Medizinsoziologin fordert achtsameren Umgang mit Pflegebedürftigen trotz Corona
Strikte Corona-Infektionsschutzmaßnahmen können sich nach Ansicht der Medizinsoziologin Kira Hower negativ auf das psychische Befinden Pflegebedürftiger auswirken. Das trifft vor allem auf Demenzkranke zu, sagte sie bei einer Sitzung der Enquetekommission des rheinland-pfälzischen Landtags zur Corona-Pandemie. Beim Infektionsschutz müsse auch das Verlangen der Pflegebedürftigen nach Nähe, sozialen Kontakten und einer selbstbestimmten Lebensführung berücksichtigt werden. Um Kommunikationsbarrieren zu verringern, schlug die Kölner Wissenschaftlerin im Umgang mit Demenzkranken und Menschen mit Hörproblemen ein Abrücken von „starren Regeln“ beim Tragen des Mund-Nasen-Schutzes vor, damit die Gesprächspartner auch die Lippen ihres Gegenübers sehen könnten. Allerdings müsse der 1,5-Meter-Abstand gewahrt bleiben. Zudem sollten nur Menschen mit Erkältungssymptomen sowie Kontaktpersonen von Corona-Infizierten den Pflegebedürftigen beziehungsweise den Pflegeeinrichtungen fernbleiben müssen.
Der DGB hob die besondere Bedeutung von Frauen bei der Bewältigung der Corona-Krise hervor. Bei zahlreichen systemrelevanten Berufen gebe es einen Frauenanteil von 70 Prozent. Die Wertschätzung für diese Arbeit sollte sich regelmäßig zum Monatsende auf dem Gehaltszettel niederschlagen.
Laut Andreas Zels, Vorsitzender der Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Rheinland-Pfalz, hat die Corona-Krise viele langjährige Probleme im sozialen und im medizinischen Bereich offengelegt. „Die Systeme sind extrem angespannt. Die Corona-Krise nimmt gerade etwas den Schleier weg und zeigt, was los ist.“