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Der Härtetest: Ob Lehrer und Schüler in Rheinland-Pfalz für den Winter gerüstet sind

Von Ira Schaible

Das neue Schuljahr ist in der Corona-Pandemie trotz großer Bedenken nach einhelliger Auffassung recht gut angelaufen. Bei deutlich steigenden Infektionen beginnen heute in Rheinland-Pfalz die Herbstferien. Wie wird es danach in den Schulen weitergehen, wenn sinkende Temperaturen das Lüften erschweren und die Grippesaison dazu kommt? Lüften und das Gedränge in den Schulbussen werden nach Einschätzung von Lehrern und Schülern die größten Herausforderungen sein. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Rück- und im Ausblick:

Lesezeit: 4 Minuten
Ist der Start ins neue Schuljahr mit normalem Unterricht gelungen? Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) zieht eine positive Bilanz: „Die ersten Wochen des Schuljahres 2020/2021 sind angesichts einer historischen Herausforderung wie der Corona-Pandemie sehr gut und ruhig verlaufen.“ Dies sei vor allem den Schulen, Lehrkräften, Schülern, Eltern und der Schulaufsicht zu verdanken. ...
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Gericht stoppt vorerst den Neuwieder Eilantrag: Maskentragen im Unterricht ist eine „zumutbare Einschränkung“

Seit der Kreis Neuwied aufgrund des Corona-Infektionsgeschehens die Warnstufe Orange erreicht hat, gilt nun auch im Unterricht an weiterführenden Schulen eine Maskenpflicht. Dagegen regt sich Protest und Widerstand besorgter Eltern. Bemühungen, den Kreis dazu zu zwingen, die entsprechende Allgemeinverfügung zurückzunehmen, haben nun einen juristischen Dämpfer erhalten.

Doch endgültig entschieden ist die Sache damit noch nicht. Per Eilantrag hatten zwei Geschwister, die ein Gymnasium im Kreis besuchen, versucht, am Verwaltungsgericht Koblenz eine Rücknahme der Maskenpflicht zu erwirken – erfolglos, wie das Gericht am Donnerstag mitteilte (Aktenzeichen: 3 L 873/20.KO). Das Gericht entschied: Die Anordnung des Kreises ist weiter zu beachten – vorläufig zumindest. Denn es sei derzeit offen, so die Koblenzer Richter, ob die für die gesamte Unterrichtszeit geltende Maskenpflicht für alle Schulen im Gebiet des Landkreises rechtmäßig sei. Die erste Interessenabwägung fiel zugunsten der Kreisverwaltung aus – das Tragen der Maske im Unterricht sei eine „zumutbare Einschränkung“. Ob es jetzt zu einem Hauptsacheverfahren kommt, liegt in den Händen der nun unterlegenen Antragsteller. tim

„Bildungsministerium spielt die Bedeutung von Lüftungsanlagen herunter“

In den Schulen wächst die Angst vor steigenden Corona-Infektionen. „Die Sorge vor dem Winter ist groß“, sagt die Vorsitzende des Philologenverbandes Rheinland-Pfalz, Cornelia Schwartz. Es gebe weder Abstand noch Masken, und die Angst sei, dass ein Stoßlüften nicht ausreichen wird, um Infektionen vorzubeugen. „Das Bildungsministerium spielt aber die Bedeutung von mobilen Lüftungsanlagen herunter“, kritisiert Schwartz: „Unser Eindruck ist, man will das wegdrücken – weil das ja was kostet.“

Tatsächlich hatte das Mainzer Bildungsministerium Mitte September eine Pressemitteilung verbreitet mit dem Titel „Expertenrunde sieht mobile Luftreinigungsanlagen kritisch“. Darin heißt es, die Experten seien „skeptisch, dass ein flächendeckender Einsatz von mobilen Luftreinigungsanlagen geeignet sei, die Viruslast in Klassenzimmern verlässlich zu senken“. Regelmäßiges Lüften sei dagegen unerlässlich. Gut eine Woche später äußerte sich die Kultusministerkonferenz (KMK) praktisch gleichlautend. Zitiert wird zudem ein Experte des Bundesumweltamtes, die Geräte könnten sogar einen gegenteiligen Effekt haben, wenn sie nicht richtig gewartet würden – „die Gefahr sei groß“. Der Philologenverband wirft dem Mainzer Ministerium nun eine einseitige Darstellung vor: „Unser Eindruck ist, man will die Debatte um die Lüfter wegdrücken“, sagt Schwartz gegenüber unserer Zeitung.

Einer der bei der KMK geladenen Experten, der Münchener Professor Christian Kähler, widerspricht der KMK-Darstellung. Hochwertige Lüftungsgeräte böten „ein viel höheres Maß an Sicherheit vor einer indirekten Infektion als die freie Lüftung“, sagt Kähler – und das habe er in der Expertenrunde mit den Kultusministern auch genau so dargestellt. Kähler ist Autor einer Studie der Bundeswehr-Universität München, nach der Raumluftreiniger die Aerosolkonzentration in einem Raum binnen sechs Minuten halbieren können. Damit sorgten sie „im Gegensatz zur freien Lüftung mit Fenstern auch dafür, dass eine wirkliche Reduzierung der Virenlast erfolgt“ – und das dauerhaft, heißt es der Studie. Voraussetzung sind hochwertige Hepa-H14-Filter, die selbst winzige Luftteilchen filtern. Auch eine Studie der Universität Frankfurt ergab, dass Luftreiniger mit Hepa-Filtern die Aerosolkonzentration in einem Klassenzimmer um 90 Prozent senken könnten. Damit werde das Risiko einer Infektion mit Sars-CoV-2 deutlich verringert, man empfehle das Aufstellen entsprechender Luftreiniger in Klassenräumen.

Das Ministerium müsse mit allen Experten reden, fordert nun Schwartz: „Wir haben seit dem Frühjahr die Fenster aufgerissen wie die Blöden, jetzt soll das zurückgefahren werden auf alle 20 Minuten – uns ist das zu wenig“, kritisiert sie: „Das ist Zurückfahren an Maßnahmen angesichts steigender Infektionsfahren – das ist das falsche Signal.“ Im Ministerium verbreite man immer noch die Botschaft, es gebe kein Infektionsproblem in den Schulen. „Das war ein Sommermärchen, das ist jetzt ausgeträumt“, sagt Schwartz.

Sie fordert, zum Abstand zurückzukehren und kleinere Klassen zu bilden: „Das haben wir am Anfang gemacht und gemerkt, wie toll das war“, sagt sie. Es müsse aber auch „Stufen darunter“ geben – und dazu gehörten eben die Luftreiniger. Im Bildungsministerium heißt es inzwischen: Wenn Räume nicht ordentlich gelüftet werden könnten, könnten Luftreiniger flankierend zum Einsatz kommen. Man sei derzeit mit den Schulen im Gespräch, wo Notwendigkeiten dafür bestehen, sagte eine Sprecherin.

Für die Finanzierung verweist man aber auf den Bund. Im Bundeswirtschaftsministerium wurde in der Tat ein Förderprogramm angekündigt, es werde „demnächst in Kraft treten“, heißt es dort.

Gisela Kirschstein

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