in Mainz verkauft. Trotz 2G-Regelung wird in Koblenz und Mainz nicht die gesamte Platzkapazität ausgenutzt.
Mit Blick auf den weiteren Verlauf der Kampagne macht sich unter den Veranstaltern Unsicherheit breit. Nach der aktuellen Verordnung können die Umzüge um den Rosenmontag zwar wie geplant stattfinden, jedoch scheint es unvorhersehbar, wie sich die Lage innerhalb der nächsten drei Monate bis zum 28. Februar entwickelt. „Man hört von Planungen zur Durchführung von Rosenmontagszügen, man hört gleichermaßen von Skepsis angesichts der gegenwärtigen Infektionszahlen“, heißt es vom BDK.
In Trier wird noch „ganz normal“ geplant
In Trier werde der Rosenmontagszug derzeit noch „ganz normal“ geplant, erklärt der zuständige ATK-Präsident Peters. Ein Umzug unter 2G-Regeln wäre ohnehin schwer umsetzbar. „Für die 2000, 3000 Zugteilnehmer hätten wir das ja noch machen können, aber nicht für 60 000 bis 100 000 Zuschauer.“
Bereits am vergangenen Donnerstag wurde der gemeinsame Fastnachtsumzug der Schwesterstädte Ludwigshafen und Mannheim wegen fehlender Planungssicherheit abgesagt: „Zu dem Umzug kommen 200 000 bis 250 000 Besucher – die kann ich nicht auf Abstand halten oder auf die 3G-Regeln überprüfen“, betont Christoph Heller, Präsident des Großen Rates der Ludwigshafener Karneval-Vereine. „Die Chance, die Übersicht zu bewahren, ist nicht vorhanden.“
Angesichts des großen Zuspruchs, der sich anhand des schnellen Ticketausverkaufs für die Fastnachtveranstaltungen ablesen lässt, ist eine gewisse Sehnsucht nach Karneval nicht von der Hand zu weisen. Die virtuellen Ersatz-Events aus dem letzten Jahr seien nicht das „Gelbe vom Ei“ gewesen, stellt AKK-Präsident Christian Johann fest. Die Sehnsucht kann nun erst einmal gestillt werden. Wie lange das anhält, ist offen.